Tölzer Prügel:So sicher wie die Maut

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Wer´s glaubt mit dem S7-Verlängerungsversprechen bis 2028, wird selig...

Kolumne von Felicitas Amler

Es mag ja sein, dass es Leute gibt, die noch an eine Rettung der einst so prächtigen Max-Villa in Ammerland glauben. Die vielleicht meinen, na gut, es sieht zwar schon alles total kaputt aus, die Fassade blättert, das ein oder andere Fenster ist hin, die Veranda hinüber, vom Balkon kracht bald das letzte Brett runter - aber ... wer weiß - vielleicht unterbindet irgendeine Behörde irgendwann doch noch das Schlimmste. Weil es ja schließlich ein Denkmal ist und man dergleichen in einem zivilisierten Land nicht einfach verkommen lässt. Ja, solche Leute mag es wohl geben. Und wer so was glaubt, wer also das schier Unmögliche für irgendwie doch noch denkbar hält, der ist gewiss auch ein S 7-Frommer. Einer, der fest daran glaubt, dass im Jahr 2028 die erste S-Bahn von Wolfratshausen nach Geretsried fahren wird. Weil es die Ämter doch angekündigt haben.

Wie? Es ist immer noch kein Termin für die Planfeststellung fix? Pah!, schnaubt da der S 7-Gläubige, das wird das Eisenbahn-Bundesamt schon richten. Und was heißt da: Die Kostenschätzung ist zehn Jahre alt? Klar: Es ist auch schon wieder vier Jahre her, dass Freistaat, Landkreis, Wolfratshausen und Geretsried sich auf eine S 7-Gemeinschaftsfinanzierung geeinigt haben. Eine lange Zeit? Schon, aber doch kein Grund daran zu zweifeln, dass die endgültigen Pläne genau jetzt auf den Tisch kommen. Das wird nun alles ganz flott gehen. Glaubt der 2028-Orthodoxe. Weil er ja auch überzeugt ist, dass kein einziger Bauer, dessen Grund und Boden zerschnitten würde, klagen und kein einziger Umweltschützer gegen die Beeinträchtigung des Flora-Fauna-Habitats Buckelwiesen protestieren wird.

Wer dennoch so ein klein wenig am magischen Datum 2028 zweifelt, setzt auf einen neuen Weg zum Ziel: Man wird mächtig demonstrieren. Hunderte sollen zwischen Geretsried und Wolfratshausen auf die Straße gehen, um der Bahn Dampf zu machen. Da wird der Bundesverkehrsminister schauen! Und sofort die Weichen neu stellen. Auf Andreas M. (wie Maut) Scheuer ist gewiss Verlass.

© SZ vom 26.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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