Ungewöhnlicher Vortrag:Schildmütze und Zylinder

Beim Geretsrieder CSU-Stammtisch spricht Volker Reeh über seine unterschiedlichen Rollen in Stadt- und Kreistag

Von Konstantin Kaip, Geretsried

Im Schatten des tragischen Zugunglücks von Bad Aibling hatte sich die Geretsrieder CSU am Aschermittwoch davor gehütet, politische Themen anzusprechen. Volker Reeh verzichtete auf seinen geplanten Vortrag über die unterschiedlichen Aufgaben als Stadt- und Kreisrat. Den hat er nun am Sonntag beim Stammtisch des Ortsverbands im Wirtshaus Geiger nachgeholt: Mit Hilfe von drei Hüten, die er aus seinem Korb zauberte und im Wechsel aufsetzte, versuchte er die komplexe Rollenverschiebung, die er in beiden Gremien zu leisten hat, zu verdeutlichen.

Die etwa 20 Ortsverbandsmitglieder im Gasthof Geiger beeindruckte der Fraktionssprecher der CSU im Stadtrat zunächst mit dem Zylinder seines Großvaters, mit dem Reeh, in Anspielung auf die Tölzer Räte bei der Leonhardifahrt, seine Rolle als Stadtrat symbolisierte. Nämlich, "sich voll und ganz für die Kommune einzusetzen". Das wolle er zwar auch als Kreisrat, erklärte Reeh dann mit einem dunkelblauen Hut auf dem Kopf - "leider ohne Gamsbart". Allerdings sei der mit seinen 60 Mitgliedern eben mit den Kreisaufgaben wie Schule, Jugend und Soziales, beschäftigt. Die Diskussionen seien bei 60 Mitgliedern verkürzt und fänden eher in den Fachausschüssen statt. Im Wechsel mit den Hüten griff sich Reeh immer wieder eine Eishockey-Schildmütze aus Toronto, die er in Ermangelung eines passenden Bauhelms mitgebracht hatte. Die sollte sowohl in der Kommune als auch im Kreis die Rolle symbolisieren, die Reeh und seine Kollegen im Interesse einer selbständigen Gesellschaft übernehmen müssen: im Verwaltungsrat der Stadtwerke, im Abwasserzweckverband oder beim Abfallwirtschaftsunternehmen des Landkreises (AWU). "Wir wollen alle das Beste aber mit unterschiedlichen Augenmerken", resümierte er schließlich.

Beim CSU-Stammtisch ging es auch um den Geretsrieder Haushalt und die Erhöhung der Gewerbesteuer, die Bürgermeister Michael Müller vehement verteidigte. Er wies auch auf die wachsenden Aufgaben der Kommunen als Folge der Bundespolitik hin, etwa bei den Sozialleistungen. Zudem treffe die Stadt der Investitionsstau bei den Großprojekten. "Das Mögliche machbar machen - das muss unsere Politik sein", sagte Müller. Deshalb dürfe man keine "Luftschlösser bauen", indem man die Auslagerung der Sportstätten und einen Neubau der Mittelschule fordere, pflichtete ihm der Dritte Bürgermeister Gerhard Meinl bei.

Im Gegensatz zu derlei Ideen stellten beide Bürgermeister auch noch einmal die Bedeutung der geplanten 600 Wohnungen auf dem Lorenz-Areal heraus, des "größten sozialen Wohnbauprojekts Oberbayerns", wie Müller betonte. Das komme nicht nur Flüchtlingen und Geretsriedern gleichermaßen zugute, betonte Meinl. Es sei auch planerisch "groß gedacht", wie einst die Entwicklung der Gartenstadt Geretsried. "Eine neue Stadt, die entsteht", schwärmte Meinl, der es sich nicht nehmen ließ, Reehs alten Zylinder auch einmal aufzusetzen. Der CSU-Ortsvorsitzende Ewald Kailberth beendete den Stammtisch angesichts des Klassenerhalts, den der ESC geschafft hat, dann aber schließlich mit "Hut ab".

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