Tölzer Prügel:Schlaf weiter, lieber Stadtrat

Die viel zu späte Intervention beim Bierzelt-Streit zeigt, wie unpolitisch dieses Gremium inzwischen ist

Kolumne von Alexandra Vecchiato

Wer schiebt da wem den Schwarzen Peter zu? Als im November 2018 der Stadtrat beschloss, dass das Penzberger Volksfest im Jubiläumsjahr 2019 an vier Tagen bis 1 Uhr früh geöffnet bleiben soll, hieß es von der Verwaltung: Das Landratsamt Weilheim-Schongau hat das letzte Wort. So wurde es von Ordnungsamtsleiter Peter Holzmann öffentlich kommuniziert. Klingt doch ganz so, als ob die Kreisbehörde in der Causa zu entscheiden hätte.

Mitnichten. Holzmann hat von sich aus das Landratsamt eingeschaltet und um eine Bewertung der Sicherheitsbedenken der Polizei gebeten. Sowohl für die gaststättenrechtliche wie auch die sicherheitsrechtliche Genehmigung ist jedoch allein die Stadt Penzberg zuständig. Man habe auf Holzmanns Anfrage nur eine Art "väterlichen Rat" erteilt, kommentiert Matthias Seitz vom Landratsamt. Und der hieß: Nur an zwei Tagen länger auf - das sei die sicherere Variante.

Dennoch beruft sich Holzmann auf diese Empfehlung aus Weilheim wie auf ein ehernes Gesetz, um den Stadtratsbeschluss nicht vollziehen zu müssen. Das wird dem Stadtrat in nicht-öffentlicher Sitzung noch im Dezember 2018 mitgeteilt - und was macht das Gremium: Es schläft! Es verpasst die Chance, ein Veto einzulegen, nachzuhaken, sich für seinen eigenen Beschluss starkzumachen.

Das Fazit der Geschichte: Schon wieder geht es für die Stadt Penzberg vor Gericht. Festwirt Christian Fahrenschon hat einen Eilantrag gestellt, der wegen der Öffnungszeiten Klarheit bringen soll. Im Rathaus mag man sich denken: Egal, in diesem Jahr ist das Volksfest in trockenen Tüchern. Und nächstes Jahr ist noch fern - vor allem findet das Treiben auf der Berghalde lange nach der Kommunalwahl im März statt.

Aber man sieht auch, wie unpolitisch der Penzberger Stadtrat mittlerweile geworden ist. Selbst jetzt, wo der Groschen doch bei den Fraktionen gefallen sein müsste, gibt es keine Bestrebungen nachzujustieren. Die Verwaltung scheint jedenfalls den Respekt weitestgehend verloren zu haben. Beide Seiten haben sich nicht mit Ruhm bekleckert.

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