Leitfaden für Tölzer Altstadt:Ein Handbuch für Bauherren

Leitfaden für Tölzer Altstadt: Wer in der Tölzer Marktstraße umbaut, muss eine Menge an Vorschriften beachten. Ein neues Gestaltungsbuch soll nun eine Orientierungshilfe geben, was möglich ist.

Wer in der Tölzer Marktstraße umbaut, muss eine Menge an Vorschriften beachten. Ein neues Gestaltungsbuch soll nun eine Orientierungshilfe geben, was möglich ist.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die Stadt erläutert in einem Gestaltungsbuch, was bei Sanierungen und Umbauten in der historischen Innenstadt möglich ist - und was nicht.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Wer sein Haus in der historischen Altstadt in Bad Tölz sanieren oder umbauen möchte, hat es nicht einfach. Die städtischen Satzungen, Sonderrichtlinien und Vorschriften des Denkmalschutzes schränken die Spielräume für Bauherrn stark ein. Damit sie eine Orientierung bekommen, was architektonisch verboten, was aber auch möglich ist, hat Bad Tölz jetzt ein Gestaltungsbuch für die Altstadt herausgebracht. Darin ist aufgelistet, wie Gebäude, Gärten, Beschriftungen oder auch Werbeanlagen stadtbildgerecht aussehen sollen. Der Leitfaden erlaube nicht grundsätzlich alles, sagte Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) in der jüngsten Sitzung des Stadtrats: "Aber er soll Bauherren und Unternehmen positive Anregungen geben, in welche Richtung was gehen kann."

Der Begriff Altstadt umfasst bei diesem Vademecum den Amortplatz und einen Teil der Königsdorfer Straße, die historische Marktstraße, das alte Handwerkerviertel Gries und das Gebiet bis zum Bahnhof. Nicht enthalten ist hingegen die Siedlung rund um die Kohlstattstraße. Das Buch wurde vom Münchner Büro "AKFU Architekten" erstellt. Dabei habe man das Ziel verfolgt, "einmal bewusst zu machen, was Sie hier für eine Qualität haben", sagte Architektin und Stadtplanerin Sandra Urbaniak. So finde man in der Altstadt eine ganze Reihe von Gebäudetypen - vom Bürgerhaus über die Stadtvilla bis zum Handwerkerhaus. Die Fassaden seien zwar unterschiedlich, hätten jedoch eine einheitliche Formensprache, was Traufen, Gesimse und Putz angehe. Etwas Besonderes seien auch die oft metallenen Ausleger an den Häusern mit ihren Zunftzeichen.

Was Werbeanlagen betrifft, meint Urbaniak: "Wenn man Regeln hat, dann befreit es von dem Zwang, immer schriller und lauter zu werden." Die Beschriftung an den Häusern sollte nicht zu hoch, einzeilig und farblich zurückhaltend gestaltet sein. Urbaniak riet auch davon ab, die Außengastronomie mit gartenzaunartigen Abtrennungen zu umgeben. Die Marktstraße sei ein einziger großer Raum, der dadurch zerstört würde. Andere Aspekte, die für den Leitfaden untersucht wurden, sind Parzellenstrukturen, Dächer, Oberflächen wie etwa Putz, Wandöffnungen, Schaufenster, Erker und Balkone, Gärten und Pflanzgefäße. Das Buch, sagte Stadtbaumeister Florian Ernst, sei "ein Baukasten für die Gestaltung".

Johanna Pfund (Grüne) stimmte dem Inhalt des Leitfadens "zu 100 Prozent" zu. Wichtig sei, dass die Altstadt "ein einheitliches Gesicht hat, aber nicht uniform aussieht", sagte sie. Bei Gestaltungsfragen müsse die Stadt im Dialog mit den Eigentümern und den Bürgern bleiben. Peter von der Wippel (FWG) zeigte sich erfreut, "dass wir dieses Gutachten nun nach vielen Jahren in Händen halten dürfen". Bei Bauvorhaben orientiere man sich "nicht an einer perfekten Innenstadt, sondern an dem vorhandenen Bestand", sagte er. Der Ratgeber ist nach Ansicht von Anton Mayer (CSU) nicht bloß für Bauherren und Unternehmen hilfreich, sondern auch für Stadträte. An ihm könne man sich bei Abweichungen von den Satzungen halten, erklärte er. Und Ulrike Bomhard (FWG) erinnerte als Seniorenbeauftragte noch daran, in der Altstadt mehr Aufenthaltsmöglichkeiten für ältere Leute zu schaffen, vor allem durch Sitzbänke.

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