Trendsport:Die Stehpaddler beherrschen die Seen

Kinder SUP

Der Unterschied beim Stehpaddeln: Kinder haben keine Scheu vor dem Wasser.

(Foto: OF/Andy Klotz/OH)

Das Stand-up-paddling hat sich in kurzer Zeit zu einer beliebten Freizeitbeschäftigung entwickelt. Auch hier gibt es mittlerweile Regeln.

Von Otto Fritscher, Starnberg

Ppfftt! Ppfftt! Ein Geräusch, das an den Ufern der einheimischen Seen immer häufiger zu hören ist. Nein, hier wird meistens kein Schlauchboot aufgepumpt oder eine Luftmatratze aufgeblasen. Es sind längliche Dinger, die aus großen Rucksäcken ausgerollt, auf den Rasen gelegt und dann mit Luft gefüllt werden. "Inflatables" eben, wie die aufblasbaren Stehpaddelbretter auf Neudeutsch heißen. Zu Wasser gelassen, steigt der Stehpaddler auf sein kippeliges Brett, sucht das Gleichgewicht, sticht mit dem Paddel ins Wasser und gleitet mehr oder weniger elegant davon. Hinaus auf den See, um Ruhe und Erholung zu finden. SUP - englisch für "Stand-up paddling" - ist eindeutig die Trendsportart dieses Sommers.

Das bestätigen auch die Inhaber der professionellen Stehpaddel-Schulen, wie es sie in Starnberg, Tutzing, St. Heinrich, aber auch in diversen Orten am Ammer-, Wörth- und Pilsensee gibt. "Ja, es war ein sehr guter Sommer", sagen unisono Nico Greif aus Tutzing, Guido Meier aus Seefeld und Eliane Droemer aus Starnberg. Boards gab es sogar in einem Starnberger Baumarkt - für nicht mehr als 300 Euro.

Doch Stehpaddeln ist inzwischen nicht mehr gleich Stehpaddeln. Diese Sportart oder dieses Freizeitvergnügen - das ist Ansichtssache - hat sich immer weiter aufgefächert. Dies machen schon die unterschiedlichen Formen der Bretter deutlich, die bei den Verleihern zu haben sind: Schmale, aber dafür sehr schnelle Raceboards, die gemütlichen Allrounder, die zum Cruisen, also zum eher gemächlichen Dahingleiten gedacht sind, die extrabreiten Yoga-Boards, auf denen man den herabschauenden Hund oder gar einen Kopfstand machen kann, ohne gleich ins Wasser zu fallen. Und dann gibt es noch Spezialitäten wie das XXL-Board für bis zu acht Paddler, oder das neue Lightriding, bei dem sich das aufblasbare Sup-Board mittels eines ebenso aufblasbaren Segels in ein Windsurfing-Gerät verwandeln lässt.

Guido Meier gehört, wenn man das so sagen will, zu den Veteranen der SUP-Szene in Deutschland. Seit mehr als sechs Jahren betreibt er die Station auf dem Campingplatz am Pilsensee, die damit zu den ältesten in Deutschland gehört. Damals wurden Stehpaddler noch als Exoten belächelt, als eine seltsame Spezies zwischen Windsurfern und Kajakfahrern.

Das hat sich grundlegend geändert, nahezu jeder Tretbootverleih an einem oberbayerischen See hat mittlerweile drei, vier Paddel-Boards am Steg oder am Ufer liegen. Meier selbst, der zu den Herausgebern des SUP-Magazins "Planke" gehört, bezeichnet sich selbst als einen Vorreiter der Supper-Szene in Deutschland, er hat das Stehpaddeln von Anfang an auch als Leistungssport betrieben. Demnächst findet in Dänemark die SUP-Weltmeisterschaft statt. "Drei aus meinem Team haben sich qualifiziert, darunter meine Frau", sagt Meier und lacht. Seine Frau tritt in der Disziplin "Welle" an, also Wellenreiten auf dem Stehpaddelbrett. "Vielleicht wird unsere Sportart bis 2022 auch eine olympische Disziplin", hofft Meier.

Neben dem Wellenreiten gibt es bei der WM noch Wettbewerbe im Sprint über 200 Meter und über Long Distance, also Entfernungen zwischen acht und 18 Kilometern. Ist der Pilsensee eigentlich ein gutes Revier für Stehpaddler? Meier kennt den See sehr gut und sagt: "Der Pilsensee ist das beste Revier, das es bei uns überhaupt gibt." Warum? "Der Riesenvorteil am Pilsensee ist, dass es auf dem See keinen großen Bootsverkehr gibt. Nur ein paar kleine Segelboote und Windsurfer", erklärt Meier. Außerdem sei der Pilsensee ein "relativ windstilles Revier", was die Segler manchmal ärgert, die Stehpaddler aber erfreut. "In eineinhalb Stunden kann man einmal rundrum fahren", sagt er.

"Das Schönste am Suppen" ist für Meier ganz klar: Es ist Familiensache. Neben seiner Frau paddelt auch der neunjährige Sohn, "der schon alles kann", und die dreijährige Tochter fängt auch gerade an, zu erkunden, wie es auf einem Brett so ist.

Auch beim Paddeln braucht es Regeln

Eliane Droemer aus Tutzing kann sich noch daran erinnern, wie sie vor vier Jahren angefangen hat. Damals schleppte sie die Boards vom Gepäckträger auf dem Dach ihres Autos eigenhändig zum Seeufer in Tutzing, unter den verwunderten Blicken der anderen Badegäste. Heute hat sie eine feste Verleihstation samt Schule für ihren SUP-Club Starnberger See im Starnberger Strandbad. Dort können die Bretter in Stellagen verwahrt werden, aus vier oder fünf Brettern sind inzwischen 25 geworden, die an manchen schönen Sommertagen komplett ausgebucht waren.

Auch die Kurse sind - so bestätigen es alle Verleiher - gut gebucht gewesen. Diese sind wichtig, damit die Paddler mit den Regeln vertraut gemacht werden: Vorfahrt, Abstand zum Ufer und so weiter. Ärger gibt es in der Regel nur mit privaten Suppern, die ohne Regelkenntnis einfach drauf los paddeln.

Ist schon mal was passiert beim Stehpaddeln? Es sind keine Unfälle bekannt. Höchstens mal ein kleines Malheur wie dieses: Eine Yoga-Lehrerin wollte mal einen Anker in den See werfen, weil beim SUP-Yoga die Bretter der Teilnehmer mittels der Leine, Leash genannt, mit dem Brett der Trainerin verbunden werden. Deren Brett kann an einer Boje befestigt oder mittels eines Ankers an seinem Platz gehalten werden, damit die Yogis nicht abgetrieben werden. Mit einer flüssigen Bewegung warf die Instruktorin den Anker vom Brett - es war leider keine Leine dran und das gute Stück ging einfach unter.

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