Der Tölzer Veranstaltungskalender in diesem Jahr wird vom Thomas-Mann-Jahr geprägt. "Das überstrahlt alles", sagte die stellvertretende Kurdirektorin Susanne Frey-Allgaier kürzlich im städtischen Kur- und Tourismusausschuss. Faszinierend sei, wie stark die Resonanz auf dieses Thema in ganz Deutschland sei. Bad Tölz sei damit bundesweit in Zeitungen und im Internet in aller Munde. Das ist für Organisator und Stadtrat Christof Botzenhart (CSU) auch ein Verdienst des Stadtmarketings um Leiterin Brita Hohenreiter: Das Team habe "ein Feuerwerk in der Vermarktung abgebrannt", sagte er.
Eine Neuheit im Programm ist die Aktion "Stadtlesen", die vom 14. bis zum 16. Juni in der Marktstraße stattfindet. Drei Tage lang soll sich die Fußgängerzone in eine Art Wohnzimmer verwandeln, wo jeweils von 9 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit aus Büchern vorgelesen wird.

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Im Ausschuss wurde auch die Tourismusbilanz des Jahres 2016 erläutert - für Bayern ein gutes Jahr. Mit etwa 38 Millionen Übernachtungen verzeichnete etwa Oberbayern einen Zuwachs von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr, insbesondere die Alpenregion war bei Urlaubern gefragt. In Bad Tölz sank die Zahl der Gäste-Ankünfte hingegen um 0,67 Prozent auf 79 612, die Übernachtungen gingen um 0,29 Prozent auf 346 556 zurück. Dennoch sagte Kurdirektorin Hohenreiter, das vergangene Jahr sei auch für Bad Tölz aus touristischer Sicht sehr positiv gewesen.
Diese Interpretation der Statistik begründete Hohenreiter damit, dass auch die Kurstadt bis Ende September ein Pluszeichen vor den Zahlen stehen hatte: 0,39 Prozent mehr bei den Ankünften, plus 1,84 Prozent bei den Übernachtungen. Dann kehrte sich der Trend allerdings um. Das Landhaus Iris schloss Ende Oktober, im Haus Isarwinkel des Bahnsozialwerks (BSW) standen im November und Dezember wegen einer Teilsanierung nur 72 statt 170 Betten zur Verfügung. Außerdem trug die Kurdirektorin ihr Ceterum censeo vor, dass Hotelbetten jeglicher Kategorie in Tölz fehlten, um vor allem Reisegruppen unterbringen zu können. Wie viele zusätzliche Betten genau wo und wann im Jahr fehlen, dazu machte Hohenreiter keine Angaben. "Die Unterstützung von neuen Hotelansiedlungen muss seitens der Stadt konsequent weiter verfolgt werden", sagte sie. Auch Bürgermeister Josef Janker (CSU) wiederholte, in Tölz fehlten ganz einfach Betten. Jürgen Renner (SPD) lobte die Kurdirektorin und ihr Team, die aus den Gegebenheiten das Beste machten: "Es ist klar, dass das Nadelöhr für eine dynamische Entwicklung, anders als in der Lokalpresse behauptet, neue Hotelbetten und Tagungsräume sind."

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Einen Aufwärtstrend verzeichneten im Vorjahr drei der vier Sanatorien in Tölz. Dort stiegen die Gästeankünfte von 6737 auf 7528, die Übernachtungen von 112 777 auf 121 936 an. Einen leichten Zuwachs verzeichneten auch die Besitzer nicht gewerblicher Ferienwohnungen, die meist das Online-Buchungssystem "Airbnb" nut- zen. Dagegen gingen die Gesamtzahlen in den Hotels zurück: Die Übernachtungen schrumpften von 178 557 auf 171 094, die Ankünfte von 62 309 auf 61 364. Auch die Gästehäuser und gewerblichen Ferienwohnungen verzeichneten leichte Rückgänge. Während die Betten in den Sanatorien zu 71,8 Prozent ausgelastet waren (eine Zunahme von knapp 5,4 Prozent), ging die Belegung in den Hotels insgesamt um 2,3 auf 41,78 Prozent zurück. Die durchschnittliche Bettenauslastung in Oberbayern betrug 46,8 Prozent. Was die Aufenthaltsdauer betrifft, hat sich im Vorjahr kaum etwas verändert: Die Gäste bleiben 4,35 Tage im Schnitt und damit so lange wie 2015.
Nach ausführlichen Erläuterungen zum Online-Auftritt, Broschüren, Themenflyern, Messeauftritten, Zertifizierungen und Pauschalangeboten kam Hohenreiter auch auf das neue Vitalzentrum im Kurviertel zu sprechen, das im Frühsommer vorigen Jahres eröffnet hat. Seither gab es 564 Einzelveranstaltungen. Am häufigsten wird das Zentrum von Dauermietern genutzt (174), zum Beispiel für Wing Tsun oder Kräuterpädagogen-Ausbildung, gefolgt von eigenen Veranstaltungen (122) wie BKK-Aktivwochen. Hinzu kommen Mieter, die mehr als fünf Tage im Vitalzentrum sind (118), wo sie Qigong, etwa Yoga, Feldenkrais, Pilates oder auch Kinder-Sprachunterricht anbieten. Das Programm im Vitalzentrum wird fortgesetzt. Ansonsten ist in Tölz das Übliche geboten: Bavarian Beats (7. und 8. April), Ostermarkt (7. bis 17. April), 4. Knabenchorfestival (25. bis 28. Mai), Tölzer Rosentage (2. bis 5. Juni), US Car-Treffen (4. und 5. Juni), Summer Village (20. bis 23. Juli), Harley Rock'n'Race (12. und 13. August), Tölzer Herbstzauber (30. September bis 3. Oktober) und Christkindlmarkt (24. November bis 24. Dezember).