Unermüdlich:Kampf für die Sache

Elfriede Wilfling setzt sich seit 30 Jahren für Behinderte ein - und beweist viel Geduld

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Elfriede Wilfling hat einen langen Atem. Seit 30 Jahren ist die Geretsriederin Sprecherin des Vereins zur Förderung der gemeinsamen Erziehung behinderter und nicht-behinderter Kinder, und immer noch ficht sie einen Kampf aus. Für die 69-jährige gebürtige Nürnbergerin wäre es "das Allertollste, wenn man sich nicht verbünden müsste, um sein Recht zu erkämpfen". Die Realität mache es aber erforderlich: "Es geht alles ganz langsam." Für ihre besonderen Verdienste im ehrenamtlichen Engagement hat Wilfling nun die Isar-Loisach-Medaille erhalten.

Vorgeschlagen wurde Wilfling von Kerstin Halba, der Vorsitzenden des Trägervereins Jugendarbeit. Den führte Wilfling zehn Jahre lang, bevor der heutige Bürgermeister Michael Müller sie ablöste. Darüber hinaus ist Wilfling seit 2011 Sprecherin des organisationsübergreifenden Arbeitskreises für Menschen mit Behinderung, dem auch die AWO, die Lebenshilfe, die Caritas und andere Einrichtungen und Vereinigungen angehören. Und so lautete denn auch Halbas Begründung an das Landratsamt: Wilfling sei auf mehrfache Weise preiswürdig, ihr Einsatz für andere Menschen unermüdlich.

Es ist nicht Wilflings erster Preis: Die Stadt Geretsried ehrte sie 2009 mit einem Bürgerpreis, im Jahr 2014 bekam sie eine Auszeichnung für ihr Lebenswerk im Rahmen der Verleihung des Deutschen Bürgerpreises. In den Verein zur Förderung der gemeinsamen Erziehung behinderter und nicht-behinderter Kinder sei sie 1987 eingetreten, ein Jahr nachdem Mütter ihn gegründet hatten. Wilfling war zunächst nur zahlendes Mitglied, obwohl sie selbst gar nicht betroffen gewesen sei. Ihr Sohn kam zwar mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte auf die Welt, "doch deswegen wäre ich nicht in den Verein gegangen". Ihr sei es um Behinderungen gegangen, deretwegen andere Mütter abtrieben. "Das fand ich wichtig, und es ist einfach zu meiner Sache geworden", sagt Wilfling.

Ihre Dankesrede werde vor allem ein Appell an die Politik sein. Denn Bayern liege bei der Inklusion bundesweit auf dem drittletzten Platz. "Inklusion auf Bayerisch ist die Kooperationsklasse: Ich nehme eine Förderschulklasse und pflanze sie an eine Regelschule, und da wurschteln sie so nebeneinander her." Ein angenehmes, lernförderndes Umfeld sei das nicht. Das Ideal wären ihrer Einschätzung nach die Integrationsklassen: Weniger Schüler, eine unterstützende pädagogische Kraft in der Klasse und wenn nötig auch noch Pflege. Eine Klasse pro Grundschule in Geretsried wäre ihrer Meinung nach finanziell kein Problem - gelte aber als zu teuer. "Dabei ist die Aussonderei viel teurer", klagt Wilfling. Der Verein wolle nun politischen Willen zeigen und "in der Inklusion hier endlich mal was anfangen". Der Landkreis sei von anderen Landkreisen, die schon weiter seien, geradezu umzingelt.

Eltern, die ihre behinderten Kinder an die Regelschule schicken wollten, müssten sich die Unterstützung hart erkämpfen. Der Verein greife ihnen helfend unter die Arme.

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