Süddeutsche Zeitung

Tieferlegung genehmigt:Es rollt wieder

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Das Eisenbahnbundesamt hat die geänderten Pläne für die Verlängerung der S-Bahnlinie 7 nach Geretsried freigegeben. Die Deutsche Bahn geht davon aus, dass die Bauarbeiten nun 2024 beginnen können

Von Florian Zick, Wolfratshausen/Geretsried

Es ist eine wichtige Weichenstellung für die Verlängerung der S-Bahnlinie 7 nach Geretsried: Das Eisenbahnbundesamt in Bonn hat die Überprüfung der Alternativplanung abgeschlossen. Aus Behördensicht ist gegen die Tieferlegung der Gleise an der Sauerlacher Straße in Wolfratshausen also nichts mehr einzuwenden. Damit kann im Januar das sogenannte Planfeststellungsverfahren wieder aufgenommen werden. Die Deutsche Bahn rechnet nun damit, dass 2024 mit dem Bau der ursprünglich auf 123 Millionen Euro taxierten Trasse begonnen werden kann.

Dem Planfeststellungsverfahren werden zwei Informationsveranstaltungen vorausgehen: Am 16. Januar will die Bahn die Bürger in Wolfratshausen über das Projekt informieren, eine Woche später, am 23. Januar, sind die Bürger in Geretsried dran. Voraussichtlich im Februar werden dann die Planungsunterlagen für vier Wochen öffentlich ausgelegt und mögliche Einsprüche gegen die aktuelle Planung gesammelt.

An diesem Verfahrenspunkt war das riesige Bauprojekt schon einmal. Vor vier Jahren wurde allerdings klar, dass die Wolfratshauser der Verlängerung der S 7 nie zustimmen werden, wenn das bedeutet, dass an der Sauerlacher Straße künftig eine Bahnschranke die Stadt regelmäßig zweiteilen wird. Bei einem runden Tisch in Verkehrsministerium einigten sich die beteiligten Städte und der Landkreis deshalb für den Wolfratshauser Bahnhof auf eine Tunnellösung. Die Mehrkosten von rund 44 Millionen Euro, so wurde damals vereinbart, teilen sich der Freistaat, der Landkreis und die beiden Städte Wolfratshausen und Geretsried.

Das größte Hindernis ist mit der Tieferlegung der Gleise im Wolfratshauser Stadtzentrum erst einmal beseitigt. Die zehn Kilometer lange Gleistrasse führt aber teilweise auch recht nah an bewohntem Gebiet vorbei. Experten gehen deshalb fest davon aus, dass es noch weitere Einwendungen gegen das Bahnprojekt geben wird. So sind unter anderem die bei Vogelschützern beliebten Buckelwiesen im Geretsrieder Ortsteil Stein noch ein neuralgischer Punkt.

Auf Initiative der Freien Wähler soll im kommenden Frühjahr auf der B 11 zwischen Wolfratshausen und Geretsried deshalb eine Großdemonstration stattfinden, die auch von den Bürgermeistern Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung Wolfratshausen) und Michael Müller (CSU) unterstützt wird. Man wolle Kritikern dadurch klarmachen, wie viele Menschen von einem Ausbau der S 7 profitieren.

Die S-Bahn soll um drei Stationen verlängert werden und künftig auch in Gelting, Geretsried-Mitte und Geretsried-Süd Halt machen. Erste Prognosen gehen davon aus, dass an Werktagen mehr als 7000 Fahrgäste die Strecke nutzen werden. Statt ins Auto werden die Leute also in die S-Bahn steigen. Dadurch sollen sich am Tag gut 60 000 Pkw-Kilometer einsparen lassen - in Zeiten der Verkehrswende ein durchaus bedeutender Wert.

Im Wolfratshauser Rathaus bewertet man die Wiederaufnahme des Planfeststellungsverfahrens als "sehr wichtigen Schritt". "Die Bevölkerung sieht dadurch, dass doch etwas vorangeht", sagt Susanne Leonhard, die Wolfratshauser Bauamtsleiterin. Zwar habe die Bahn keineswegs gebummelt, so Leonhard. Aber es gebe eben Verfahrensabläufe mit langen Fristen. Das sehe nach außen hin dann schnell nach Stillstand aus.

Dass die Bahn nun sogar schon Termine für die Informationsveranstaltungen und die öffentliche Anhörung nennen kann, wertet der CSU-Landtagsabgeordnete Martin Bachhuber als Zeichen dafür, dass bei der Planung gut gearbeitet worden ist. "Das ist offenbar besser gelaufen, als wir gedacht haben", sagt er.

Ob der weitere Zeitplan eingehalten werden kann und am 24. Dezember 2028 tatsächlich wie derzeit noch vorgesehen auch die erste S-Bahn nach Geretsried rollt, hängt nun aber wesentlich vom Verlauf des Planfeststellungsverfahrens ab. Da müsse man nun schauen, was an Einwendungen komme, sagt Susanne Leonhard. "Es gibt ja Leute, die prinzipiell ein Problem mit allem haben", sagt die Wolfratshauser Bauamtsleiterin. Aber eines stehe fest: "Entspannter als vor vier Jahren wird es mit Sicherheit."

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Quelle:
SZ vom 28.11.2019
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