Süddeutsche Zeitung

Themenweg in Kochel:Per Smartphone Motive entdecken, die Franz Marc inspirierten

Lesezeit: 2 min

Die neue App ermöglicht Kunstspaziergänge am Kochelsee. Sie ist kostenlos und funktioniert auch ohne Netz.

Von Sabine Näher, Kochel am See

Nicht nur im Franz-Marc-Museum kann man dem berühmten Maler nahe kommen. Es gibt am Kochelsee auch einen Themenweg durch den Ort, der an zehn Stationen aufzeigt, welche Motive Marc zu seinen Arbeiten inspirierten. Bislang konnte man sich zu diesen von der Künstlerin und Museumspädagogin Silke Lühr führen lassen. Doch erstens werden diese Führungen nur von Mai bis September angeboten. Und zweitens wird es auch in dieser Zeit viele Interessenten geben, die diese Termine nicht mit ihrem individuellen Zeitplan vereinbaren können. Für diese hat die Gemeinde zusammen mit dem Franz-Marc-Museum nun eine App für Smartphones und Tablets entwickelt.

Bürgermeister Thomas Holz präsentiert diese mit einem gewissen Stolz: "Natur und Kunst sind die wesentlichen Pfeiler für unseren Ort. Wir fühlen uns der Tradition und dem Brauchtum verpflichtet, sind aber offen für den Fortschritt." Beides müsse sich sinnvoll miteinander verbinden. Die neue App beweise, dass die Gemeinde Kochel mit der Zeit gehe. "Früher sah man die Leute mit einer Karte in den Händen auf der Straße, heute schauen fast alle, ob jung oder alt, ins Smartphone, um den Weg zu finden", sagt Holz.

Manuel Huber, Mitarbeiter der Tourist-Info, der die Herstellung der App federführend begleitet hat, ergänzt, dass diese nicht nur von Station zu Station loste, sondern vielfältige Informationen für den Benutzer bereit halte. In jeweils zwei bis vier Minuten erklären Texte, die hörspielartig mit mehreren Sprechern eingespielt wurden, was es mit dem Motiv auf sich hat. Das Bild, zu dem sich Marc von genau dieser Stelle inspirieren ließ, zeigt die App natürlich ebenfalls. Diese kann unter "Kunstspaziergang in Kochel" im Appstore kostenlos herunter geladen werden.

"Was auch wichtig ist: Sie funktioniert dann auch offline, wenn man mit ihr unterwegs ist. Schließlich hat man hier im Alpenvorland nicht immer eine gute Netzverbindung", merkt Huber schmunzelnd an. "Die Digitalisierung ist, nicht nur im Tourismus, das große Thema der Zeit. Und wir hoffen, mit der App vielleicht auch Gäste anzusprechen, die noch nicht so kunstinteressiert sind. Und die dann vielleicht auch den Weg ins Museum finden."

Darauf setzt natürlich auch Museumsdirektorin Cathrin Klingsöhr-Leroy. Im Museum arbeitet man schon lange mit Audioguides, die dort gut angenommen werden. "Neuerdings enthält die Museums-App auch eine Führung durch den Park, mit der die Besucher unabhängig von den Öffnungszeiten des Hauses die Skulpturen im Freien entdecken können", erklärt Klingsöhr-Leroy. Sie weist darauf hin, dass die neue App gerade auch die spannende Entdeckung ermögliche, wo Franz Marc von seinen Motiven in der künstlerischen Umsetzung abgewichen sei. Und sich in der Natur zu bewegen und dabei Kunst entdecken zu können, bringe die beiden Highlights, die Kochel zu bieten habe, aufs Schönste zusammen, pflichtet die Museumsdirektorin den Begrüßungsworten des Bürgermeisters bei.

Dass sich die Tourist-Info direkt am Bahnhof befindet, hebt Klingsöhr-Leroy als großen Pluspunkt hervor, weil jeder Neuankömmling so direkt mit Informationsmaterial versorgt werden könne. Natürlich auch über das Museum, das vom 30. April bis zum 3. Oktober mit der Ausstellung "Blaues Land und Großstadtlärm" eine neue Perspektive auf den deutschen Expressionismus aufzeigen möchte, indem es Bilder mit zeitgenössischer Literatur konfrontiert.

Gründe genug also, wieder einmal nach Kochel zu fahren, am besten natürlich mit den passenden Apps im Gepäck. Einen guten Tipp hat Manuel Huber noch parat: "Man kann den Kunstspaziergang wunderbar als Reise-Hörbuch nutzen, wenn man das Handy mit der Audioanlage des Autos verbindet." Oder es im Zug auf der Fahrt nach Kochel anhören. Eine wunderbare Einstimmung ist es allemal. Für alle Smartphone-Verweigerer: Natürlich hält die Tourist-Info alles Material nach wie vor auch in Papierform bereit.

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Quelle:
SZ vom 07.06.2017
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