Tourismus im Oberland:Die Natur ins Hotel holen

Tourismus im Oberland: Mit seiner ruhigen Alleinlage lockt das Schlossgut Oberambach schon länger. Nun sollen mit Naturmaterialien gestaltete Räumlichkeiten das Ambiente für produktive und innovative Ideen schaffen - sofern Seminarteilnehmer nicht gleich ihr "Green Meeting" draußen abhalten.

Mit seiner ruhigen Alleinlage lockt das Schlossgut Oberambach schon länger. Nun sollen mit Naturmaterialien gestaltete Räumlichkeiten das Ambiente für produktive und innovative Ideen schaffen - sofern Seminarteilnehmer nicht gleich ihr "Green Meeting" draußen abhalten.

(Foto: Privat/oh)

Die Betreiber des Schlossguts Oberambach bauen ihre Seminar- und Tagungsräume so um, dass sie Flora und Fauna widerspiegeln. Auch eine Kreativwerkstatt soll es geben. Damit hoffen sie, eine Nische am Markt zu füllen

Von Benjamin Engel, Münsing

Im Schlossgut Oberambach wollen die Betreiber die Natur künftig für sich arbeiten lassen. Für die Umgestaltung ihrer fünf Seminar- und Tagungsräume im Bio-Hotel haben sie daher auf natürliche Materialien und ein neues Licht- und Farbkonzept gesetzt. "Wir wollen die Natur ins Hotel holen", beschreibt Geschäftsführer Maximilian Schwabe den neuen Ansatz. Und die ist in dem Haus zwischen Wäldern und Wiesen am Ostufer des Starnberger Sees nie fern. "Die Gäste kommen von draußen, sehen sehr viel Grün und Bäume. Das spiegelt sich auch in den Räumen wieder", erklärt er.

Zugute kommen soll dem neuem Konzept unter dem Schlagwort "Green Meeting" aber auch der natürliche Spieltrieb des Menschen. So steht im größten der Seminarräume eine multifunktionale Kreativwerkstatt bereit - Knetmasse, Bauklötzchen, Magnet- und Kreidetafeln sowie Werk- und Schreibzeug inklusive. Das soll es den Tagungs- und Seminargästen möglich machen, zu basteln, dafür beispielsweise mit der Schere in den Wald zu gehen und so Materialien zu suchen. "Wir wollen ein großer kreativer Spielplatz für Gruppen sein", erklärt Schwabe.

Mit dieser neuen Praxis zur Ideenfindung und Problemlösung will das Hotel im ausdifferenzierten Tagungs- und Seminarmarkt seine Nische finden. "In unserer Region gibt es sehr viele Start-ups", sagt Schwabe. "Diese Unternehmen suchen Innovationen und brauchen Räume, um kreativ zu sein." Mit der ruhigen Alleinlage könne das Hotel dafür die perfekte Basis bieten. Und außerdem die Auslastung erhöhen. Schwabe möchte wochentags das Tagungsgeschäft forcieren. Die Wochenenden und Schulferien blieben für Urlaubsgäste, sagt er.

Die fünf individuell gestalten Seminarräume sind zwischen 20 und 115 Quadratmeter groß, bieten Platz für bis zu 80 Gäste. Für alle Schwabe gemeinsam mit dem Münsinger Fachplaner Stefan Pixner ein an der Natur orientiertes Farb- und Lichtkonzept entwickelt.

Wie sich Technik und Natur ergänzen sollen, zeigt der größte Seminarraum "Starnberg" beispielhaft. Das neu abgeschliffene braune massive Holzparkett greift die natürliche Farbe der Baumstämme auf. Die hellgrüne Kalk-Silikat-Wandfarbe korrespondiert mit dem Grün der Blätter und Wiesen. Durch das Fenster fällt der Blick in die umgebende Natur. So sollen sich die Teilnehmer wohlfühlen. Das soll gleichzeitig das in die weiße Akustikdecke integrierte System mit flackerfreien LED-Lampen verstärken.

Damit sind verschiedene Lichtszenarien denkbar. Kaltes, sehr helles Licht soll den Körper anregen Serotonin auszuschütten und damit wach zu werden. Warmes, dunkles Licht soll den Körperorganismus entspannen. Acht Whiteboards lassen sich im Raum auf Rollen verschieben. Damit können sie als Trennwände für Gruppenarbeit dienen. Laut Schwabe stammen die Möbel von einer österreichischen Firma, die CO₂-neutral arbeitet. "Wir können die Möbel später auch zurückgeben. Die Materialien werden dann wiederverwertet", beschreibt Schwabe den nachhaltigen Ansatz des Herstellers.

Der kleinste ist auch der intimste der Seminarräume. Gemütliche, braune Ledersofas gruppieren sich um einen Tisch. Von der Decken hängt ein antiker Murano-Glas-Leuchter im Art-Deco-Stil und kontrastiert mit der dunkelblauen Kalkfarbe der Wände. Durch die Fenster im südwestlichen Eckzimmer fällt der Blick auf einen Zipfel des Starnberger Sees. Der Seminarraum im Obergeschoss ist dank Dachfenstern natürlich hell.

Für ihre Seminare können die Gäste aber ebenso im Park direkt in der Natur sitzen. "Das ist dann ein Green Meeting ganz wörtlich gesprochen", sagt Schwabe.

Wem das zu wenig ist, kann noch die erweiterten Incentive (=Anreiz)-Angebote buchen. Vom Floßbau, Bogenschießen, Stand-up-Paddeln, Eisstockschießen auf der hoteleigenen Bahn bis zum Waldbaden ist vieles möglich. "Die Gäste können ihre Gedanken schweifen lassen und ganz im Hier und Jetzt ankommen", sagt Schwabe. Dafür müssen sie nur je nach Raum pro Tag mindestens 1700 Euro Mindestumsatz zahlen. Dafür gibt es Obst, Smoothies, Bio-Snacks, Kuchen und vegetarisches Mittagessen. Am liebsten wäre es Schwab, wenn die Seminargäste länger als einen Tag bleiben. Aus "ökologischen Aspekten", wie er selbst sagt, was aber natürlich auch finanziell lohnend wäre.

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