Umweltschutz:Retter der Jäger der Lüfte

Falkner Werner Harant engagiert sich für den Schutz von Greifvögeln in der Region, denn ihre Existenz ist zunehmend bedroht

Von Annika Bingger, Geretsried

Man sieht sie gelegentlich am Himmel mit kreisenden Segelflügen oder majestätisch auf einem Ast sitzen: Greifvögel wie Bussarde, Adler, Weihen, Milane oder Habichte. Auch Falken werden immer wieder den Greifvögeln zugeordnet, auch wenn sie eigentlich zu den Papageienvögeln gehören. Doch die faszinierenden Greifvögel sind bedroht, auch in der Region. Falkner Werner Harant kümmert sich gemeinsam mit der Greifvogel-Auffangstation in Otterfing darum, dass kranken oder verletzten Raubvögeln der Region geholfen wird.

Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 174 Greifvögel und Eulen in der Station abgegeben. Darunter waren verletzte Tiere, aber auch Jungvögel, die auf die Hilfe des Falkners und des Stationsleiters Alfred Aigner angewiesen waren. Das liegt laut den beiden zum einen an mangelnder Nahrung, extremer Witterung in den Wintermonaten, aber auch an den Menschen.

Zu den Greifvögeln zählen unter anderem der Mäusebussard, Turmfalke, Sperber, Habicht, Rotmilan oder der Wanderfalken. Doch nicht alle Arten seien in Deutschland gleich vertreten. "Der häufigste Greifvogel ist der Mäusebussard", sagt Falkner Harant. Dies habe er seiner Anpassungsfähigkeit zu verdanken, denn diese Vogelart ernähre sich ähnlich wie der Turmfalke hauptsächlich von Mäusen. "Vogeljägern wie zum Beispiel dem Wanderfalken oder Sperber geht es dabei eindeutig schlechter", erklärt er. Doch generell nehme der gesamte Vogelbestand in Deutschland ab. Dies sei überwiegend der Industrialisierung der Landwirtschaft geschuldet. Durch die Zunahme industrieller Formen im Agrarwesen in den vergangenen Jahrzehnten gebe es kaum noch Felder oder Hecken, in denen die Samen, Pflanzen und Insekten vorkommen können, von denen sich die Vögel ernähren. "Der Bestand der Singvögel ist um circa 60 Prozent eingebrochen", erklärt Harant. Dem Jagdvogel fehle also schlichtweg seine Nahrung.

Umweltschutz: Diesen verletzten Mäusebussard griff Falkner Werner Harant nahe der Geretsrieder Böhmwiese auf und brachte ihn zum Tierarzt.

Diesen verletzten Mäusebussard griff Falkner Werner Harant nahe der Geretsrieder Böhmwiese auf und brachte ihn zum Tierarzt.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Doch nicht nur die Industrialisierung, auch das Verhalten des Menschen bilde für den Greifvogel eine große Gefahr. Verantwortlich für die Anzahl an verletzen Tieren in der Auffangstation seien im Grunde die "großen fünf S", sagt Harant. Dies seien zum einen der Straßenverkehr und Schienenverkehr, aber auch Scheiben, Sendeanlagen und Stacheldraht. "Nahezu jeder zweite verletzte Vogel, den wir erhalten, ist ein Opfer des Straßenverkehrs", erklärt Harant. Seine Schlussfolgerung: "Hauptsächlich ist der Mensch Grund für die Bedrohung des Tieres. Deswegen müssen doch auch wir diejenigen sein und etwas dagegen tun, um den verletzten Vögeln eine zweite Lebenschance zu bieten".

Dem Falkner ist es nach eigenen Angaben ein großes Anliegen, sich für sie einzusetzen. Aus diesem Grund versuche der Falkner auch Jung wie Alt die Faszination des Greifvogels näherzubringen. Harant hält zum Beispiel Vorträge in Kindergärten oder Altenheimen, um den Leuten ein Verständnis für das Tier und der Natur zu vermitteln. "Generell sollte unsere Natur weitestgehend erhalten bleiben", betont Harant.

Doch oftmals wüssten Menschen nicht, was sie tun sollen, wenn sie einen - möglicherweise verletzten - Vogel im Freien vorfinden. "Wichtig ist es, das Tier zunächst einmal in einen Karton zu setzen", sagt Harant. Ein Käfig oder ähnliches sei weniger geeignet, denn durch die Gitterstäbe bestünde die Gefahr, dass sich das Tier an den Flügeln verletze. Im Anschluss sollte man sich an Spezialisten wie etwa einen Tierarzt oder eben einen Falkner wenden, so dass dem Vogel medizinisch und artgerecht geholfen werden kann.

Umweltschutz: Der Falkner kümmert sich darum, dass kranken oder verletzten Raubvögeln der Region geholfen wird.

Der Falkner kümmert sich darum, dass kranken oder verletzten Raubvögeln der Region geholfen wird.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Da sich sowohl Werner Harant als auch der Greifvogel-Fachmann Alfred Aigner ehrenamtlich um den Schutz und die Rettung der regionalen Greifvögel kümmern, freuen sie sich über jede Spende und jede Unterstützung aus der Bevölkerung für ihre Arbeit und den Unterhalt der Station. So könne den Tieren bestmöglich geholfen werden und ein Großteil von ihnen sei bald wieder fit für die freie Wildbahn.

Spendenkonto der Greifvogelstation: Gemeinde Otterfing, Stichwort/Verwendungszweck Greifvogelstation; Kontonummer: 370015; BLZ: 711 525 70; Kreissparkasse Miesbach Tegernsee; IBAN: DE23 7115 2570 0000 3700 15; BIC: BYLADEM1MIB Kontakt zur Auffang- und Pflegestation für Greifvögel und Eulen: Alfred Aigner; Eichenhausener Straße 16; 82054 Sauerlach; Telefon: +49 (0) 81 04/ 9636; Mobil: +49 (0) 170/ 440 55 86

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