Tölzer Prügel:Unakzeptables Nachtreten

Die mögliche Erweiterung der Hammerschmiedschule steht im Wolfratshauser Stadtrat zum x-ten Mal auf der Tagesordnung. Dass die Entscheidung so lange dauert liegt an einer skurrilen Einmischung eines Altbürgermeisters

Glosse von Florian Zick

Am Mittwoch ist es soweit: Die Erweiterung der Hammerschmiedschule steht mal wieder auf der Tagesordnung des Wolfratshauser Stadtrats - zum bestimmt elften, zwölften oder sonst wie viel-ten Mal. Es ist eine Entscheidung in der Warteschleife. Dass das millionenschwere Projekt immer wieder seine Runden dreht, hat unter anderem auch zu tun mit einer skurrilen Einmischung von Altbürgermeister Erich Brockard.

Brockard lebt schon länger nicht mehr in Wolfratshausen, hat sich in seiner alten Heimat in den vergangenen Jahren aber immer mal wieder auffällig selbst inszeniert. Vor zwei Jahren hat er auf eigene Kosten eine Erinnerungstafel für den Sebastianisteg prägen lassen. Denn bei aller Bescheidenheit, es sollte halt doch niemand vergessen, wer vor 30 Jahren den Bau der Fußgängerbrücke über die Loisach angestoßen hat.

Vor gut einer Woche hat Brockard nun noch einmal eigenes Geld in die Hand genommen, diesmal für eine Doppelseite im Anzeigenblatt Isarkurier. Dort erklärte Brockard nicht nur sehr ausführlich, warum es aus seiner Sicht nicht geht, die Weidacher Grundschule in die Hammerschmiedschule zu integrieren. Der mittlerweile im Allgäu ansässige Altbürgermeister legte gleich noch eine komplette Mängelliste mit Punkten vor, die seit seinem Ausscheiden aus dem Rathaus nicht mehr in seinem Sinn entschieden worden sind.

Das ist ein bisschen so, als hätte der Senior-Chef seine Firma an den Sohn übergeben, der führt die Geschäfte weiter. 30 Jahre später taucht der Alte aber überraschend noch einmal auf einer Betriebsversammlung auf und lästert vor versammelter Mannschaft darüber, wie schlecht die Dinge seit seinem Abgang doch laufen. Der feine Unterschied jedoch ist: Die Stadt Wolfratshausen ist keine Firma, es gibt hier keine dynastischen Rechte. Das Sagen haben hier gewählt Volksvertreter, die haben ein Mandat dafür, die Stadt weiter zu entwickeln. Und dass sich die Welt weitergedreht hat und manche Dinge heute anders entschieden werden als das vielleicht noch vor 30 Jahren der Fall gewesen wäre - das sollte auch ein Altbürgermeister akzeptieren können.

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