Unwetter im Landkreis Wolfratshausen:Hagelkörner groß wie Tennisbälle

Unwetter richten am Wochenende im Landkreis Wolfratshausen massive Schäden an. Vier Rehe werden von den Eisbrocken erschlagen.

Bernhard Lohr

Unwetter mit Hagelkörnern in der Größe von Tennisbällen haben am Freitagabend im Landkreis massive Schäden angerichtet. In einem Freigehege auf Gut Waltersteig, Gemeinde Eurasburg, wurden nach Angaben der Feuerwehr vier Rehe vom Hagel erschlagen. Einige Personen erlitten Platzwunden.

beuerberg hagel

Ein Feuerwehrmann zeigt die Hagelkörner, die so groß sind wie Tennisbälle.

(Foto: WOR)

Eine Schneise der Verwüstung zog sich über Geretsried, Eurasburg bis nach Seeshaupt am Starnberger See. Windschutzscheiben von Autos, Solaranlagen und Dachfenster wurden zertrümmert. Es kam zu Stromausfällen. Am Sonntagabend folgten nach Starkregen Überschwemmungen und Murenabgänge.

Kreisbrandmeister Paul Wenus aus Beuerberg steckte Sonntagmittag noch in nasser Kleidung. Solch ein Wochenende - mit Hagel am Freitag und Starkregen am Samstag - hatte der erfahrene Feuerwehrmann mit gut 50 Jahren Erfahrung noch nicht erlebt. In Frettenried sei das Wasser in Sturzbächen durch einen Bauernhof gelaufen. In kurzer Zeit sei eine Seenlandschaft entstanden. Der Geretsrieder Kommandant Robert Korndörfer sagte, in der Wolfratshauser Klinik seien nach seinen Informationen drei Personen mit Platzwunden versorgt worden. Im Bereich Penzberg im Landkreis Weilheim-Schongau wurde laut Polizei ein Hausdach nahezu komplett zerstört.

Wie Gisela Böllmann vom Deutschen Wetterdienst berichtet, hatten sich in der Nacht zum Samstag im Oberland in einer Stunde "von null auf hundert" Gewitter entwickelt. Gegen 20 Uhr ging es dann mit heftigen Niederschlägen los. Etliche Tiefgaragen und Keller liefen voll. Alleine die Geretsrieder Feuerwehr rückte am Freitag 25 Mal aus, am Samstagabend dann erneut 30 Mal. Kommandant Korndörfer sagte, in einer Garage habe das Wasser einen Meter hoch gestanden. In Ascholding öffnete die Feuerwehr einen Bypass am Wehr, als der Dorfbach überzulaufen drohte.

Stellenweise fielen über 100 Liter Niederschläge pro Quadratmeter, so viel wie sonst im ganzen Monat Juli. Sturmböen entwurzelten nach Polizeiangaben etliche Bäume. Polizisten der Verkehrspolizeiinspektion Weilheim hatten Glück im Unglück. Die Wucht der Hagelkörner zertrümmerte während der Fahrt die Windschutzscheibe ihres Wagens, die Polizisten blieben unverletzt.

Bäume entwurzelt

In Lenggries gingen Samstagabend Muren ab. Zwischen Hohenwiesen und Sylvensteinkraftwerk war auf der B 13 an mehreren Stellen kein Durchkommen mehr. Erst nach Einsatz schweren Geräts war die Straße am Sonntag, 10 Uhr, wieder voll befahrbar. Ebenfalls gesperrt war die Staatsstraße zwischen Lengenwies und Beuerberg, Achmühle und Eurasburg, Beuerberg und Penzberg sowie die Staatsstraße zwischen Beuerberg und Königsdorf und Beuerberg und St. Heinrich.

Auf Höhe des Skilifts Beuerberg musste die Feuerwehr nach einem Murenabgang mit einem Radlader Geröll von der Straße schaffen. Ein 60-jähriger Eurasburger verunglückte am Samstag, als er das Dach seines Hauses reparieren wollte. Er rutschte gegen 11.40 Uhr auf einer Leiter ab, stürzte fünf Meter in die Tiefe und brach sich den rechten Fuß.

Das Ausmaß der Schäden war am Sonntag laut Polizei noch nicht voll abzuschätzen. Andreas Polz, Feuerwehrmann und Versicherungsmakler aus Geretsried, berichtete von 50 Schadensmeldungen aus Geretsried und Umgebung alleine bis Samstagabend.

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