Tourismus:Winterpause - fast

Tutzing: vollelektischer Dampfer Berg

Während die "Starnberg" noch einmal ablegen soll, hat die "Berg" (im Bild) ihre erste Saison beendet. Für den Einsatz des vollelektrischen Schiffes ist die Seenschifffahrt ausgezeichnet worden.

(Foto: Nila Thiel)

Auf dem Starnberger See und Ammersee hat die Bayerische Seenschifffahrt ihre Saison offiziell beendet. Einzelne Kurzrundfahrten soll es aber noch geben. Die größte Attraktion in diesem Jahr: die EMS Berg

Von Christina Rebhahn-Roither

Noch dreimal ertönt das Signalhorn, dann legt die EMS Berg zu ihrer letzten Fahrt des Jahres auf dem Starnberger See ab. Es ist Sonntag, 17. Oktober. Für die neue EMS Berg - das größte vollelektrisch betriebene Motorschiff auf einem deutschen Binnengewässer, das auch mit einem Innovationspreis ausgezeichnet wurde - war es die erste Saison. Mit ihr verabschieden sich auch fast alle anderen Ausflugsdampfer der Bayerischen Seenschifffahrt auf dem Starnberger See und Ammersee in die Winterpause - fast, weil an den beiden kommenden Wochenenden noch ein paar Kurzrundfahrten angeboten werden sollen.

Insgesamt gibt sich der Geschäftsführer Michael Grießer der Seenschifffahrt mit der Saison "eingeschränkt" zufrieden, wie er sagt - vor allem mit den letzten Monaten. Ein Blick in die Zahlen Grießers zeigt, dass am Ammersee in dieser Saison, also von Mitte Mai bis Mitte Oktober, 191 000 Fahrgäste an Bord gingen. Im Vergleich zum Vorjahr sind das deutlich mehr, damals waren es nur 136 000. Dennoch liegen die Zahlen deutlich unter denjenigen von 2019, als Corona noch höchstens als Biermarke bekannt war. Damals - die Saison ging auch länger - entschieden sich 280 000 Menschen für eine Schifffahrt über den Ammersee. Am Starnberger See ist die Lage ähnlich, dieses Jahr waren es 165 500 Fahrgäste, deutlich mehr als 2020 und deutlich weniger als 2019.

Neben einer verkürzten Saison brachte die Corona-Pandemie auch Einschränkungen während der Schifffahrt mit sich. So musste bis August nicht nur in den Innenräumen, sondern auch im Freien auf den Schiffen eine Maske getragen werden, erinnert sich Grießer. Von Anfang August an habe man eine Ausnahmegenehmigung für die Maskenpflicht im Freien erhalten, Anfang September fiel die Maskenpflicht draußen generell. Bis zum Ende der Saison galten nun dieselben Regeln am Schiff wie etwa in der S-Bahn - im Innenbereich musste Maske getragen werden.

Laut Grießer gab es auch vereinzelt Gäste, die noch am Steg umgedreht sind, als klar wurde, dass die Maskenpflicht auch im Freien auf dem Schiff galt. Auch hätten sich einige wenige Fahrgäste nach der Fahrt über die Maskenpflicht beschwert. Ein Nicht-Tragen der Maske wurde laut Schilderungen des Geschäftsführers meist korrigiert, wenn darauf hingewiesen wurde. Bei Schifffahrten sowohl auf dem Ammersee als auch am Starnberger See sei es aber auch dazu gekommen, dass die Polizei gerufen wurde, wenn Fahrgäste sich nicht einsichtig zeigten.

Eine besondere Neugier habe er immer wieder auf das neueste Schiff in der Starnberger Flotte, die EMS Berg, wahrgenommen. Sie befuhr in diesem Jahr den Starnberger See vor allem im südlichen Teil. Vereinzelt habe es in den vergangenen Monaten auch Anrufe von Leuten gegeben, die sich direkt nach dem neuen Schiff und dessen Abfahrtszeiten und Routen erkundigt hätten, erzählt Grießer. Er ist der Meinung, dass der E-Motor in diesem Fall "mit eine Rolle gespielt hat" als Attraktion unter den Schiffen.

Nun aber wird die Berg im Hafen in Starnberg überwintern. "Kleinere Schönheitsreparaturen" stünden auch bereits bei dem erst im Mai im namensgebenden Berg getauften Schiff an, so Grießer. Alle Schiffe werden außerdem regelmäßig einer größeren TÜV-Prüfung unterzogen, neben alljährlichen kleineren Arbeiten. Pro Schiff findet alle fünf Jahre eine größere Landuntersuchung statt. In diesem Jahr wird von der Starnberger Flotte die MS Bernried genauer untersucht. Dafür wird das Schiff über Schienen schräg nach oben an Land gezogen.

Von den Schiffen, die normalerweise am Ammersee ihre Runden drehen, ist dieses Jahr die MS Utting an der Reihe. Das Schiff fährt dafür in ein Trockendock. Wie bei einer Schleuse wird dann das Wasser abgepumpt und das Schiff auf Klötze gestellt, erklärt Grießer. Danach werde vor allem der Teil der Schiffe geprüft, der normalerweise unter Wasser sei. Konkret werde beispielsweise die Stärke des Stahls gemessen oder Roststellen überprüft.

Nicht nur die Schiffe, sondern auch die Stege werden bei Bedarf in den Wintermonaten nachgebessert. Größere Arbeiten stehen dabei in Leoni und Possenhofen am Starnberger See und in Riederau am Ammersee an.

Noch keine Winterpause hat derzeit die Starnberg: Sie wird bei schönem Wetter an den beiden kommenden Wochenenden noch einmal zu einstündigen Kurzrundfahrten ablegen: samstags und sonntags, jeweils um 11.30 Uhr, um 13 Uhr und um 14.30 Uhr. Mit Ende Oktober sei aber dann definitiv Schluss für dieses Jahr, so der Schifffahrtschef. Michael Grießer hofft nun, im nächsten Jahr wieder an Ostern in eine neue Saison starten zu können, dann vielleicht mit einem "Stück mehr Normalität", wie er sagt.

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