Trendsport:Wolfratshausen wird Surferstadt

Trendsport: Vorbild Eisbach: So sommerlich-lässig wie hier an der Surferwelle im Englischen Garten in München könnte es in einiger Zeit auch in Wolfratshausen am Loisach-Kanal bei der Weidachmühle zugehen.

Vorbild Eisbach: So sommerlich-lässig wie hier an der Surferwelle im Englischen Garten in München könnte es in einiger Zeit auch in Wolfratshausen am Loisach-Kanal bei der Weidachmühle zugehen.

(Foto: Catherina Hess)

Der Stadtrat spricht sich mit großer Mehrheit für die künstliche Welle im Loisach-Kanal an der Weidachmühle aus. Im Rathaus hofft man dadurch auf ein lässigeres Image - und auf eine höhere Identifikation der Jugend mit der Stadt

Von Susanne Hauck, Wolfratshausen

Emotionales Freudengeheul und lauter Beifall von der ungewöhnlich dicht besetzten Zuhörerempore: Die Besucher im Rathaus haben die Entscheidung des Wolfratshauser Stadtrats, die Verträge für die künstliche Surfwelle an der Loisach zu unterzeichnen, mit hörbarer Zustimmung quittiert.

Der Beschluss am Dienstagabend fiel mit 20 zu drei Stimmen überaus deutlich aus. Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung Wolfratshausen), der von "langwierigen und komplexen Verhandlungsrunden" sprach, sah alle Forderungen erfüllt, die der Stadtrat dem Verein "Surfing Wolfratshausen" diktiert hatte. Er ließ keinen Zweifel daran, dass der Verein sein ernsthaftes Interesse und die Betreiber der Weidachmühle ihr Entgegenkommen zur Genüge unter Beweis gestellt hätten. Von der Wassersportanlage im Kanal der Weidachmühle verspricht sich der Bürgermeister eine positive Außenwirkung für Wolfratshausen. "Es ist eine gute Entscheidung", ist er sich sicher.

Genauso sah es Fritz Schnaller (SPD), der sich dafür sogar am Slang der lässigen Wassersportler versuchte: "No risk, no fun, surfen wir es an", dichtete er und sprach von einem "kleinen Wunder", das in puncto Entscheidungsfindung in den letzten Monaten geschehen sei. "Jetzt müssen wir den Mut haben, das Projekt durchzuziehen", so Schnaller.

Auch in dieser Stadtratssitzung blieben die Kosten nicht außen vor - genauso wie bei früheren Debatten auch schon. Schnaller prophezeite, dass "da noch ein bisserl was kommt". Der Stadtrat müsse sich bei der Kalkulation einer Abweichung von 20 Prozent bewusst sein. Während dies für Renate Tilke (CSU) im Hinblick auf die Attraktivität der Anlage für die jüngere Generation tolerabel ist. "Ich bin jetzt 23 Jahre Stadträtin und was haben wir schon alles an Geld rausgeschmissen", sagte sie. So erhoben andere doch mahnend den Zeigefinger.

"Wir haben uns für eine Kostendeckelung ausgesprochen. Mehr Geld wird es von uns nicht geben", sagte etwa CSU-Fraktionschef Günther Eibl. Sollte eine Bauruine in Weidach die Konsequenz sein, sei das von denjenigen zu verantworten, die sich auf die Kostenberechnung verlassen hätten.

Für Manfred Fleischer (CSU) ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich der Stadtrat wieder mit der Deckelungsfrage "abmühen" müsse. Außerdem sprach er der Surfwelle die Unterstützung der breiten Bevölkerung ab. Daran würden auch die vielen in den Zeitungen abgedruckten Leserbriefe der Surfwellenanhänger nichts ändern.

Eine deutliche Absage kam von Gerlinde Berchtold (SPD), die bezweifelte, dass der städtische Zuschuss von 400 000 Euro reichen werde, zumal knapp 160 000 Euro bereits für Planungskosten draufgegangen seien. Die Kalkulation sei eine "reine Augenwischerei", kritisierte sie und verwies auf die enorme Kostensteigerung bei Großprojekten der Nachbarstadt Geretsried, etwa beim Eisstadion oder dem Hallenbad. "Das ist kein ehrliches Rechnen", sagte Berchtold.

So viel sei jetzt über die Kosten gesprochen worden, ergriff SPD-Fraktionschef Fritz Meixner schließlich das Wort. Dabei seien weiche Faktoren doch ebenfalls von Bedeutung, die Belebung der Stadt etwa, die Bürgerbeteiligung und die Förderung der Jugendlichen. Er erhofft sich durch die Surfwelle eine stärkere Identifikation der jungen Leute mit der Stadt Wolfratshausen und sah mögliche Parallelen zum lässigen Lifestyle der Surfer am Münchner Eisbach.

Letztlich stimmten Berchtold, Fleischer und Richard Kugler (CSU) gegen das 800 000 Euro teure Projekt, das nun in die nächste Runde geht. Vor allem muss die wasserrechtliche Genehmigung für den Bau beantragt werden, damit alle Unterlagen rechtzeitig bis um 17. September beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vorliegen. Denn nur, wenn das klappt, kassiert die Stadt Fördergelder in Höhe von 335 000 Euro aus dem Leader-Programm der EU.

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