Tierschutz:Schwere Zeiten für den Igel

Igel auf Nahrungssuche

In Wolfratshausen waren bis Anfang Dezember genau 248 Igel gesichtet worden, darunter 72 tote. Am häufigsten werden sie auf der B 11 überfahren.

(Foto: dpa)

Der Landesbund für Vogelschutz zieht Bilanz seiner Zählung: Der Igel folgt dem Menschen in die Wohngebiete, weil er in der Natur immer weniger Platz findet.

Von Ingrid Hügenell, Wolfratshausen

Für die Igel war das warme Wetter im Herbst und Frühwinter eine gute Sache: Sie konnten länger aktiv sein und sich größere Reserven für den Winterschlaf anfressen, der aller Voraussicht nach kürzer ausfallen dürfte als sonst. Wie viele der putzigen Insektenfresser es in der Gegend gibt, darüber gibt ein Projekt des Landesbundes für Vogelschutz mit dem Bayerischen Rundfunk Auskunft.

Wie auch bei den Vogelzählungen waren alle aufgerufen, als "Bürgerforscher" die Tiere zu zählen und zu melden. Im Falle der Igel die lebenden ebenso wie die toten Tiere. Die Ergebnisse sind in einer interaktiven Karte unter http://igel-in-bayern.br.de zu finden.

Auch im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen haben viele Menschen Igel gesichtet und gemeldet. In Wolfratshausen waren bis Anfang Dezember 72 tote und 176 lebende Igel gesichtet worden. Inzwischen halten die Igel Winterschlaf. Die Biologin Sabine Tappertzhofen, die die Geschäftsstelle des LBV in Wolfratshausen leitet, hat die Zahlen analysiert: Auffällig sei, dass Igel fast ausschließlich im Umkreis von bebautem Gebiet entdeckt worden seien. Das gelte auch für die toten Tiere. Sehr viele überfahrene Stachelträger seien auf der Bundesstraße 11 zwischen Geretsried und Wolfratshausen entdeckt worden.

"Der Igel ist zum Kulturfolger geworden", schließt Tappertzhofen daraus. In der Landschaft habe er leider keinen Platz mehr. Das führt sie auf verschiedene Faktoren zurück: die Verwendung von Pestiziden in der Landwirtschaft und die zunehmend "ausgeräumte" Landschaft, in der es kaum noch Hecken und Laubhaufen gibt. Dem Igel fehle es so an Futter, vor allem Regenwürmer würden rar, und an Möglichkeiten, sich zu verbergen. "Die Art der landwirtschaftlichen Nutzung ist nicht igelfreundlich", sagt Tappertzhofen. Deshalb brauche der Igel Gärten zum Überleben. "Die sollten vielgestaltig und naturnah sein, man sollte Laub- und Reisighaufen ruhig mal liegen lassen." Denn darin finden die Stacheltiere nicht nur einen Unterschlupf für den Winterschlaf, sondern auch Nahrung in Form von Insekten und ihren Larven.

Wer Schneckenkorn verwende, solle darauf achten, dass es den Igeln nicht schade. Wer bei warmem Wetter noch einen Igel finde, solle ihn nicht einsammeln: "Im Landkreis gibt es keine Igelauffangstation." Stattdessen könne man den Tieren helfen, indem man ihnen Wasser und Katzenfutter hinstelle. Milch vertragen sie nicht.

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