Unfall in Wolfratshausen:"SaHaara" verwüstet

Unfall in Wolfratshausen: Canan Dittrichs Friseursalon ist bis auf Weiteres geschlossen. Warum, zeigt sie mit einem Bild des Unfalls auf ihrem Handy.

Canan Dittrichs Friseursalon ist bis auf Weiteres geschlossen. Warum, zeigt sie mit einem Bild des Unfalls auf ihrem Handy.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Ein betrunkener Autofahrer ist am Samstag in den Waldramer Friseursalon gekracht. Betreiberin Canan Dittrich hofft nun auf baldigen Schadenersatz

Von Konstantin Kaip

Als Canan Dittrich am Samstagabend den Anruf einer Kundin bekam, dachte sie zunächst an einen Scherz: Ein Auto sei mitten in ihren Friseursalon an der Faulhaberstraße in Waldram gerast, durch das Schaufenster. Die Kundin hatte es aber von ihrem Sohn erfahren, der im benachbarten Supermarkt einen Knall gehört hatte, rausgelaufen war und es mit eigenen Augen gesehen hatte. "Ich bin sofort losgefahren", sagt die 49-Jährige. "Dann habe ich die ganzen Feuerwehrautos gesehen und das Auto im Laden. Ich war fassungslos, da ist ja überhaupt keine Straße."

Der Unfall hat am Ostersamstag die ganze Stadt erschüttert: Ein betrunkener Autofahrer war von der Straße abgekommen, er raste über den Parkplatz, an einem Baum vorbei über die Grünfläche auf die Hofeinfahrt, wo das Auto einen vierjährigen Buben erfasste, der mit seiner Schwester spielte. Der Junge landete laut Polizeibericht auf der Motorhaube, die ins Schaufenster des Friseurgeschäfts krachte. Als Dittrich am Unfallort ankam, hatte man das Kind schon mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus Schwabing geflogen. Nach zahlreichen Untersuchungen konnten die Ärzte dort Entwarnung geben: Das Kind hat großes Glück gehabt und kam laut Polizei ohne schwere Verletzungen davon.

Vom Salon aber blieb nicht viel übrig. "SaHaara", wie der Laden heißt, wurde vollends verwüstet. "Die Spiegel, die Stühle - das war alles nur noch ein Trümmerhaufen", sagt die Geretsriederin und zeigt auf ihrem Handy Bilder eines Raums voller Splitter. "Um das Terminbuch rauszuholen, musste ich mit der Feuerwehr reingehen, weil es so gefährlich war." Die bereits vereinbarten Kundentermine musste die Friseurmeisterin alle absagen. Ob sie zumindest einigen Stammkunden zwischenzeitlich woanders die Haare schneiden kann, ist noch offen.

Der Salon, den sie seit viereinhalb Jahren betreibt, ist inzwischen mit Brettern vernagelt. Betreten kann man ihn vorerst nicht. Zunächst muss ein Sachverständiger den Schaden prüfen. Beauftragt wird er vom Wolfratshauser Rechtsanwalt Thomas Buchner, der Dittrich vertritt. Seine Klientin habe einen Anspruch darauf, dass der Zustand vor dem Unfall wieder hergestellt werde, sagt er. "Für uns ist das eine Riesenaufgabe." Es müssten alle Schäden genau ermittelt werden. Ausgeglichen werden müsse auch der Verdienstausfall. Dittrich hat zwei Angestellte, die ihre Gehälter bekommen, und andere Fixkosten. Am Mittwoch hat sie ihre Unterlagen einem Steuerberater gebracht, der den verlorenen Gewinn eruieren soll. Man wolle so schnell wie möglich die Ansprüche klären, sagt Buchner. Seine Kanzlei habe schon die Autoversicherung des Unfallfahrers kontaktiert, die für den Schaden aufkommen müsse. Der Laden bleibt laut Buchner sechs bis acht Wochen geschlossen. "Bei einem Friseur, der auch von Laufkundschaft lebt, kann das existenzgefährdend sein."

Dittrich hofft nun, dass sie bald wieder eröffnen kann. Sie ist sich aber auch bewusst, dass es noch schlimmer hätte ausgehen können. Am Samstagmittag habe sie dort noch ihrem Sohn die Haare geschnitten, erzählt sie. Und noch eine halbe Stunde vor dem Unfall habe eine ihrer Angestellten im Laden eine Kundin beraten. "Wenn noch einer drin gewesen wäre - das wäre übel ausgegangen."

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