Tradition:Feiertag der Pferde

Tradition: Auf dem, Hof der familie Dol werden die Vorbereitungen getroffen. Kreuzträger Herbert Maier sitzt schon auf seinem Haflinger.

Auf dem, Hof der familie Dol werden die Vorbereitungen getroffen. Kreuzträger Herbert Maier sitzt schon auf seinem Haflinger.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Seit 14 Jahren treffen sich in Schäftlarn Ross und Reiter zum Georgiritt. Ein besonderes Ereignis, das viel Vorbereitung kostet.

Von Katharina Schmid

"Weckst du die Kinder auf oder soll ich?" Es ist kurz nach halb acht Uhr morgens. Cornelia Doll, 46, und ihre Mutter Katharina, 75, sitzen am Küchentisch und trinken Kaffee. Hund und Katze liegen verschlafen daneben. Einmal noch verschnaufen, bevor es losgeht mit den letzten Vorbereitungen für den Georgiritt: Putzen, Schmücken, Satteln - das dauert. Die Pferde draußen im Stall haben deshalb heute schon eine Stunde früher als sonst ihr Futter bekommen, um halb sechs Uhr. "Damit sie gefressen haben, bevor es aufregend wird", sagt Cornelia Doll, die sich an diesem Morgen neben den Pferden auch schon um die Würstel und Semmeln für die Reiter gekümmert hat. Es ist einiges zu erledigen, damit dieser besondere Sonntag im April, an dem Hohenschäftlarn mit dem Georgiritt das Patrozinium seiner Pfarrkirche feiert, reibungslos abläuft.

Doll, noch in "dreckigem Gewand", später im Dirndl, beteiligt sich an diesem Sonntag mit drei Pferden am Umritt. Tochter Antonia, 10, Sohn Felix und Cousine Sofia, beide 7, dürfen auf den drei Shetlandponys Bessy, Nessy und Jenny mitreiten. Doll selbst geht zu Fuß. Antonia und Felix sind jetzt auf, und nach einer Tasse Kaba und einem Stück Kuchen zum Frühstück geht es auch gleich hinaus auf den Hof. Antonia holt zwei der Ponys aus dem Stall. "Gestern haben wir schon den Schweif und die Mähne gewaschen", erzählt sie. Heute Morgen geht es um den Feinschliff. Noch hängen Späne und Stroh im Fell der Ponys. Bald sieht das ganz anders aus: Geduldig lassen sie sich von den Kindern striegeln, den Schweif und die Mähne kämen. Ist das geschafft, geht es ans Schmücken. "Ich hol' schon mal die Blumensträußchen", sagt Antonia und läuft hinüber zum Haus. Schon am Tag zuvor hat die Zehnjährige die kleinen Sträuße aus Bartnelken gebunden. Jetzt bereitet sie noch rote, blaue und weiße Bänder vor, mit denen die Blumen in Schweif und Mähne der Ponys eingeflochten werden. Dabei hilft dann auch Mutter Cornelia und - praktischerweise - ein paar Kabelbinder. "So hält es am besten", sagt Doll, die schon einiges an Erfahrung mit dem Schmücken von Pferden hat. Sie ist selbst mit zwei Ponys aufgewachsen, so wie ihre beiden Kinder jetzt. Auch Kühe und Schweine stehen im Stall, dazu gibt es Hühner, Gänse, Katzen und Hunde auf dem Hof, den Doll, von Beruf Steuerfachangestellte, zusammen mit ihren Eltern im Nebenerwerb bewirtschaftet.

Tradition: Cornelia Doll und Tochter Antonia schmücken das Shetlandpony Nessy.

Cornelia Doll und Tochter Antonia schmücken das Shetlandpony Nessy.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Antonia und Felix haben Gespür für die Tiere, das zeigt auch ihr Umgang mit den Pferden. Die Zehnjährige geht noch schnell ihr Pony longieren, damit es ein wenig ruhiger wird und später unter den vielen fremden Pferden nicht allzu aufgeregt umhertänzelt. Völlig abstellen lässt sich die Nervosität an diesem besonderen Tag aber nicht. Felix ist "schon ein bissl aufgeregt", und in der Anspannung geht es auch nicht ganz ohne Konflikte zu. Antonia und ihre Mutter sind sich nicht einig, ob Nessy nun zwei oder drei Sträuße in die Mähne gebunden bekommen soll. Am Ende setzt sich aber Antonia durch und es werden drei, schließlich hat sie die Sträuße auch vorbereitet und genau abgezählt.

Während in der Pfarrkirche oben auf dem Kirchberg mittlerweile der Patroziniumsgottesdienst läuft, treffen unten auf dem Hof der Familie Doll noch mehr Pferde ein. Zwei Kaltblüter etwa. Eines von ihnen wird später den Pfarrer Peter Vogelsang um die Kirche tragen. Er steigt in diesem Jahr erstmals auf ein Pferd und nimmt damit den Platz von Pfarrer Anton Fürstenberger ein, der den Georgiritt 2005 initiiert hat und seitdem jedes Jahr hoch zu Ross mit dabei war. Diesmal fehlte er aus gesundheitlichen Gründen. Wenig später kommt Herbert Mayer, Schnauzer, Haferlschuhe, Lederhose, aus Raisting mit seiner Haflingerstute Tamila auf den Hof geritten. Er wird den Zug anführen und nachher das mit Buchs und Rosen geschmückte Kreuz, das jetzt noch an der Stallwand lehnt, um die Kirche tragen. Vorreiter zu sein sei schon "eine Ehre", sagt Mayer. Jedes Jahr ist er auf mehreren Umritten in der Gegend vertreten. Der Segen für seine Pferde bedeutet ihm viel. "So ein Ritt unterstreicht den Wert der Rösser", sagt Mayer.

Tradition: Sophia führt ihr Pony mit Stolz.

Sophia führt ihr Pony mit Stolz.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Kurz vor zehn sind im Hof der Dolls alle bereit. Die Ponys sind herausgeputzt, genauso ihre Besitzer: Cornelia Doll trägt jetzt Tracht, die Kinder Jeans und weiße Trachtenhemden. Als oben in der Kirche der Gottesdienst seinem Ende zugeht, steigen unten im Hof der Dolls die Reiter auf ihre Pferde. Durchs geschmückte Dorf ziehen sie zur Aufstellung auf den Kirchberg. Hufe scharren, Pferde wiehern und selbst die Kühe im benachbarten Stall spüren die Aufregung und begleiten das Geschehen mit lautem Muhen. Dann geht es los. Dreimal ziehen 54 Rösser und ihre Reiter um die Kirche, um sich den Segen des Heiligen Georg durch Weihwasser, Weihrauch und Monstranz abzuholen.

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