Umbruch in Penzberg:Bürgerbräu im Bahnhof

Umbruch in Penzberg: Projekt Bürgerbahnhof: Konrad Kürzinger, Monika Uhl, Barbara Kaulbarsch (vorne), Uwe Sattler, Anette Völker-Rasor, Uwe Hermann und Gisela Matschl (von links) gehören zur Gruppe "Penzberg 2030".

Projekt Bürgerbahnhof: Konrad Kürzinger, Monika Uhl, Barbara Kaulbarsch (vorne), Uwe Sattler, Anette Völker-Rasor, Uwe Hermann und Gisela Matschl (von links) gehören zur Gruppe "Penzberg 2030".

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Gruppe "Penzberg 2030" plant einen kulturellen und gastronomischen Treff.

Von Alexandra Vecchiato

Ein kleiner, aber feiner kultureller und gastronomischer Treffpunkt könnte aus dem Bahnhof der Stadt Penzberg werden: Das ist die Vision einer Gruppe von Bürgern, die sich unter dem Arbeitstitel "Penzberg 2030" regelmäßig trifft. Um dies Realität werden zu lassen, soll aus dem städtischen Gebäude ein Bürgerbahnhof, besser noch ein "Bürgerbräu im Bahnhof" werden. Aus dem in die Jahre gekommenen Haus könnte so wieder die Visitenkarte der Stadt werden, sagt Anette Völker-Rasor. Sie und ihre Mitstreiter, insgesamt 15 Penzberger, haben ihre Idee bereits im Rathaus vorgestellt. Ihr ausgearbeitetes Konzept wollen sie dem Stadtrat vor der Sommerpause präsentieren. Das Gremium muss dem Projekt zustimmen.

Bürgerbahnhöfe gibt es bereits. Der erste entstand in der Stadt Leutkirch im Allgäu. Dort hat eine Genossenschaft das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude von der Kommune auf Erbpachtbasis erworben. Sie zahlt jährlich 10 000 Euro an die Stadt. Genutzt wird der Bahnhof als Gastronomie mit einer Brauerei und einem Biergarten. Auch einen Warteraum für Bahnreisende gibt es, ferner Büros und einen Vortragssaal. Weitere Beispiele für Bürgerbahnhöfe sind im badischen Sulzfeld oder in Wiesenburg in Brandenburg zu sehen. Diese Vorbilder und deren unterschiedliche Finanzierungs- und Bewirtschaftungsmodelle stellt die Gruppe momentan zusammen. Dabei sieht sich die Gruppe "Penzberg 2030" nur als Initiator des Projekts. "Wir wollen, dass möglichst viele Bürger das Vorhaben unterstützen", sagte Anette Völker-Rasor bei der Präsentation. Mit an Bord sind bereits der Denkmalpflegeverein sowie der Heim- und Hobbybrauerverein.

Denn Herzstück des Bürgerbahnhofs soll eine Brauerei werden. "Wobei wir zuerst eine Machbarkeitsstudie brauchen", sagte Völker-Rasor. Hobbybrauer Uwe Sattler jedenfalls könnte sich gut vorstellen, dass sein Verein im Bahnhof einzieht, um dort Bier zu brauen und auszuschenken. Die Gastronomie mit kleiner Bühne soll verpachtet werden. Ebenfalls geplant ist ein Wartebereich für Bahnreisende mit Toiletten.

Für die Stadt Penzberg hätte die Übernahme durch eine Genossenschaft den Vorteil, dass sie sich nicht mehr um das Gebäude kümmern müsste. Wobei alles noch offen sei, wie Konrad Kürzinger sagte. Ob man den Bahnhof kaufen wolle, stehe noch nicht endgültig fest. Möglich sei auch, dass die Stadt das Gebäude behält, selbst saniert und anschließend an die Genossenschaft vermietet. Auf alle Fälle wird die Genossenschaft Kapital in das Projekt einbringen. Derzeit bereitet die Gruppe eine Satzung vor, die sich an jener der Genossenschaft in Leutkirch anlehnt. Ein Besuch dort ist ebenfalls geplant.

Auf alle Fälle wolle man das Projekt transparent in die Öffentlichkeit tragen, so Völker-Rasor. "Wenn wir miteinander reden, dann bekommen wir das Doppelte an Fantasie zurück." Deshalb sei man bereits im Rathaus vorstellig geworden. Das Gespräch mit Bürgermeisterin Elke Zehetner und Mitgliedern der Stadtverwaltung sei positiv verlaufen. Anfang Mai ist eine gemeinsame Besichtigung angesetzt. Mit den Mietern im Bahnhof habe man ebenfalls gesprochen, sagte Völker-Rasor. "Sie stehen uns wohlwollend gegenüber."

In allen Bürgerbahnhöfen gibt es gewerbliche Flächen. Meist ist zusätzlich Platz vorhanden für Veranstaltungen. Gemeinschaftliche Aktivitäten möchte auch die Gruppe "Penzberg 2030" mit dem Projekt Bürgerbahnhof fördern. Daher auch die Einrichtung einer Brauerei, in der etwa Kurse stattfinden könnten. Dazu passen würde eine Gastronomie, die vorwiegend regionale Produkte verwendet. Doch zu sehr festlegen möchte sich die Gruppe in diesem frühen Stadium nicht. Auch sei es noch zu früh, die Penzberger aufzurufen, Genossenschaftsanteile zu zeichnen. Erst müsse das Konzept stehen und der Stadtrat sich zu dem Projekt positionieren. "Wir sind gespannt, welche Rückmeldungen wir erhalten werden", sagte Monika Uhl.

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