Szyszkas Klassiker:Alternative zum Bach-Hit

Es muss nicht immer Bach sein. Auch der französische Komponist Camille Saint-Saëns hat ein Weihnachtsoratorium vorgelegt

Kolumne Von Reinhard Szyszka

Es muss nicht immer Bach sein. Beim Stichwort "Weihnachtsoratorium" denkt zwar jeder zuerst an den großen Thomaskantor, doch war er nicht der einzige, der ein Werk mit diesem Titel geschrieben hat. Auch der französische Komponist Camille Saint-Saëns hat ein Weihnachtsoratorium - französisch "Oratorio de Noël" - vorgelegt. Und pünktlich am ersten Advent gibt es dieses französische Weihnachtsoratorium in der Maria-Hilf-Kirche in Geretsried zu hören.

Camille Saint-Saëns (1835-1921) zählt zweifellos zu den markantesten Gestalten der französischen Musik. Er war ein Wunderkind wie Mozart, musste auch wie dieser als Erwachsener hart um die Anerkennung kämpfen. Doch im Gegensatz zu Mozart erreichte Saint-Saëns ein gesegnetes Alter. Hatte er in seiner Jugend noch vor dem Bürgerkönig Louis-Philippe musiziert, also vor 1848, so überlebte er schließlich den Ersten Weltkrieg um einige Jahre. In dieser langen Zeit hat er bis zum Schluss komponiert, mal mehr, mal weniger, aber "Komponist a.D." war er nie.

Das Weihnachtsoratorium entstammt seiner frühen Schaffensphase. Wie viele französische Komponisten seiner Zeit war auch er zeitweise als Organist tätig: Von 1858 bis 1877 spielte er die Orgel der Kirche La Madeleine in Paris. Gleich zu Beginn seiner dortigen Tätigkeit schrieb er das Werk, das erst 1869 aufgeführt werden konnte. Seitdem ist das Weihnachtsoratorium in Frankreich weithin bekannt, seit einigen Jahren wird es auch bei uns immer beliebter.

Bei der Textauswahl orientierte sich Saint-Saëns am Vorbild von Händels "Messias". Die eigentliche Weihnachtsgeschichte ist auf die Hirtenszene reduziert; ansonsten vertonte der Komponist andere biblische Texte, hauptsächlich Psalmworte, die traditionellerweise mit Weihnachten in Verbindung gebracht werden und auch in den weihnachtlichen Messproprien vorkommen. Die Tonsprache zeichnet sich durch Klarheit und Übersichtlichkeit aus. Orchester- und Orgelpart sind kammermusikalisch gehalten, und auch der Chorsatz ist vergleichsweise schlicht. Schlicht heißt aber keineswegs langweilig. Das Werk ist eine echte Alternative zum gleichnamigen Bach-Hit, nur - es ist sehr viel kürzer. In 30 bis 40 Minuten zieht es am Hörer vorbei. Daher gibt es beim Weihnachtskonzert am Sonntag zusätzlich noch Musik von César Franck, Charles Gounod und Marc-Antoine Charpentier.

Sonntag, 3. Dezember, 17 Uhr, Kirche Maria Hilf Geretsried: Weihnachtskonzert mit Chor und Orchester von Maria Hilf, Leitung Johannes Buxbaum, Eintritt frei

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