Sicherheit im Bahnverkehr:Offene Fragen nach tödlichem Unfall

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Der Bahnübergang für Fußgänger in Kochel an der Ecke Unteranger ist nur durch ein Metallgitter gesichert. Schranken und Lichtsignale gibt es hier nicht. (Foto: Finn Sanders/oh)

Eine 82-jährige Frau wird in Kochel am See von einem Zug erfasst. Wie steht es um die Sicherheit an Bahnübergängen?

Von Finn Sanders, Kochel am See

In Kochel am See hat vor wenigen Tagen ein Zug eine 82-jährige Frau erfasst und sie tödlich verletzt. Der Unfall geschah an einem ungesicherten Bahnübergang für Fußgänger, an dem es weder Schranken noch Lichtsignale gibt. Die Kriminalpolizei Weilheim ermittelt. Hinweise auf Fremdbeteiligung liegen den Beamten zufolge nicht vor; die Ermittler sprechen stattdessen von einem tragischen Unfall. „Trotz eingeleiteter Bremsung war ein Zusammenstoß mit der Person nicht vermeidbar“, erklärt Michael Spessa, Pressesprecher des zuständigen Polizeipräsidiums Oberbayern Süd.

Bis die Ermittlungen abgeschlossen sind, kann es laut Polizei noch mehrere Wochen dauern. Die Deutsche Bahn lässt Anfragen zu den genauen Umständen des Unfalls und den eingesetzten Sicherheitsmaßnahmen bislang unbeantwortet. Somit bleibt vorerst offen, wie ein solcher Unfall geschehen konnte, ob der Bahnübergang womöglich nicht genug gesichert oder Warnmöglichkeiten nicht ausreichend waren. Der Übergang verbindet ein Wohngebiet mit einem Supermarkt sowie weiteren Wohnhäusern auf der anderen Seite der Bahngleise.

Immer wieder kommt es in Bayern zu Unfällen an Bahnübergängen. Im Jahr 2023 waren es knapp 50, so die Bayerische Regiobahn (BRB). Unbeschrankte Bahnübergänge wie jener in Kochel am See sind in Bayern häufig. Von den knapp 3000 Bahnübergängen im Freistaat ist fast die Hälfte unbeschrankt. Besonders an ungesicherten Übergängen wie in Kochel am See stellt sich die Frage, ob nicht zumindest Maßnahmen wie akustische Warnsignale oder langsamere Durchfahrten der Züge das Risiko für Fußgänger mindern könnten.

Ob generell akustische Signale vorgeschrieben sind, die Fußgänger an Übergängen warnen sollen, bevor ein Zug kommt, lässt die Bahn indes bislang unbeantwortet. Unklar auch, ob in Kochel am See der Lokführende die Fußgängerin durch ein akustisches Signal gewarnt hat. Bei einer Recherche der SZ am Kochler Bahnübergang Ecke Unteranger gab keiner von drei beobachteten Zügen ein solches Signal vor der Durchfahrt. Lichtanlagen oder Schilder, die unmittelbar vor vorbeifahrenden Zügen warnen, gibt es nicht. Die Züge passieren den Übergang kurz vor ihrer Einfahrt in den Kopfbahnhof Kochel.

Konkrete Pläne zur Verbesserung der Sicherheit am Übergang in Kochel am See hat die Bahn bislang nicht kommuniziert. Eine Sprecherin teilt auf Nachfrage mit, sie sei noch in der Recherche und melde sich schnellstmöglich zurück.

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