Süddeutsche Zeitung

Übernachten in Bad Tölz:Naturhotel mit "Cenote"

Tölzer Stadtrat billigt Bebauungsplan "Wackersberger Höhe"

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Das neue Naturhotel von Johannes Tien steht schon auf der Wackersberger Höhe. Der Investor und künftige Betreiber hat ein kleines Modell mitgebracht, das er auf einen Tisch mitten auf der Wiese beim Wanderparkplatz gestellt hat. Die Miniatur zeigt ein lang gestrecktes Gebäude, das von einem Holzgerüst umspannt ist und darin fast eingewachsen erscheint. Sein Projekt kann er nun weiter verfolgen, nachdem der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung den Bebauungsplan "SO Wackersberger Höhe" mehrheitlich gebilligt hat. Dagegen stimmten Julia Dostthaler, Anton Mayer, Christof Botzenhart, Gabriele Frei (alle CSU), Bärbel Weixner, Johanna Pfund, Johannes Gundermann, Moritz Saumweber und Dorothea Bigos (alle Grüne).

Regierung von Oberbayern, Landratsamt, Bauernverband, Wasserwirtschaftsamt, Stadtwerke - sie alle hatten im Verfahren keine Einwände gegen das Vorhaben. Ein Teil der Stadträte lehnt den geplanten Hotelbau jedoch nach wie vor ab. "Ich habe gehofft, es wird sich an dem Konzept etwas ändern, aber das ist nicht so", sagte Grünen-Fraktionssprecherin Johanna Pfund. Der Baukörper sei "zu massiv" und passe nicht in die Umgebung. "Auch die Chalets machen das nicht viel besser." Außerdem monierte sie, dass es "keine Anbindung zu Bad Tölz" gebe.

Sein Konzept hat Tien mittlerweile modifiziert. Die acht Chalets, die er auf dem Gelände vorgesehen hatte, sind drei Lodges gewichen, die im Stil von Tiny Houses entstehen und jeweils etwa 30 Quadratmeter umfassen sollen. "Von dem Begriff Chalets habe ich mich verabschiedet", sagt er. Dabei denke man ja eher an etwas Großes, "das passt nicht". Außerdem sei dieses Wort in der Debatte über sein Hotel schon "negativ besetzt". Wegen der Vorhalte gegen sein Projekt hatte die Stadt Ende vorigen Jahres einen städtebaulichen Vertrag mit ihm abgeschlossen, um Fragen wie gestalterische Eckpunkte, die Mindestzahl der Betten, den zeitlichen Ablauf der Bauarbeiten, eine Rückfallregelung und ein Betreiberkonzept zu regeln. "Die Politik hat so noch einmal Sicherheit bekommen, die für mich keine Unsicherheiten bedeutet", sagt Tien.

Am Hauptgebäude mit dem Holzgerüst hat sich von außen in der Tat nichts geändert. Das Hotel soll etwa 40 Doppelzimmer von je 25 Quadratmetern Größe, eine Berg- und eine Waldsuite von je 35 Quadratmetern umfassen, ebenso eine Sundown-Lounge. Der Gast soll schon beim Betreten der Quartiere einen freien Blick auf die Berge respektive die Bäume haben. Geplant sind außerdem eine Küche und eine Betreiberwohnung für Tien selbst. Die Zufahrt erfolgt von der Wackersberger Straße aus, vorbei an einem Carport für Autos, E-Bikes und einer Reinigungsstation für Räder und Schuhe, hin zu einer Tiefgarage an der Seite des Hotels. Sie sei halb offen und biete "natürliche Lichtverhältnisse", sagt Tien. "Das wird nicht so ein Haifischmaul."

Modifiziert hat er das Innenleben seines Naturhotels. Von der Eingangstür aus soll der Gast gleich hindurch in den Wald schauen können. Drinnen gibt es einen Beauty-und Wellnessbereich, der auf der rückwärtigen Seite halb in die Erde versenkt ist. Dort plant er eine sogenannte Cenote in Form einer oben offenen Höhle mit Wasserbecken und einer Art Whirlpool. Draußen ist, zehn bis 15 Meter entfernt, ein solitäres Saunahaus am Wald vorgesehen. Vor dem Hotel soll es eine Anlage mit Schwimmteich, ansonsten aber einen unverstellten Blick auf die Berge geben. Das Oberflächenwasser werde auf dem Grundstück versickert, so Tien.

Von der Firma Treugast hat sich der Investor eine Standort-Analyse anfertigen lassen, die dem Projekt gute Chancen einräumt. Allerdings mit dem Hinweis, noch mehr für Tagungsgäste zu tun - weshalb nun auch ein multifunktionaler Schulungsraum geplant ist. Tien hofft, mehr als 10 000 Kunden pro Jahr zu beherbergen. Die Kosten für sein Projekt taxiert er auf zehn bis 20 Millionen Euro. Wenn der Stadtrat seinen Bauantrag billigt, will er im Herbst mit den Erdarbeiten beginnen. Das Naturhotel auf der Wackersberger Höhe soll dann bis zum Frühjahr 2023 bezugsfertig sein.

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SZ vom 26.02.2021
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