Für ihren Spaziergang mit einem Klienten durch den Wolfratshauser Forst bei Geretsried hat Manuela Leicher drei Hunde dabei. Lotti ist schon ausgebildete und erfahrene Therapiehündin, Krümel befindet sich aktuell in der Ausbildung, und dann gibt es noch Chachi: Sie ist zwar kein ausgebildeter Therapiehund, aber sie habe ein natürliches Talent dafür, sagt die Besitzerin stolz. Chachi, auch liebevoll „Brummbär“ genannt, sei mit über zehn Jahren leider zu alt, als dass sich eine Ausbildung zum Therapiehund noch lohnen würde, so Leicher.
Eine solche Ausbildung ist mit Kosten um die 3000 Euro verbunden. Mit Krümel hat Leicher im Januar die Ausbildung begonnen. 25 Ausbildungstage in fünf Blöcken und eine abschließende Prüfung müssen Hund und Besitzerin absolvieren, damit Krümel ein ausgebildeter Therapiehund ist. Bei der Prüfung müsse der Hundehalter zeigen, wie Mensch und Hund gemeinsam mit einem Klienten arbeiten, aber auch, ob und wie dabei auf den Hund geachtet werde: „Da wird dann schon auch geschaut, dass man den Hund bei Stress aus der Situation rausholt“, erzählt Leicher.
Sie ist eigentlich gelernte Bürokauffrau, wäre allerdings lieber Krankenschwester oder Tierarzthelferin geworden. Ihre Tochter wurde Heilerzieherin und arbeitete in einem integrativen Kinderhort mit einem Lesehund. Diesem wird von den Kindern vorgelesen und er sorgt für Ruhe und Entspannung. Da ist Leicher auf die Idee gekommen: „Ich dachte mir, na, das kann meine Luna auch“. Nun ist sie sehr froh, doch noch einen Beruf auszuüben, der nah am Menschen ist, sagt sie.
Gerettet, um zu retten
Luna war Leichers erster Therapiehund. Aktuell hat sie sieben Hunde, von denen sie fünf regelmäßig zu Klienten begleiten. Alle ihre Therapiehunde habe sie aus dem Tierschutz. Lotti, Chachi und Krümel kämen aus Rumänien, aus einer Tötungsstation, erzählt die Halterin.
Leicher ist mit ihren Hunden in Pflegeeinrichtungen zum Beispiel bei Demenzerkrankten zu Besuch oder auch in Krankenhäusern wie der Asklepios Klinik in Bad Tölz. Dort helfen die Hunde Patienten, die sich von einem Schlaganfall erholen, zum Beispiel bei der Feinmotorik. „Ich gebe den Leuten ein Leckerchen in die Hand, dieses müssen sie halten und dem Hund geben“, sagt die Besitzerin. Das sei für gesunde Menschen ganz selbstverständlich, aber bei Lähmungen oder Versteifungen der Fingergelenke eine ziemliche Anstrengung, so Leicher.
Auf die Frage, ob die Therapie denn auch auf die Hunde eine Auswirkung habe, antwortet die Besitzerin ganz klar: „Ja. Die freuen sich immer, wenn sie wissen, jetzt geht es zu den Klienten.“ Chachi fange vor Freude immer an zu fiepen, wenn sie den Kreisverkehr am Ortseingang von Geretsried passieren, erzählt Leicher. Auch dass die Vierbeiner dann mal Grenzen überschreiten dürfen, würde ihnen viel Spaß machen: „Die dürfen dann mal hochspringen an den Menschen, oder sich zu ihnen ins Bett legen.“ Nach einem vollen Tag seien dann aber sowohl Leicher als auch die Hunde erschöpft. Doch zu sehen, dass ihre Klienten mit ihren Hunden aufgeweckter und aufmerksamer seien, treibt Leicher nach eigenen Angaben an.
Das Schönste an der Therapie mit den Vierbeinern sei für sie die Entwicklung der Klienten, sagt die Hundehalterin. Der regelmäßige Spaziergang mit ihnen habe beispielsweise ihren Klienten Christian ermutigt, weitere Strecken laufen zu können. „Er hatte viel Angst, hinzufallen und war sehr unsicher“, erklärt Leicher. Er habe auch Angst vor Hunden gehabt, aber mittlerweile gemerkt, dass sie ihm nichts tun, erzählt Christian. Eine andere Klientin, der es mit dem Gehen ähnlich ging wie ihm, möchte mit ihr und Krümel in diesem Jahr am Stadtlauf und am Firmenlauf teilnehmen. „Das sind dann richtige Glücksgefühle, das kann man gar nicht beschreiben“, sagt Leicher und lächelt.