Anders als Neuschwanstein oder der Tegernsee zählt Bad Tölz nicht zu den bayerischen Hotspots im Tourismus. Die Stadt liegt bei den Reiseveranstaltern leicht neben dem Fokus, was Kurdirektorin Brita Hohenreiter manchmal ganz recht ist. „Wir gehören nicht zu den Zielgebieten ausländischer Märkte“, sagte sie am Donnerstag im Kur- und Tourismusausschuss des Stadtrats. „Das hat uns während Corona viel Ärger erspart.“ Aber auch Tölz profitiert von dem Aufschwung, den die Tourismusbranche in Bayern voriges Jahr genommen hat. Die Zahl der Gästeankünfte stieg um 7,36 Prozent, die Übernachtungen legten um 8,44 Prozent zu. „2024 war ein tolles Jahr“, bilanzierte Hohenreiter.
Damit liegt Bad Tölz sogar über dem bayernweiten Durchschnitt von 4,5 Prozent (Ankünfte) und 2,5 Prozent (Übernachtungen). Hohenreiter zählte insgesamt 68 350 Gäste, die in die ehemalige Kurstadt kamen, und 314 004 Übernachtungen. Die Touristen hielten sich durchschnittlich 4,58 Tage in der Stadt auf. Mehr Kunden verzeichneten vor allem Hotels und die Vermieter nicht gewerblicher Ferienwohnungen. Auch die Bilanz bei den Sanatorien verbesserte sich, nachdem eine Reha-Klinik nach der Renovierung wieder an den Start gegangen war. Allerdings goss Hohenreiter auch etwas Wasser in den Wein. Für viele Betriebe sei „die Situation deutlich schlechter“, als die touristische Statistik aussage, teilte sie mit – und verwies auf steigende Betriebskosten und fehlendes Personal. „Das ist das, was wir immer wieder hören.“

Ein Problem ist für die Kurdirektorin weiterhin die Zahl der Betten, die Bad Tölz anbietet. Die ist zwar seit 2022 von 1824 auf nunmehr 2044 gestiegen, nachdem der Leonhardihof nach der Sanierung wieder aufgemacht hat und neue Häuser wie das Hotel Bergeblick auf der Wackersberger Höhe entstanden sind. Aber eigentlich benötige man 2400 Betten, so Hohenreiter: „Je weniger Betten, desto weniger Leute kommen, umso bedeutungsloser wird Bad Tölz irgendwann sein.“
Die Tourist-Information fokussiert ihre Werbekampagnen auf die Nebensaison
Schwierig wird es vor allem im Sommer, wenn viele Touristen buchen – und dann schon alles belegt ist. Dagegen ist in der Nebensaison eher wenig los, weshalb die Tourist-Information ihre Werbekampagnen auf diese Jahreszeiten fokussiert. Dann seien noch Zuwächse möglich, die von den Gastgebern auch dringend benötigt würden, sagte Hohenreiter. Übers Jahr gesehen ist die Auslastung der Betten auch 2024 gestiegen – von 39,2 auf fast 42 Prozent.
Fast jeder zweite Gast, der nach Tölz kommt, stammt selbst aus Bayern (47,37 Prozent), gefolgt von Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Die ausländischen Touristen sind meist Österreicher, Schweizer, Italiener, Niederländer und Amerikaner. Allerdings ist ihre Zahl rückläufig: 2024 gab es 1,32 Prozent weniger Ankünfte (insgesamt 7583) und 12,75 Prozent weniger Übernachtungen (20 046).

Beliebt ist in Bad Tölz der Wohnmobilplatz an der Isar. Obwohl die Stadt die Stellplatzgebühr vor drei Jahren von acht auf 16 Euro verdoppelt hat, ist er noch immer gut belegt. „Das Schöne ist, dass wir keinen einzigen Wohnmobilisten verloren haben“, sagte Hohenreiter. Rein statistisch stünden dort jeden Tag 27 Campingbusse, insgesamt also knapp 10 000 im Jahr. Mehr gebe das Areal zwischen Königsdorfer Straße und Isar auch nicht her, so die Kurdirektorin: „Das ist die maximale Belastung.“ Einen Campingplatz hat Tölz hingegen nicht. Auf Nachfrage von Willi Streicher (SPD) teilte Hohenreiter mit, dass solche Urlauber auf Campingplätze in der Umgebung verwiesen würden.
Gabriele Frei (CSU) fragte nach, wie viele Gäste direkt buchten und wie viele über Online-Plattformen. Dazu habe sie keine Statistik, erklärte der Kurdirektorin. Allerdings sei es wahrscheinlich, dass der überwiegende Teil der Buchungen über Plattformen stattfinde. Das ist für die Gastgeber teuer, weil die Betreiber von ihnen Provisionen verlangen. „Da muss man dem Gast dann halt sagen, wenn du wiederkommen willst, ruf mich einfach an.“