Reden wir über:Umgang mit Hitze

Reden wir über: Friedrich Bauer, Allgemeinmediziner in Bad Heilbrunn.

Friedrich Bauer, Allgemeinmediziner in Bad Heilbrunn.

(Foto: privat/oh)

Mediziner Friedrich Bauer erklärt, worauf im Sommer zu achten ist.

Interview von Annika Merlet, Bad Heilbrunn

Friedrich Bauer ist Facharzt für Allgemeinmedizin, Kurarzt und Allergologe und seit 29 Jahren in seiner Hausarztpraxis in Bad Heilbrunn tätig. Der 68-Jährige gibt im Interview Tipps, wie sich die aktuelle Hitze gut überstehen lässt.

Herr Bauer, wir erleben dieses Jahr einen anhaltend heißen und trockenen Sommer. Kommen zurzeit mehr Patienten in Ihre Praxis als in kühleren Zeiten?

Friedrich Bauer: Eigentlich nicht. Das Mehr an Patienten ist dann doch durch die Corona-Infektionen bedingt. Durch die Hitze nicht unbedingt.

Es wird ja dazu geraten, ausreichend zu trinken. Machen Sie die Erfahrung, dass Ihre Patienten zu wenig trinken?

Ja, das ist vor allem bei alten Leuten, die sowieso oft zu wenig trinken, eine Gefahr. Viele Patienten fühlen sich schlapp - vermutlich dadurch, dass sie zu wenig trinken.

Gibt es weitere Anzeichen dafür, dass man zu wenig trinkt?

Schwindel und Schwäche oder auch wenig Urin und dunkler Urin. Dunkler Urin deswegen, weil er bei Flüssigkeitsmangel stärker konzentriert ist.

Bei alten Leuten lässt sich auch die Haut auf einen Mangel überprüfen. Wenn man mit zwei Fingern eine Hautfalte bildet und die Falte eine Zeit lang stehen bleibt, ist das ein starkes Anzeichen dafür. Wenn es keinen Mangel gibt, ist sie gleich weg.

Bei starker Hitze sinkt auch der Blutdruck. Manche Patienten messen den Blutdruck selbst. Sie können dann oft auch feststellen, dass er niedriger ist. Das liegt daran, dass sich die Arterien bei Wärme aufweiten, dann ist für die gleiche Menge Blut mehr Platz da. Weil dann der Querschnitt größer ist, sinkt der Druck. Niedriger Blutdruck kann auch ein Anzeichen für Flüssigkeitsmangel sein.

Gibt es eine empfehlenswerte Liter-Angabe, die unabhängig von Alter und Geschlecht für alle gleich gilt?

Nein, das sollte natürlich schon ein bisschen auf den Körper des Patienten abgestimmt sein. Kinder müssen zum Beispiel nicht so viel trinken wie Erwachsene. Es ist auch so, dass man bei Herz- oder Nierenschwäche nicht ganz so viel trinken darf wie dann, wenn Herz und Niere voll leistungsfähig sind.

Zwei Liter sollte man als Erwachsener bei solchem Wetter auf jeden Fall haben und im Zweifelsfall besser ein bisschen mehr als zu wenig.

Welche Rolle spielt die Ernährung in heißen Zeiten? Ist es zum Beispiel hilfreich, salzig zu essen, weil Salz Wasser bindet?

Ja, aber nur, wenn man dann auch ausreichend trinkt dazu. Umgekehrt gilt: Wenn man sehr viel trinkt, sollte man darauf achten, auch mehr Salz zu sich zu nehmen.

Was hilft noch gegen die Hitze? Ist es ratsam, sich in kühleren Räumen aufzuhalten?

Auf jeden Fall. Große Anstrengungen sollte man möglichst nicht in der Mittagshitze haben. Es ist ja nicht zufällig so, dass in warmen Ländern die Öffnungszeiten von Geschäften und Arbeitsstellen oft anders sind als bei uns: Dass dann in der Mittagshitze Siesta gemacht wird, dass man dann zwischen ein und vier Uhr eine lange Pause hat. Bei der großen Hitze ist man auch einfach nicht so leistungsfähig. In den warmen Ländern zieht sich das Leben - zumindest im Sommer - mehr in den Abend hinein.

Kennen Sie eine Möglichkeit, wie man Räume möglichst energiesparend kühl halten kann?

Man soll dann gründlich durchlüften, wenn es kühler ist. Das heißt, in der Nacht, am Morgen. Wenn dann die Hitze kommt, soll man die Räume möglichst abdichten, also die Fenster zumachen, dass die Hitze von außen nicht reinkommt. Dann hält sich die Kühle, die man in der Nacht und am Morgen gewonnen hat, besser in den Räumen.

Haben Sie noch einen weiteren Tipp, wie man die Hitze gut überstehen kann?

Kühl baden, kühl duschen zwischendurch. Einfach für Abkühlung sorgen von innen und außen.

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