Tierschutz:Lebensraum für Kauz und Specht

Waldbegehung mit dem LBV

Die Exkursionsteilnehmer lassen sich im Wald erklären, wie man dort Vögel schützt.

(Foto: Manfred_Neubauer)

Bei einer Exkursion informieren Förster und der LBV über die Möglichkeiten des Vogelschutzes im Wald. Zahlreiche Waldbesitzer aus der Gegend um Dietramszell lassen sich beraten.

Von David Holzapfel

Für den Uhu und den Wanderfalken war 2018 ein gutes Jahr. Einst standen beide auf der "Roten Liste" für gefährdete Vogelarten. Nun zeigen die speziell getroffenen Schutzmaßnahmen der vergangenen Jahre Wirkung: Ihr Bestand ist nicht mehr akut bedroht und hat sich weitgehend erholt.

Damit das auch so bleibt, haben der Landbund für Vogelschutz (LBV) und die Forstverwaltungen Wolfratshausen und Holzkirchen kürzlich zu einer Exkursion in Sachen "Vogelschutz im Wald" eingeladen. Die Veranstaltung richtete sich an alle Naturinteressierten, im Besonderen jedoch an Waldbesitzer aus der Umgebung um Dietramszell. Diese erschienen dann auch zahlreich, um nützliche Informationen darüber zu erhalten, wie die Vogelwelt mit wenig Aufwand und einfachen Mitteln gefördert und geschützt werden kann.

Etwa 250 Vogelarten sind in Mitteleuropa beheimatet, davon sind rund hundert auf den Wald angewiesen. Dort brüten sie und nutzen den Waldrand als Nahrungsquelle. Der Forst dient den Tieren als Lebensraum und Rückzugsort. Ihn zu bewahren ist die Aufgabe von Förstern, Jägern und Waldbesitzern.

Waldbegehung mit dem LBV

Birgit Weis vom LBV zeigt die potenziellen Bewohner der Nisthöhlen.

(Foto: Manfred_Neubauer)

Zur Veranschaulichung wandert die Gruppe durch das Unterholz eines Otterfinger Waldgebiets und bleibt nach einigen Minuten vor einem etwa fünf Meter hohen, abgestorbenen Baumstumpf stehen. Im morschen, moosbewachsenen Holz sind zwei kleine, ovale Höhlen zu sehen. Erich Hofmann vom LBV deutet auf die versteckten Einkerbungen und klärt auf: "Hier nistet wahrscheinlich ein Sperlingskauz oder ein Specht." Die Brutstätte ist für Laien fast nicht zu erkennen. Förster und Waldbesitzer sollten achtsam sein und den Vögeln zuliebe Totholz wie dieses erhalten, sagt der Vogelexperte. Denn je älter ein Baum wird, desto stärker bilden sich Faulstellen und ausladende Äste aus. So entstehen für die Vögel wichtige Nahrungs- und Nisträume.

Außerdem sollen die Forstbesitzer nicht zu zügig den Baumbestand ihres Waldes erneuern. Die Vögel brauchen nämlich Zeit, sich an neue Gegebenheiten anzupassen. Auch sollen Waldränder so natürlich wie möglich belassen bleiben, mit Mut zu Sträuchern und Gestrüpp. Wildrosen, Vogelbeeren oder Weißdorn bieten zahlreiche Nistplätze, Versteckmöglichkeiten und Nahrungsquellen, nicht nur für Vögel, sondern auch für andere Tiere.

Doch die fliegenden Brüter geben dafür auch etwas zurück: Viele Arten leisten ganz natürliche Schädlingsbekämpfung, pro Jahr können Meisen beispielsweise bis zu 75 Kilogramm Insekten vertilgen.

Die Exkursionsteilnehmer können sich dann noch mit eigenen Augen davon überzeugen, dass die gefiederten Tiere nicht nur nützliche, sondern auch äußerst filigrane Geschöpfe sind. Und zwar beim Besuch der Auffang- und Pflegestation für Greifvögel und Eulen in Otterfing. Dort herrscht Hochbetrieb. Idyllisch inmitten grüner Wiesen gelegen, nehmen die freiwilligen Helfer um Alfred Aigner hier bis zu 150 verletzte Vögel im Jahr auf. Die Einrichtung ist eine von nur drei Auffangstationen in ganz Bayern. "Die Hälfte der Tiere, die zu uns gebracht wird, wurde angefahren", sagt Aigner und nennt mit dem Straßen- und Schienenverkehr eine der Hauptgefahren für Greifvögel. Weitere Verletzungsursachen sind Hindernisse wie ungesicherte Strommasten, Glasscheiben oder Stacheldrähte, in denen sich die Tiere auf der Jagd verheddern können. Aber auch natürliche Ursachen wie futterarme Winter können zur Gefahr für die Vögel werden. Langeweile wird bei Aigner und seinem Team also vermutlich kaum aufkommen.

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