Talentiade 2019:Kiten ist Freiheit

Die 18-jährige Kitesurferin Alina Kornelli aus Reichersbeuern ist in der Weltspitze angekommen - Olympia 2024 ist ihr großes Ziel

Von Arnold Zimprich, Reichersbeuern

Talentiade 2019: Die 18-jährige Alina Kornelli gehört zur Weltspitze im Kitesurfen.

Die 18-jährige Alina Kornelli gehört zur Weltspitze im Kitesurfen.

(Foto: Privat/oh)

Alina Kornelli lacht beim Händeschütteln, setzt sich, bestellt einen Roibuschtee. Die braungebrannte 18-jährige ist gerade aus dem ägyptischen Hurghada heimgekehrt und voller Tatendrang. Für ihren Sport, das Kitesurfen, tut sie alles, ist mehrmals im Jahr auf Fernreisen und hat innerhalb der zwei Jahre, währen der sie als Kite-Profi unterwegs ist, schon große Erfolge gefeiert.

Talentiade 2019: Angefangen hat bei Alina Kornelli alles mit dem Windsurfen - ihr Vater brachte es ihr auf dem Walchensee bei.

Angefangen hat bei Alina Kornelli alles mit dem Windsurfen - ihr Vater brachte es ihr auf dem Walchensee bei.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Kornelli entstammt einer sportlichen Familie, Vater Dietmar war erfolgreicher Surfer, der ältere Bruder Julian spielt in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bei den Schwenninger Wild Wings. "Meine Familie hat mich immer unterstützt", sagt Kornelli. Angefangen hat auch bei ihr alles mit dem Windsurfen - ihr Vater brachte es ihr auf dem Walchensee bei. Neun Jahre alt war sie damals. "Ich wollte jedoch bald mit dem Kiten anfangen", erinnert sie sich.

Die Familie richtet sich die Urlaube so ein, dass der Nachwuchs trainieren kann, verbringt die freie Zeit immer wieder am Meer, besonders auf Sizilien. "Trapani und Marsala sind dort die Kite-Spots", so Kornelli. Das Jahr 2017 bedeutete für Alina Kornelli dann einen Wendepunkt. Sie begann ernsthaft zu trainieren an, nahm an der Europameisterschaft im kalabrischen Gizzeria teil und landete spontan auf Platz 2: "Das war schon eine Überraschung".

Im Oktober 2018 nahm sie dann an den Olympischen Jugendspielen in Argentinien teil. "Von sieben Tagen waren sechs Tage Wettkampf", erinnert sich Kornelli. Bei diesen sechs Rennen wurde sie fünf Mal Erste. Beim Finalrennen dann die große Enttäuschung: die zweitplatzierte Kitesurferin schnitt sie auf dem Weg Richtung Ziel, "ich kam nicht mal aufs Podium". Man merkt förmlich, wie dieser unerfreuliche Abschluss Kornelli ärgert, doch sie ist kein Kind von Traurigkeit, im Gegenteil. Die Olympischen Jugendspiele waren für sie "ein Türöffner, was das Kitesurfen angeht. Meine Mutter war auch dabei und feuerte mich an." Im vergangenen Jahr hat Kornelli ihr Abitur abgelegt - "währenddessen war Kitesurf-WM in China. Ich bin einen Tag vor dem Deutsch-Abi zurückgekommen und hab' am nächsten Tag mitgeschrieben."

Talentiade 2019: Akrobatische Sprünge auf und aus dem Wasser heraus und das in hoher Geschwindigkeit: So sieht man Kitesurferin Alina Kornelli auf dem Meer.

Akrobatische Sprünge auf und aus dem Wasser heraus und das in hoher Geschwindigkeit: So sieht man Kitesurferin Alina Kornelli auf dem Meer.

(Foto: Privat/oh)

Auf die Frage, ob man auch im bayerischen Oberland Kitesurfen könne, muss Kornelli lachen. "Prinzipiell schon - zum Beispiel auf dem Walchensee, Tegernsee und Starnberger See". Die dortigen Windverhältnisse könne man jedoch nicht mit denen am Meer vergleichen. "Am ehesten geht es noch auf dem Walchensee." Slalom, Freestyle, Hydrofoil - diese drei Disziplinen gibt es beim Kitesurfen, wobei man für Hydrofoil am wenigsten Wind benötigt. Hierbei wird das Kiteboard schon bei vergleichsweise geringem Wind durch eine spezielle Finne aus dem Wasser gehoben.

Ist Kitesurfen auf Dauer für den Körper nicht belastend? "Als Ausgleich spiele ich Volleyball, gehe Laufen, mache inzwischen auch Yoga." Zwar hat Kornelli im Winter ein paar Wochen in Kapstadt beim Kitesurfen verbracht, nutzt jedoch nach wie vor jede freie Minute zum Snowboarden. "Bis 2017 bin ich auch Wettbewerbe im Snowboard-Cross gefahren".

"Mein Traum ist es, die nächsten Jahre vom Kiten zu leben zu können. Dann will ich Sportwissenschaften studieren" - im Idealfall in einer Stadt, die nahe am Wasser liegt. "Die Kite-Welt ist relativ klein. In Deutschland sind es etwa 30 bis 40 Kitesurfer und Kitesurferinnen, die man auf den Wettbewerben immer wieder trifft". Vom Kiten leben können indes nur wenige.

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Erst vor wenigen Tagen hat ein großer Autohersteller bei der 18-Jährigen angeklopft, der sie sponsoren will. "Natürlich steigt damit auch der Druck, die wollen Ergebnisse sehen oder eine bestimmte Anzahl Follower auf Instagram." Man merkt Kornelli an, dass sie erst beginnt, ihren Erfolg zu erfassen. Trotzdem bleibt sie gelassen. "Kiten und auf dem Wasser unterwegs sein bedeutet für mich Freiheit." Zudem habe sie Unterstützung von einer großen Marketing- sowie Sportmodel-Agentur.

Welche Pläne hat sie für 2019? "Ich nehme an der deutschen Kite-Tour teil, auch die österreichische Tour will ich mitmachen", den Auftakt machte bereits ein Fun-Event auf dem Neusiedler See. Über allem steht jedoch das eine große Ziel: die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024.

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