Umsatzeinbußen:Damit der Laden im Dorf bleibt

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Die Geltinger Genossenschaft hat das Geschäft am Dorfplatz durch eine schwere Personalkrise manövriert. Jetzt hoffen Vorstand und Aufsichtsrat auf ehrenamtliche Unterstützung

Von Felicitas Amler, Geretsried

Donnerstagmittag herrscht Hochbetrieb im Geltinger Dorfladen. Eva Kirchner, die ihn seit August leitet, kommt kaum zum Durchschnaufen. Am Tresen stehen Handwerker an, die sich eine Leberkässemmel oder ein paar Würstl holen, und im Café sind alle Tische und Stühle besetzt. Aus der glänzenden neuen Kaffeemaschine wird ein Cappuccino nach dem anderen serviert. Das sieht nach gut gehenden Geschäften aus. Dennoch, der genossenschaftlich getragene Laden am Dorfplatz braucht Hilfe. Vorstand und Aufsichtsrat haben gerade an die rund 250 Genossen und die Öffentlichkeit appelliert, den Betrieb zu unterstützen.

"Wir kämpfen", sagt Vorstandsvorsitzender Christian Seidl über die Lage, die im Sommer durch personelle Probleme verschärft worden war - die inzwischen behoben sind. Die damaligen Leiterinnen Kathy Ertl und Vera Kraus sind nicht mehr da. Die gelernte Einzelhandels-Kauffrau Kirchner schmeißt den Laden zusammen mit einem Dutzend Mitarbeiterinnen. Und die Öffnungszeiten, die wegen der Personallage erheblich eingeschränkt worden waren, sind wieder auf Normalmaß.

Doch schon vor der Personalmisere war die materielle Lage nicht ganz erfreulich gewesen. Der Umsatz, der im Vorjahr die halbe Million überschritten hatte, war 2018 auf 496 000 Euro zurückgegangen, der Überschuss von 10 000 auf 6500 Euro gesunken. Aktuelle Zahlen möchte Seidl erst in der nächsten Genossenschaftsversammlung nennen. Sein Credo vom Juni, "wir werden was tun müssen", gilt jedenfalls mehr denn je.

Neu: der Online-Service

Seidl und die Aufsichtsratssprecherin Silke Noeller-Granget heben in ihrem Schreiben das Positive hervor: Verschönerte Café-Ecke, neues Backwarenangebot samt Aufbackofen und nun auch ein Online-Service. Über den Anbieter dahoamkaufen.de können sich Kunden Produkte aus dem Dorfladen liefern lassen. Gerade habe sie die erste richtige Online-Lieferung zusammengestellt, sagte Kirchner am Donnerstag. Im Korb: Milch, Joghurt, Nudeln, Espresso, Käse, Salami und Pizza aus dem Geretsrieder Senkrechtstarter-Unternehmen Franco Fresco.

Die Dorfladen-Verantwortlichen machen aber auch auf die harte Konkurrenz aufmerksam, der sie - nicht zuletzt durch einen großen Möbelmarkt mit Gastronomie in direkter Nachbarschaft - ausgesetzt seien. Die Situation sei unverändert schwierig. Das habe auch für die Personalsuche gegolten. Mit Mindestlohn sei es bei der aktuellen Vollbeschäftigung nicht getan, Gehälter seien dem Markt angepasst worden, erklären Noeller-Granget und Seidl.

Umso mehr setzen sie nun auf Menschen, die unentgeltlich helfen wollen. Dies könne etwa in der Büroorganisation sein, in Computerfragen, bei Hausmeisterarbeiten, bei der Suche von neuen Produkten oder für Ideen und Anregungen zum Produktsortiment, bei der Werbung für Produkte, beim Einräumen und Reinigen der Regale, bei Umbauarbeiten ... Vor allem, so der Aufruf, werde "dringend ein erfahrenes, ehrenamtliches Verkaufstalent zur Unterstützung bei der Ladenorganisation" gesucht.

Seidl sagt auf Nachfrage der SZ, es gehe darum, dem Dorf den Laden zu erhalten. Wer seine Semmeln unbedingt im Discounter kaufen wolle, könne dies natürlich tun. Wem aber daran gelegen sei, dass Gelting ein Geschäft hat, der sei vielleicht auch daran interessiert, dieses zu unterstützen.

Teamleiterin Kirchner sagt, ihr liege der Dorfladen sehr am Herzen. Die Arbeit dort, der Kontakt zu Menschen, die sie mit Namen kenne und deren Produktvorlieben sie sich merke, das sei einfach "mein Metier". Sie hofft, dass es das bleiben kann.

© SZ vom 22.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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