Untermarkt 10:Drei Chancen fürs Heimatmuseum

Untermarkt 10: Wie geht es mit dem städtischen Gebäude im Untermarkt 10 und dem Heimatmuseum weiter? Der Stadtrat lässt drei Varianten prüfen.

Wie geht es mit dem städtischen Gebäude im Untermarkt 10 und dem Heimatmuseum weiter? Der Stadtrat lässt drei Varianten prüfen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Nach Jahren des Gezerres liegen nun drei Varianten vor - so könnten die Exponate etwa in die gegenüberliegende Happ'sche Apotheke ausgelagert werden.

Von Wolfgang Schäl

Nach wie vor hat der Wolfratshauser Stadtrat nicht den Stein der Weisen gefunden, der helfen könnte, das Problem mit der Immobilie Untermarkt 10 zu lösen - dem nur unter riesigem finanziellem Aufwand nutzbar zu machenden Gebäude des Heimatmuseums, das im Besitz der Stadt ist. Die Sanierung sollte bis jetzt ein privater Investor auf dem Wege des Erbbaurechts übernehmen, Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) wurde zu Jahresbeginn mit der Suche nach einem solventen Bauherrn betraut, ein Interessent ist indes nicht in Sicht.

Falls sich ein Bewerber fände, der das Gebäude selber nutzen will, stellt sich die zwingende Frage, was dann aus dem Heimatmuseum werden soll. Verschiedene Varianten hat der Stadtrat jetzt durchdekliniert, als Ersatzlösung im Gespräch war einmal mehr das mittlerweile leerstehende alte Archiv am Loisachufer, vulgo Pumpenhäusl, das aber auch in schlechtem Zustand und zu klein ist, es wäre nur mit einem Anbau als Museum zu nutzen. Dies ist aber vor einigen Jahren schon auf Ablehnung gestoßen. Ein denkbarer Ersatz wäre das Gebäude der Happ'schen Apotheke, in dem die betagte Bewohnerin aber lebenslanges Wohnrecht für das gesamte Obergeschoss hat. Auch hier ist zu klären, ob sich das Gebäude für ein Museum überhaupt eignet. Sofern dies alles ausscheidet, wäre die Alternative ein Neubau auf einem stadteigenen Grundstück, das aber auch erst gesucht werden müsste.

Eine letzte Möglichkeit wäre, dass der Erbbaurechtsnehmer das Gebäude an die Stadt vermietet. Für diesen Fall hat die Stadt sogar eine Kostenrechnung angestellt, sie geht, angelehnt an die Marktlage von einer Jahresmiete in Höhe von etwas über 75 000 Euro aus, zuzüglich der nicht unerheblichen Abbau-, Umzugs- und Lagerkosten während der Umbauzeit. Billig umzusetzen ist damit keine der Optionen.

Es seien drei eng miteinander verbundene Liegenschaften, erläuterte Ulrike Krischke (BVW), die jetzt die Ergebnisse von gemeinsamen internen Gesprächen mit den anderen Fraktionen referierte. Die Beratungen seien mit dem Anspruch geführt worden, "dass wir dieses seit drei Jahren herrschende Gezerre beenden und den Blick nach vorn richten". Damit wolle man auch "den Startschuss geben für die Neugestaltung des westlichen Loisachufers". Krischke stellte zu dem Problemkomplex drei Lösungsansätze, "Module" vor, über die vorab gemeinsam fraktionsübergreifend diskutiert worden war und die in getrennten Abstimmungen jeweils deutliche Mehrheit fanden. Demnach soll das Heimatmuseum nun erstens an die Städtische Wohnbaugesellschaft (StäWo) übertragen und von ihr saniert werden. Der Bürgermeister soll prüfen, unter welchen Voraussetzungen dieses Ziel erreicht werden könnte, und ob die StäWo in der Lage wäre, die Sanierung und Vermietung des Gebäudes zu ermöglichen. In diesem Falle sollte das Gebäude leer, also ohne Exponate, an die StäWo übergeben werden. Dafür fand sich eine Mehrheit von 17 zu 7 Stimmen.

Das zweite Modul beinhaltet die Nutzung der Liegenschaft Loisachufer 1 (altes Archiv) als Heimatmuseum, das dann aber völlig neu konzipiert werden müsste. Die Umgestaltung und Erweiterung des Pumpenhäusls wäre Krischkes Bericht zufolge "ein wichtiger Schritt in Richtung Neugestaltung des Loisach-Westufers". Das Konzept für das neue Heimatmuseum sollte dann in Begleitung eines externen Fachberaters erfolgen. Der Bürgermeister soll nun für die Neuplanung die entsprechenden Schritte einleiten und Fördermöglichkeiten prüfen (17 zu 7 Stimmen).

Gemäß einem dritten Modul könnten die Exponate des Heimatmuseums vorübergehend in die Happ'sche Apotheke (Untermarkt 13) ausgelagert beziehungsweise ausgestellt werden. Dort würden dann auch die Nutzungen umgesetzt, die eigentlich für den Untermarkt 10 vorgesehen waren: Tourist-Info, Kartenverkauf für Veranstaltungen, Trauzimmer, Räume für den Wirtschaftsförderer sowie für das Kulturmanagement. Auch dafür soll nun ein konkretes Nutzungskonzept erarbeitet werden (16 zu 8 Stimmen).

Ungeachtet dieser mehrheitlich beschlossenen Strategie gab es auch jetzt wieder höchst kritische Stimmen. Kulturreferent Alfred Fraas (CSU) beklagte die aktuelle "Rochade" des Stadtrats, nachdem man sich gerade für die Variante Erbbaurecht entschieden habe. Und die Erweiterung des alten Archivs durch einen Anbau sei doch schon längst auch von den Bürgern abgelehnt worden. Mit Blick auf die Kosten, die schon bald auf die Stadt zukommen, Beispiel S-Bahn-Verlängerung, werde er auf keinen Fall der kostenträchtigen Archivvariante zustimmen, sagte Fraas. Manfred Fleischer (CSU) vermisste für alle Varianten "konkretes Zahlenmaterial" und bemängelte, dass man es im Fall des Falles mit drei Baustellen zu tun haben werde. Ein "Schnellschuss " sei mit ihm nicht zu machen, erklärte Fleischer, er sei auch nicht bereit, "einen finanzpolitischen Blankoscheck" auszustellen. Peter Plößl (CSU) appellierte mit Blick auf die langjährige, unselige Loisachhallendebatte, "nicht nochmal in ein solches Abenteuer reinzurennen" und am Ende womöglich wieder "Millionen zu vergraben".

Fritz Meixner (SPD) wiederum sah den Dreipunktekatalog als "überzeugendes Gesamtpaket" und nicht als Rolle rückwärts, wie die CSU dies vermittle. Es sei einfach überfraktionell darum gegangen, Antworten zu finden. Krischke selbst versuchte die sich aufbauende Schärfe aus der Debatte zu nehmen: "Keiner der Beschlussvorschläge sieht doch vor, dass schon morgen gebaut wird."

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