Tourismus:Neue Strategie für den Blomberg

Der Tölzer Hausberg

Auf dem Blomberg kann man nicht nur Schlitten- und Skifahren.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Stadt Bad Tölz übernimmt die Gesamtvermarktung für ihren Hausberg. Geplant sind unter anderem eine Aussichtsplattform oder auch ein Regen-Unterstand am Gipfel.

Von Klaus Schieder

An schönen Tagen ist an der Talstation des Blombergs nur mit viel Dusel noch ein Parkplatz zu bekommen. Ein Auto reiht sich ans andere auf den zwei großen Stellflächen diesseits und jenseits der Bundesstraße 472. Der Tölzer Hausberg ist nun mal ein beliebtes Ausflugsziel, im Winter wie im Sommer. Er zieht Ausflügler und Sportler an, Touristen ebenso wie Einheimische. Das Sport- und Freizeitangebot ist ja auch umfangreich: Blombergbahn, Skipiste, Sommerrodelbahn, Kletterwald, Kunstwanderweg "Sinneswandel", Wanderrouten, Radstrecken, Blomberghaus. All das gleicht allerdings noch immer einem unübersichtlichen Fleckerlteppich. Ein einheitliches Erscheinungsbild für den Gast gibt es nicht.

Das liegt vor allem daran, dass sich mit der Stadt, der Blombergbahn, der Kletterwald GmbH oder auch dem Tölzer Kunstverein gleich mehrere Protagonisten am Berg tummeln, die jeweils eigene Interessen verfolgen und für sich werben. Aber das soll sich jetzt ändern. Die Stadt übernimmt nach Absprache mit den anderen Akteuren künftig das Gesamtmarketing und damit eine Art Klammerfunktion für den 1240 Meter hohen "Erlebnisberg". Ziel müsse es sein, dort "eine einzigartige und durchgehende Erlebnis- und Servicekette zu schaffen", sagt Kurdirektorin Brita Hohenreiter. Der Stadtrat bekannte sich in seiner jüngsten Sitzung dazu, dass der Tölzer Hausberg, der geografisch auf Wackersberger Flur liegt, ein "touristisches Leuchtturmangebot" sei. Einstimmig stellte das Gremium 40 000 Euro für ein Basis-Marketing zur Verfügung.

"Der Blomberg ist der erste Berg der Alpen, wenn man von Norden her kommt", sagt Norbert Span von der Idee Concept & Exhibition Engineering GmbH aus dem benachbarten Tirol. Die kleine Firma hatte schon von mehr als einem Jahr vom Stadtrat den Auftrag bekommen, die Potenziale dieses beliebten Ausflugsziels zu prüfen, übergeordnete Ziele und Maßnahmen zu eruieren und eine Übersichtsplanung zu erstellen. Eines stellte Span im Stadtrat von vorneherein klar: Ihn treibe nicht das Motiv an, noch mehr Gäste auf den Berg und die Natur in Gefahr zu bringen. "Es geht nicht darum, alles zuzupflastern, um mehr Geld zu machen, sondern man muss alles sehr sensibel angehen."

Tourismus: Das Angebot am Blomberg ist umfangreich. Dazu zählt auch das Bockerlrennen.

Das Angebot am Blomberg ist umfangreich. Dazu zählt auch das Bockerlrennen.

(Foto: privat/oh)

Der erste Schritt zu einem homogenen Gesamtbild ist für ihn ein Leitsystem. Dazu zählt zunächst und vor allem eine klare Beschilderung, die man sofort dem Blomberg zuordnet. Ebenso wie Karten und Flyer, ein Maskottchen und andere Merchandising-Produkte. "Ein einheitliches CI", wie Span formulierte. Also eine Corporate Identity, eine einheitliche Kennzeichnung. "Das gehört stark ausgeweitet." Für sinnvoll erachtet er auch, die Erholungsmöglichkeiten und die Sportangebote am Blomberg marketingmäßig mit Bad Tölz als "Gesundheitsstadt" zu verquicken.

Was die Infrastruktur anbelangt, listete Span eine ganze Reihe von Maßnahmen und Ideen auf. Der Wirtschaftsweg, der von der Bergbahn zum Blomberghaus führt, gehört für ihn in ein, zwei Kurven entschärft, da er sonst für ältere Besucher nur mühsam zu bewältigen ist. Außerdem verschwinde der Verkehr dort sommers in einer Staubwolke, winters verengten Schneemassen den Weg. Den sogenannten Alten Zwieselsteig, auf dem Wanderer mitunter über quer liegendes Astwerk klettern müssen, könnte man als Alternative zum Forstweg für den Aufstieg herrichten. Auf dem Gipfel schlug Span einen Mehrzweckunterstand vor, mit Info-Point und WC-Anlage, für die allerdings erst die Leitungen gelegt werden müssten. Auch eine moderne Aussichtsplattform gehört zu seinen Ideen, da man vom Blomberg aus nach Norden bis München, nach Süden bis zur Venedigergruppe in den Alpen schauen könne. Außerdem verwies er auf einen neuen Trend in seiner österreichischen Heimat: "Das Winterwandern erlebt einen regelrechten Boom im Alpenraum, das ist gerade ein Riesenthema." Auch am Tölzer Hausberg könnte man nach seinem Dafürhalten ein präpariertes Winterwanderwegenetz anlegen. Damit noch nicht genug. Span führte auch einen Waldspielplatz mit Baumhäusern, einen Energieweg mit Kraftplätzen, einen Scheibenweg mit Kugelbahn, sowie einen Entdeckerpfad auf. Der Kunstwanderweg "Sinneswandel", den der Tölzer Kunstverein betreut, könnte noch erweitert werden.

Abseits all dieser Vorschläge hob Span im Stadtrat gleich mehrmals hervor, wie wichtig es sei, solche Anlagen dann auch regelmäßig zu warten. "Das Schlimmste, was passieren kann, ist, wenn nichts gepflegt wird." Am Blomberg wurde bisher nicht immer alles gut in Schuss gehalten.

Kletterwald Blomberg

Die Stadt ist künftig auch für das Marketing des Kletterwalds zuständig.

(Foto: Manfred Neubauer)

Das Konzept stieß unter den Stadträten auf Wohlwollen. Die Klammerfunktion der Stadt sei eine gute Idee, befand Andrea Grundhuber (Grüne): "Am besten gefällt mir, dass die Zielgruppe auch die Einheimischen sind, dieses Thema war bisher zu wenig im Fokus." Am Blomberg sollte man nicht nur auf bauliche Veränderungen schauen, sondern damit "auch Kreativräume öffnen", sagte sie. Für Willi Streicher (SPD) ist es am wichtigsten, dass die diversen Akteure am Berg akzeptieren, "dass die Stadt jetzt an erster Stelle steht." Die sorgt künftig für "ein Marketing-Grundrauschen", wie Hohenreiter sagt. Die Betreiber am Berg, die noch ihre eigene Werbung betreiben dürfen, könnten darunter enger zusammenrücken. "Wir müssen sehen, was wir bei schlechtem Wetter machen", betont die Kurdirektorin. An einem Dienstag mit wolkenverhangenem Himmel ist am Tölzer Hausberg zum Beispiel eher wenig los. Das sieht man schon an den beiden Parkplätzen unten an der Talstation. Beide sind dann nahezu leer.

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