Tölzer Politik:Die Ungeduld wächst

Architekturserie Wandelhalle

Das Stadtviertel, das früher einmal der Kur diente, hat sich mittlerweile jedoch immer mehr zu einem Wohngebiet entwickelt.

(Foto: Manfred Neubauer)

Stadträte kritisieren langwierige Ermittlungen für das Sanierungsgebiet Badeteil

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die vorbereitenden Untersuchungen für das Sanierungsgebiet Badeteil sind auch fast drei Jahre nach dem Beschluss durch den Tölzer Stadtrat noch am Laufen. Ursprünglich war vorgesehen, die umfangreichen Ermittlungen bis Mitte dieses Jahres abzuschließen. Nun dürften die Ergebnisse erst Mitte 2021 vorliegen. Dies kündigte Bauamtsleiter Christian Fürstberger in der jüngsten Sitzung des städtischen Bau- und Stadtentwicklungsausschusses an. Als Grund für die Verzögerung nannte er die Bebauungsplanverfahren für den Hintersberg II, sprich: die Zwickerwiese, und das geplante Hotel auf der Wackersberger Höhe. Die Untersuchungen für das Kurviertel hätten deshalb immer wieder zurückgestellt werden müssen, sagte Fürstberger. Unter den Stadträten regt sich inzwischen Ungeduld ob des langwierigen Verfahrens.

Mit der Festlegung eines Sanierungsgebiets will Bad Tölz sogenannte "städtebauliche Missstände" im Badeteil beheben. Dabei geht es nicht bloß um renovierungsbedürftige Häuser, sondern auch um strukturelle Schwächen des Stadtviertels, das früher einmal der Kur diente, sich mittlerweile jedoch immer mehr zu einem Wohngebiet entwickelt hat. Es geht um Denkmalpflege und Tourismus, Wohnen und Grünflächen, kurz: um die Zukunft des Stadtviertels. Das Konzept wird von Hausbesitzern, Inhaber von Hotels und Pensionen und vom Verein Freundeskreis Badeteil mit nervöser Unruhe erwartet. Die Eigentümer müssen voraussichtlich mit Eingriffen in ihre Grundstücke rechnen, können aber auch Fördergelder des Staates und der Stadt für jenen Teil einer Sanierung bekommen, der für sie unwirtschaftlich wäre. "Wir haben 150 Seiten zusammen", sagte Fürstberger im Bauausschuss. "Wir sind noch in der Vorentwurfsplanung, das ist ein umfangreiches Werk, das sehr fundiert sein und mit viel Basiswissen erarbeitet werden muss." Mit den Ermittlungen hat die Stadt das Fachbüro "Die Stadtentwickler" aus Kaufbeuren beauftragt.

Vorerst herrscht also weiter Ungewissheit. Das gilt auch für den östlichen Bereich der Kyreinstraße und für die Innere Buchener Straße. Die Veränderungssperre für die beiden Bebauungspläne, die insgesamt acht bis neun Grundstücke umfassen, wurden von den Stadträten im Bauausschuss nochmals um ein Jahr verlängert - dagegen stimmte nur Julia Dostthaler (CSU). Damit soll verhindert werden, dass sich die Grundlagen im Kurviertel verwandeln, während die vorbereitenden Untersuchungen noch laufen. Eine weitere Verlängerung der beiden Sperren dürfte nächstes Jahr rechtlich schwierig werden.

"Zwei Jahre sind eine sehr lange Zeit", monierte Stadträtin Filiz Cetin (SPD) die lange Dauer der Ermittlungen im Bäderviertel. "Es sind Bauanträge da, die zurückgestellt werden müssen." Sie forderte die Stadtverwaltung auf, das weitere Jahr für die Veränderungssperre "nicht voll auszukosten". Anton Mayer (CSU) äußerte Verständnis dafür, dass das städtische Bauamt zwischendurch andere Prioritäten gesetzt habe, andererseits habe man dort "das Untersuchungsgebiet Badeteil schon ein bisschen schleifen lassen", sagte er. In Bad Tölz sei der Wohnungsmarkt leergefegt, weshalb es nötig sei, dass wieder Wohnraum geschaffen werde. Mayer plädierte dafür, die zwei Veränderungssperren aufzuheben und "ein bisschen was freizugeben" für günstige Quartiere. Ulrich Fottner (FWG) bezweifelte, dass "ein paar Wohnungen am Mietpreis etwas ändern".

Fürstberger mahnte Ausdauer an. Der Fokus der Stadt, sagte er, müsse "auf der touristischen Nutzung liegen". Der Neubau von Wohnungen habe seit zehn Jahren im Kurviertel dazu geführt, dass "ein gewisses Publikum" hergezogen sei. Der Stadtteil sei überaltert, investiert werde in hochpreisigen Geschosswohnungsbau. Für den Bauamtschef ist nicht zu erwarten, dass dort nun plötzlich preiswerter Wohnraum entsteht. "Warten wir die Untersuchungen ab, schauen wir die Analysen an und die Mittel, um dieser Wohnraumentwicklung entgegenzuwirken", sagte er. Die Probleme im Badeteil hätten Stadtverwaltung und Stadtrat selbst geschaffen, merkte Mayer kritisch an. "Da muss man sich an die eigene Nase fassen."

Geduld forderte Karsten Bauer (CSU). Zwar sei es langsam an der Zeit, dass die Stadt mit dem Konzept vorankomme, doch bräuchten alle Beteiligten vor allem eines: "Planungssicherheit". Michael Lindmair (FWG) räumte ein, dass es für Bauwerber im Kurviertel unangenehm sei, so lange mit ihren Vorhaben warten zu müssen. Allerdings haben die Bauprojekte in der Vergangenheit für ihn gezeigt, dass es oftmals um die maximale Ausnutzung der jeweilige Fläche ging. Und die Mietpreise seien nicht gesenkt, sondern erhöht worden, sagte Lindmair.

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