Brauchtum im Advent:Auf dem Krippenweg durch Bad Tölz

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Die Krippe in der Goldschmiede Schnitzler hat die Mutter von Inhaber Florian Schnitzler eigens für den Krippenweg aus Papier gebastelt. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Weihnachtsdarstellungen in den Schaufenstern wurden als Ersatz für den coronabedingten Ausfall des Christkindlmarkt eingeführt. Bei Händlern und in der Bevölkerung kam das Angebot so gut an, dass es nun mit noch mehr Krippen fortgesetzt wird.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Manchmal hat Corona auch etwas Gutes. Als der Christkindlmarkt wegen der Pandemie ausfiel, wollte die Stadt Bad Tölz zumindest ein wenig vorweihnachtliche Stimmung in die Innenstadt bringen und damit auch den vom Lockdown geplagten Geschäften helfen. Die Idee: In den Schaufenstern zierten jede Menge Krippen die Auslage. Das kam in der Bevölkerung so gut an, dass der "Tölzer Krippenweg" auch dieses Jahr stattfindet, obwohl der Christkindlmarkt in die Fußgängerzone zurückgekehrt ist. "Das Ganze wurde sehr positiv aufgenommen, auch von der Händlerseite. Dies sieht man auch daran, dass es 61 Geschäfte gibt, die heuer mitmachen", sagt Birte Otterbach, Pressesprecherin der Stadt, bei einem Rundgang am Montag durch das Zentrum von Bad Tölz.

2020 war der Advent in der Kurstadt trist. Von den sonst rund 40 Hütten durften damals nur fünf bleiben, und auch die wurden im gestrengen Lockdown alsbald geschlossen. Das Winterdorf vor dem Kurhaus kam gar nicht erst zustande. Nur der Krippenweg mit seinen damals 57 Darstellungen der Geburt Christi wurde umgesetzt, er sei ein Ausdruck von Kultur und Tradition, die "wegen Corona ja extrem zu kurz kommen", begründete Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) seinerzeit das Ersatzprogramm. Da sei es noch mühselig gewesen, die Einzelhändler zu animieren, sagt Citymanagerin Franziska Gschwandtner. "Wir haben anfangs Überzeugungsarbeit leisten müssen." Aber das ist vorbei. Heuer habe man eine höhere Nachfrage verzeichnet, "als wir bedienen können", so Gschwandtner.

Wolfgang Friedl ist Vorsitzender des Tölzer Krippenvereins, der die Ausstellung maßgeblich gestaltet hat. (Foto: Manfred Neubauer)

Von den 61 Krippen stammen 16 vom Tölzer Krippenverein, alle anderen aus privatem Besitz. Der Verein mit seinen derzeit 38 Mitgliedern um den Vorsitzenden Wolfgang Friedl, der auch für die Jahreskrippe an der Franziskanerkirche verantwortlich zeichnet, sei für die ungewöhnliche Ausstellung im Advent unverzichtbar, sagte Otterbach. "Ohne ihn würde das gar nicht laufen." Eine der Darstellungen, die dem Verein gehören, besteht aus kleinen Terracotta-Figuren, die in dem Geschäft "Die Kunstwerker" am Jungmayrplatz zu sehen sind. Maria und Josef, das Christuskind, Hirten, Ochs und Esel in dem typisch hellroten Ton, verziert mit weißen Ornamenten - die Krippe ist ein Beispiel für die Vielfalt der Tölzer Präsentation, die keineswegs bloß aus den gängigen alpenländischen Arrangements mit Berghütte, Heuschober, Mägden und Knechten in alter Tracht besteht.

Im Laden Blue Flamingo Fashion gibt es eine peruanische Krippe in einer Kalebasse, die gerade einmal handtellergroß ist. (Foto: Manfred Neubauer)

Eine Besonderheit gibt es im Damenmodengeschäft "Bonita" in der Marktstraße: In der Auslage ist eine afrikanische Krippe ausgestellt, die der Krippenverein einstmals von "Missio" erhielt. Das katholische Missionswerk verkaufte solch handgeschnitzte Arbeiten aus Afrika, der Erlös sollte dort den Armen zugute kommen. "Die Figuren sind aus magahonifarbenem Ebenholz", erzählt Vorsitzender Friedl. "Wir haben sie im Rahmen einer Wohlfahrtsveranstaltung bekommen." Aus Peru stammt eine gerade mal handtellergroße Krippe im Laden "Blue Flamingo Fashion". Die "Anbetung des göttlichen Kindes" mit winzigen Figuren befindet sich einer bemalten Kalebasse, also einem halbierten Flaschenkürbis.

Schräg gegenüber in der Fußgängerzone gibt es in einem Goldschmiede-Geschäft eine Krippe aus Pergamentpapier. Die Mutter von Ladeninhaber Florian Schnitzler hat sie eigens für den Krippenweg gebastelt. Bemerkenswert ist auch eine marokkanische Krippe im Trachtenladen "Reiter" in der Passage zum Bürgergarten. Vor Jahren sei eine Ausstellerin aus Schwäbisch-Gmund mal in Bad Tölz gewesen und habe dieses Werk dann dem Krippenverein überlassen, erzählt Vorsitzender Friedl. Die Figuren sind in alten Stoff gehüllt, in der Tracht des nordafrikanischen Landes. "Das ist eine ganz andere Art, das ist das Schöne", sagt Otterbach.

Das Geschäft "Bonita" zeigt eine afrikanische Version aus Ebenholz. (Foto: Manfred Neubauer)

Zum Krippenweg hat die Stadt einen Flyer mit einer Übersicht über die Standorte in den Geschäften, aber auch in den Kirchen, der Asklepios-Klinik und dem Stadtmuseum herausgebracht. Weitere Informationen unter www.bad-toelz.de

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