Süddeutsche Zeitung

Tölz Bildungsprojekt:Ein Herbst voller Erkenntnis

Lesezeit: 3 min

Das Kreisbildungswerk geht in seinem Studiengang "Kultur, Geschichte, Heimat" der Frage nach, was das Leben in Bayern eigentlich ausmacht

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Exkursion war früher eher kurz. Die Gruppe bildete Fahrgemeinschaften, steuerte eine Sehenswürdigkeit an, bekam eine Führung, ging vielleicht noch zum Mittagessen, fuhr wieder heim. Aber dann fiel einigen Teilnehmer des Studiengangs "Kultur, Geschichte, Heimat" auf, dass man sich in der Umgebung noch andere Ausflugsziele hätte anschauen können. Seither bietet das Katholische Kreisbildungswerk (KBW) als Veranstalter immer ganztägige Exkursionen mit zumindest zwei Programmpunkten an. Und als Busreise, wie Projektleiter Stephan Bammer erklärt. "Für die Teilnehmer ist das so netter, wenn man als ganze Gruppe unterwegs ist." Das ist auch so bei der Fahrt nach Innsbruck, die einer der Höhepunkte im anstehenden Herbst- und Wintersemester ist, das im September beginnt.

Das "Tirol Panorama" ist der erste Ort, den die Studienteilnehmer bei der Exkursion am Freitag, 11. Oktober, besuchen. Das Riesengemälde illustriert auf rund 1000 Quadratmetern und in 360-Grad-Sicht den Tiroler Freiheitskampf vom 13. August 1809, als das bayerische Heer in die Flucht geschlagen wurde. Danach besichtigt die Gruppe die Bergisel-Schanze und das Volkskundemuseum, die Hofkirche in Innsbruck mit dem Grab von Kaiser Maximilian I. und schlussendlich die zehn Kilogramm schwere "Friedensglocke des Alpenraums", die jeden Tag um 17 Uhr läutet.

Anders als früher wird in jedem Semester nicht mehr bloß eine, sondern zwei Exkursionen angeboten. Die zweite führt am Mittwoch, 23. Oktober, ins Kloster Beuerberg, wohin die Teilnehmer selbst fahren. Christoph Kürzeder, Direktor des Diözesanmuseums Freising, wandert mit ihnen auf einem großen Rundgang durch die Ausstellung "Heimat: gesucht, geliebt, verloren", wobei er die politischen, kulturellen und religiösen Facetten des Begriffs Heimat erläutert.

Danach steht eine naturkundliche Führung unter dem Motto "Bäume - mächtige Wesen" in Holzhausen auf dem Ausflugsplan. Leiter ist der Hobbybotaniker Franz Breit aus Wolfratshausen. "Der Mann ist köstlich, zu jeder Pflanze kennt er ein Gedicht", sagt Bammer. Schließlich gehöre es ja auch zum Sinn dieser Exkursionen, neue Leute kennenzulernen. Am Ende fahren die Teilnehmer noch zum Erinnerungsort Badehaus in Waldram, wo Eva Greif auf sie wartet. Die Lehrerin sei "jemand, der beim Badehaus von Anfang an mit dabei war", sagt Bammer.

Ansonsten bietet das Herbst- und Wintersemester noch vier Vorträge (Beginn jeweils um 9.30 Uhr). Der Autor und Fotograf Christian Rauch aus Eglfing spricht zum Auftakt am Mittwoch, 25. September, im Tölzer Sparkassen-Center über "Kaiser und Könige - frühe Bergliebhaber". Unter anderem geht es um Kaiser Maximilian I., der vor 500 Jahre auf Jagdzügen bis ins Hochgebirge stieg und viele frühe Bergnamen prägte. Über den Ausbruch des Vulkans Kilauea voriges Jahr auf Hawaii referiert Sebastian Müller am Mittwoch, 13. November, ebenfalls im Sparkassen-Center. Der gebürtige Gaißacher ist als Vulkanologe und Geologe auf der ganzen Welt unterwegs.

Die restlichen beiden Vorträge finden im Gasthaus Binderbräu im Tölzer Kurviertel statt. "Bairisch - Sprache oder Sprachfehler?" lautet das Thema am Mittwoch, 27. September. Der pensionierte Lehrer Karl Wilhelm Ludwig aus Garmisch-Partenkirchen spricht über philosophische Sentenzen und klangvolle Lautkaskaden, Zungenbrecher und hintersinnige Sprüche auf Boarisch. Krippenbauer Siegfried Schmeller beleuchtet unter der Überschrift "Krippen - nicht nur zur Weihnachtszeit", dass es in Krippen neben dem Weihnachtsgeschehen noch eine Reihe von Darstellungen gibt, wie auch das Beispiel der Tölzer Ganzjahreskrippe zeigt. "In der Adventszeit haben wir immer ein freundliches Thema, nichts Problematisches", so Bammer.

Der von Kulturführerin Barbara Schwarz gegründete Studiengang "Kultur, Geschichte, Heimat" geht damit ins neunte Jahr. Die Anzahl der Teilnehmer bewege sich meist zwischen 35 und 40, sagt Bammer, der das Studienjahr zum vierten Mal organisiert. Dabei handle es sich nicht um lauter Tölzer, die Leute kämen auch aus Wolfratshausen, Dietramszell, Schäftlarn, ebenso aus Lenggries und Bichl. Deshalb achte er darauf, "dass auch immer etwas aus dem Nordlandkreis dabei ist". Das gilt auch für das Frühjahrs- und Sommersemester 2020, das unter anderem eine Exkursion auf den Spuren des Schriftstellers Oskar Maria Graf nach Berg am Starnberger See bietet, ebenso einen Vortrag über "Was trägt die schöne Tölzerin? Kostümstudien einmal anders", den die Tölzer Museumsleiter Elisabeth Hinterstocker hält.

Die Anmeldung für das Herbstsemester läuft bis Dienstag, 17. September. Ursula Menke, die für das Veranstaltungsmanagement des Kreisbildungswerk zuständig ist, weist ausdrücklich darauf hin, dass es nicht möglich sei, eine einzelne Veranstaltung zu buchen. "Da kriege ich manchmal empörte Anrufe, warum das nicht geht", sagt sie. Aber der Studiengang werde nur in Ausnahmefällen mal für Externe geöffnet - "aber das ist dann teuer". Die Kosten für ein Semester belaufen sich auf 150 Euro für Einzelpersonen und 280 Euro für Paare, für das ganze Studienjahr auf 280 Euro (Einzelpersonen) und 530 Euro (Paare).

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4552839
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 05.08.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.