Tölzer Prügel:Total gestört

Auf dem Penzberger Stadtplatz sind jetzt die leisen Töne angesagt...

Von Florian Zick

Hat man's Ihnen schon geflüstert? Auf dem Penzberger Stadtplatz sind jetzt die leisen Töne angesagt. Das Schöne an so einem Stadtzentrum ist ja eigentlich, dass es dort auch mal lebendig zugeht. Der Münchner Stachus zum Beispiel: Wer könnte sich den schon ohne die ganzen Menschenmassen und das ganze Verkehrsgewusel vorstellen? Und mal ehrlich: Wer will schon in einer Geisterstadt wohnen, wo jeden Abend pünktlich um sechs die Bordsteine hochgeklappt werden? Ist doch toll, wenn sich auch mal etwas rührt. In Penzberg allerdings, da gilt: Psssst, bitte ruhig sein! Penzberg muss schlafen.

Der winterliche Eislaufzauber auf dem Stadtplatz jedenfalls, offiziell Hannis Eismärchen genannt, kann nur noch stattfinden, wenn es dort künftig etwas ruhiger zugeht als in den vergangenen Jahren. Der Grund: Eine Anwohnerin hatte sich über das lustige und damit mitunter auch etwas lautere Treiben beschwert. Die zulässigen 60 Dezibel wurden einem Gutachten zufolge im vergangenen Winter jedenfalls regelmäßig geknackt - und das sogar noch in zweiter Reihe. Und jetzt? Jetzt muss die Stadt beim Lärmschutz deutlich nachbessern. Sonst bleibt der Penzberger Stadtplatz zur Weihnachtszeit in Zukunft leer und dunkel.

Ist aber auch unerhört: Da wohnt man an dem Platz, wo das gesellschaftliche Leben in der Stadt stattfinden soll - und dann ist dort tatsächlich mal was los. Da fragt man sich schon ein bisschen, worüber sich die Leute alles aufregen können. Da zieht man neben einen Kindergarten - und dann spielen dort tatsächlich Kinder. Da kauft man sich ein Häuschen neben einer Kuhweide - und dann besitzen diese Rindviecher tatsächlich die Dreistigkeit, mit ihren Kuhglocken zu bimmeln. Und offenbar ist es eben auch nicht recht, wenn die Kufencracks beim Eislaufen auf dem Stadtplatz im Winter Spaß haben. Ja, Herrgott noch eins: Wo darf denn heute dann überhaupt noch richtiges Leben stattfinden, ohne dass sich davon gleich irgendjemand gestört fühlt? Grenzwerte sind ja durchaus sinnvoll - vor allem auch beim Lärmschutz. Sich bei Veranstaltungen aber immer gleich aufgeregt ans Schallmessgerät zu klammern, das ist auch überaus grenzwertig.

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