Umfahrung für Hohenschäftlarn:Bürger drängen auf Ortsumgehung

Bürgermeister Matthias Ruhdorfer bewertet Sammlung von 1280 Unterschriften als "Aufschrei" all jener, die vom Straßenlärm betroffen sind. Mehr als 100 Bürger versammeln sich zur Übergabe der Listen.

Von Birgit Lotze

Umfahrung für Hohenschäftlarn: Zwei Varianten für die Hohenschäftlarner Umgehungsstraße sollen näher untersucht werden: eine ortsnahe (Variante B) und eine waldnahe (Variante E).

Zwei Varianten für die Hohenschäftlarner Umgehungsstraße sollen näher untersucht werden: eine ortsnahe (Variante B) und eine waldnahe (Variante E).

Die Ortsumgehung soll möglichst rasch gebaut werden, darauf drängen die Schäftlarner. Mehr als hundert Bürger versammelten sich am Montagabend zur Übergabe von 1280 Unterschriften im TSV-Vereinsheim an Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU). Die Bürgerinitiative "Wir fordern jetzt eine Umgehungsstraße für Hohenschäftlarn - und nicht erst in zehn bis 15 Jahren" hatte sie als eine Informationsveranstaltung inszeniert, bei der die Tangentengegner mit kurzen Wortmeldungen, Bürgermeister Ruhdorfer und der maßgebliche Vertreter des Staatlichen Bauamts Freising ausführlich zu Wort kamen.

Sie wollten keine Lösung aufzeigen, sagte der Sprecher der Initiative Alfred Ebbers. Sie wollten auch nicht in die Planungshoheit der Gemeinde eingreifen. Doch sie wollten "endlich etwas in Bewegung sehen". Seit 45 Jahren habe jede Fraktion bei Kommunalwahlen die Umgehung auf der Agenda gehabt, nie sei etwas passiert. Die Gemeinde habe kürzlich zwar erreicht, dass die Straße mit Dringlichkeitsstufe eins in den Straßenausbauplan in Bayern aufgenommen sei, doch nur als Reserveprojekt. Damit sei die Planung wieder um mindestens zehn Jahre verschoben. Die Gemeinde solle jetzt den Bau selbst übernehmen. Die Bürgerinitiative fordere eine realistisch durchsetzbare, möglichst ortsferne Trasse, sagte Ebbers. Dafür biete sich die waldnahe Variante (E) an. Die ortsnahe Trasse (B) sei zwar die billigste, aber die schlechteste Möglichkeit.

Das Dilemma in Hohenschäftlarn ist offensichtlich: Die Staatsstraße, die die Garmischer Autobahn mit der B 11 verbindet, führt über einen teils steilen Berg durch den Ort. Sie ist so schmal, dass angeblich kein Mittelstreifen angelegt werden darf, da kaum ein Transporter dann noch in der Spur bliebe. Mehr als 10 000 Autos verkehren laut Ruhdorfer täglich auf dem Autobahnzubringer, davon 300 bis 600 Lkws. Die neun Initiatoren der Unterschriftensammlung, darunter Landwirte, Anlieger, Eltern und zwei Mitarbeiter des Bauhofs, berichteten von hohem Gefahrenpotential für Fußgänger und Radfahrer. "Wir können Danke sagen, dass da noch kein ewiges Licht brennt", sagte Ebbers.

Bürgermeister Ruhdorfer bezeichnete das Ergebnis der Unterschriftensammlung als "Aufschrei". "Es zeigt, dass es drängt." Der Gemeinderat sei bereits tätig geworden, eine Entscheidung für eine Umgehung sei inzwischen gefallen, ebenso sei man sich einig, dass die Gemeinde versucht, sie über das Sonderbauprogramm Bayern selbst zu bauen - mit der Möglichkeit, sie später der Regierung zu überlassen. Welche Variante letztendlich realisierbar sei, hielt Ruhdorfer offen. "Soweit es geht", sollten die Belange derer, die durch die neue Straße in Mitleidenschaft gezogen würden, bei der Trassenermittlung einbezogen werden. "Aber es kann nicht sein, dass diese Belange die Ortsumfahrung zum Erliegen bringen." In einigen Monaten könne man vielleicht schon sagen, "in welche Richtung sie sich bewegen" könnte.

Peter Döbl, Abteilungsleiter für den Landkreis München beim Staatlichen Bauamt in Freising, stellte dar, dass eine Lösung durch den Bannwald - dies wäre vielen Schäftlarner am liebsten - nicht realisierbar sei. Für die Prüfung anderer Varianten sagte er seine Unterstützung zu. Er betonte, dass es schwierig werden könne. Vor allem die Natur- und Umweltschutzgesetzgebung habe in den vergangenen Jahren oft Straßenbau verhindert. Die waldnahe Lösung sei bei einer Voruntersuchung positiv beurteilt worden, doch welche schützenswerten Tiere dort leben, sei noch völlig unklar. Die Trassenführung könne anders aussehen als derzeit ins Auge gefasst. "Es wird nicht nur schwierig, sondern es wird immer ein Kompromiss sein."

Die anwesenden Umfahrungsgegner bezeichneten die Straße als "Sünde pur". Anna Steigenberger (CSU), Gemeinderätin und Landwirtin, sagte, auf den Feldern lebten Feldlerche und Milan. "Nicht jede Ortschaft muss unbedingt eine Umgehung haben", meinte sie. Sie hält die Starnberger Straße für weit weniger gefährlich als von der Bürgerinitiativedargestellt.

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