Tourismus im Oberland:Harte Zeiten für Tölzer Gastgeber

Tourismus im Oberland: Die Marktstraße in Bad Tölz ist ein Muss für Touristen. Wegen des Lockdowns in der Corona-Pandemie blieb sie 2021 aber bis ins Frühjahr hinein oft menschenleer.

Die Marktstraße in Bad Tölz ist ein Muss für Touristen. Wegen des Lockdowns in der Corona-Pandemie blieb sie 2021 aber bis ins Frühjahr hinein oft menschenleer.

(Foto: Manfred Neubauer)

In der Corona-Pandemie ist die Zahl der Gästeankünfte fast um die Hälfte zurückgegangen, bei den Übernachtungen gibt es ein Minus von 30 Prozent. Ob 2022 für die Branche ein besseres Jahr wird, ist noch unklar.

Von Klaus Schieder

Die Corona-Pandemie hat den Tourismus in Bad Tölz stark geschwächt. Im Vergleich zu 2019, als das Virus noch unbekannt war, verzeichnet die Stadt einen Rückgang bei den Gästeankünften um 46,5 Prozent, bei den Übernachtungen um 33,4 Prozent. Diese Zahlen gab Kurdirektorin Brita Hohenreiter am Dienstagabend im Kur- und Tourismusausschuss des Stadtrats bekannt. Gegenüber 2020 gab es nochmals ein Minus von sieben Prozent bei den Ankünften und von 3,6 Prozent bei den Übernachtungen. "Die Gastgeber traf es erneut ganz hart", bilanzierte Hohenreiter. "Diesmal waren die Häuser auch ohne Lockdown leer."

Die Erwartungen fürs vorige Jahr hatten ganz anders ausgesehen. "Wir dachten, wir hätten die Corona-Pandemie einigermaßen hinter uns", sagte die Kurdirektorin. Nach dem Lockdown in der Delta-Welle sollte es zu Pfingsten wieder losgehen, nachdem die Politik kurzfristig Lockerungen verkündet hatte. "Es gab keinen Vorausbuchungen, keine Anfragen", berichtete Hohenreiter. Einen Schnellstart ins Tourismusjahr verhinderte dann jedoch erst einmal das schlechte Wetter. Es wurde Ende Juni, ehe das Geschäft mit den Gästen so richtig anzog: Ferienwohnungen waren rasch bis in den Oktober ausgebucht, auch Hotels und Pensionen zogen nach. "Wir hatten so viele Gäste dastehen, die kurzfristige Buchungen getätigt hatten und nach einer Unterkunft suchten", erzählte die Kurdirektorin. Radler, die auf dem Bodensee-Königsdorf-Radweg fuhren und kein Zimmer reserviert hatten, habe man bis nach Geretsried schicken müssen. Ende des Jahres sah alles wieder anders aus: Wegen der Omikron-Welle fielen Leonhardifahrt und Christkindlmarkt aus, es gab jede Menge Stornierungen.

Was die Beherbergungsbetriebe anbelangt, verbuchten nur die Betreiber von Hotels und Ferienwohnungen eine nahezu gleiche Belegung wie 2020; in Sanatorien und Gästehäusern gab es hingegen einen weiteren Rückgang. Die Bettenauslastung aller Häuser sank von 44,65 Prozent vor drei Jahren auf nur noch 30,56 Prozent im Vorjahr. "Das ist katastrophal", sagte Hohenreiter. Allerdings verlängerte sich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer eines Gastes von 4,3 auf nunmehr 5,3 Tage - "das ist so hoch wie seit Jahren nicht." Und der Wohnmobilstellplatz an der Isar war 2021 so gut besucht wie noch nie. 11 898 Parkeinheiten zählte die Stadt, fast 2000 mehr als 2013. "Ab Mai war der Stellplatz randvoll", sagte die Kurdirektorin.

Tourismus im Oberland: Brita Hohenreiter, Kur- und Tourismusdirektorin der Stadt Bad Tölz.

Brita Hohenreiter, Kur- und Tourismusdirektorin der Stadt Bad Tölz.

(Foto: Manfred Neubauer)

Neben Corona macht der Tourismusbranche in Bad Tölz auch das fehlende Personal zu schaffen. Der Fachkräftemangel sei "von einem nie dagewesenen Ausmaß", sagte Hohenreiter. In größeren Häusern habe dies zu einer "künstlichen Kapazitätsverknappung" an Zimmern geführt, "zwei Anbieter öffneten ihre Häuser gar nicht". Für dieses Jahr sieht es zunächst nicht schlecht aus. "Ab Mai haben wir gerade von vielen kleineren Häusern die Mitteilung, dass sie für den Rest des Jahres ausgebucht sind." Allzu großen Optimismus mag Hohenreiter allerdings nicht verbreiten. Dazu gibt es zu viele Unsicherheitsfaktoren: die hohen Energiekosten, nicht zuletzt wegen des Ukraine-Krieges, der angehobene Mindestlohn, die gestiegenen Einkaufspreise, die noch nicht ausgestandene Pandemie. Hinzu komme, dass einige Häuser ihre Zimmer für ukrainische Flüchtlinge zur Verfügung stellten, was die Zahl der verfügbaren Betten in Tölz weiter verringere.

Tourismus im Oberland: Der Blomberg ist der Tölzer Erlebnisberg, auf dem auch Konzerte stattfinden, wie von "Heimatdamisch" im August 2021. Markenzeichen ist "Edi", das Eichhörnchen-Maskottchen. Der Entdeckerpfad auf dem Berg soll heuer weiter ausgebaut werden.

Der Blomberg ist der Tölzer Erlebnisberg, auf dem auch Konzerte stattfinden, wie von "Heimatdamisch" im August 2021. Markenzeichen ist "Edi", das Eichhörnchen-Maskottchen. Der Entdeckerpfad auf dem Berg soll heuer weiter ausgebaut werden.

(Foto: Manfred Neubauer)

Ein Anziehungspunkt für Gäste ist der Blomberg vor den Toren der Kurstadt. Als Projekte nannte Koordinator Manuel Wilke dort unter anderem den Ausbau des Wanderwegekonzepts, die Neuinszenierung der Bergstation, die Revitalisierung des Kunstwanderwegs und einen neuen pädagogischen Leitfaden für Umweltbildung. Der Entdeckerpfad entlang des Rodelwegs wurde 2021 mit neun Erlebnisstationen ausgestattet, die zu "Waldspielen" einladen. Zudem gibt es eine Audio-Waldkrimi-App, mit der die Nutzer in die Rolle eines Försters schlüpfen können.

In einer zweiten Ausbaustufe soll heuer das Outdoor-Klassenzimmer entstehen. Mit Liegen, mit Sitzen, mit einer Art Großkinoleinwand, durch die man ins Land schauen kann, mit interaktiven Viscom-Ferngläsern. Allerdings habe man den Standort für diese zehn mal 16 Meter große Holzplattform geändert, teilte Wilke mit. Sie soll nun nicht mehr an der Gustavkurve entstehen, sondern unterhalb der Bergstation, östlich der Startplätze für Gleitschirmflieger. Dies geschehe aus logistischen Gründen, sagte Wilke und verwies auf die nahen Toiletten, Umkleideräume und die Anbindung zur Bergbahn. Die Verlegung könne auch die Kosten für die dritte Ausbaustufe senken, so der Koordinator. Vorgesehen ist dabei ein Rundweg mit diversen Themen-Plattformen. Eine davon wäre dann mit der Verlegung des Klassenzimmer schon vorhanden, sagte Wilke.

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