Süddeutsche Zeitung

Trotz Baby-Boom:Geburtshilfe in Bad Tölz vor dem Aus

Lesezeit: 1 min

Die Stadtklinik findet keine Ärzte. Derzeit Schwangere werden noch betreut.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Geburtshilfe an der Asklepios-Stadtklinik steht vor dem Aus. Die beiden Belegärzte der Abteilung haben der Klinik signalisiert, dass sie den Kraftaufwand für ihre eigene Praxis, Operationen im Krankenhaus, 24-Stunden-Bereitschafte, Nacht- und Wochenendeinsätze dauerhaft nicht mehr leisten können. Nachfolger für Florina Rummel und Stephan Krone fand Geschäftsführer Joachim Ramming trotz allem Bemühen bisher nicht. Er schrieb jeden Gynäkologen im Umkreis von 50 Kilometern an, schaltete Annoncen im Ärzteblatt, warb im Internet, beauftragte zwei Personalagenturen. Das ernüchternde Ergebnis: Es gab nicht einen einzigen Bewerber. Auch andere Optionen wie eine eigene Hauptabteilung oder eine Kooperation mit der Kreisklinik Wolfratshausen zerschlugen sich.

Ein Motiv für den Schritt der beiden Belegärzte ist neben der Arbeitsbelastung der hohe Beitrag für die Haftpflichtversicherung. Der steige "ins Unermessliche", sagte Ramming am Mittwoch. So müsse Rummel dafür 50 000 Euro im Jahr bezahlen. Aufgeben will Ramming allerdings noch nicht. Bis Mitte 2017 soll die Geburtshilfe an der Tölzer Klinik weiter laufen - auch deshalb, um gerade schwanger gewordenen Frauen die Möglichkeit zu geben, ihr Kind in der Kurstadt auf die Welt zu bringen. In dieser Zeit will der seit Juli 2015 amtierende Geschäftsführer nochmals alles daran setzen, doch eine Lösung für die Abteilung zu finden, die im Jahr rund 500 Geburten hat.

Einem möglichen Bewerber hatte Ramming in den Ausschreibungen über eine Sonderbedarfszulassung gar in Aussicht gestellt, kostenlos eine Zulassung als Kassenarzt in Bad Tölz zu bekommen. "Wir hätten den Kassensitz auf dem Silbertablett serviert", sagte er. Auch das blieb ohne Erfolg. Für eine eigene Hauptabteilung fand sich mit Ausnahme einer Oberärztin ebenfalls niemand. Eine Zusammenarbeit mit der Kreisklinik Wolfratshausen, das in der Geburtshilfe auch ein Belegarztsystem hat, scheiterte wiederum an den Bereitschaftsdiensten. Im Notfall müsste der Mediziner in zehn Minuten im Krankenhaus sein - das ist auf der 25 Kilometer langen Strecke zwischen Wolfratshausen und Bad Tölz nicht zu schaffen.

Sollte sich kein Ausweg finden, will die Stadtklinik die zehn Pflegekräfte in der Geburtshilfe anderweitig im Haus einsetzen. Mit den festangestellten Ärzten und den neun Beleghebammen sollen es dann Gespräche geben.

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Quelle:
SZ vom 24.11.2016
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