SZ-Serie "Im Depot der Zeitgeschichte":Sorge im Karton

Ein Relikt der Nachkriegszeit. Die Organisation Care aber arbeitet heute noch gegen Not und Armut. (Foto: Hartmut Pöstges)

Care-Pakete für Föhrenwald mit koscherem Essen

Der Erinnerungsort Badehaus in Waldram birgt nicht nur in seiner Dauerausstellung vielerlei Schätze der Zeitgeschichte. Das ehrenamtlich von einem Verein betriebene Haus hat zusätzlich ein Depot mit Fundstücken aus allen Phasen der hier dokumentierten Geschichte. Dies sind: die Zeit der NS-Rüstungsbetriebe im Wolfratshauser Forst mit der eigens dafür errichteten Arbeitersiedlung Föhrenwald; das Camp für jüdische Displaced Persons (DP) - die Überlebenden der Shoah - gleichen Namens und der in "Waldram" umbenannte Ort, an dem kinderreiche katholische Heimatvertriebene angesiedelt wurden. Die SZ präsentiert in einer kleinen Serie einzelne Trouvaillen aus dem Depot.

Das Care-Paket ist geradezu ein Kernbegriff der Nachkriegszeit. Das Bild der Kartons, mit denen hungrige Menschen beglückt wurden, steht sofort vor dem geistigen Auge: Konserven mit Grundnahrungsmitteln, Honig, Milchpulver, Margarine, das berühmte Corned Beef, ein wenig Schokolade und Rosinen. All dies brachte die Cooperative for American Remittances to Europe, abgekürzt Care, was wiederum "Sorge" heißt, ins kriegsgeschwächte Europa. Auch die Föhrenwalder wussten die Care-Pakete zu schätzen. Die von den amerikanischen Hilfsorganisationen Joint und Unrra verteilten Pakete enthielten, so Kreisheimatpflegerin und Badehaus-Vorstandsmitglied Maria Mannes, sogar koschere Lebensmittel. Ein echtes Care-Paket mag keine absolute Seltenheit sein, ein kostbares Erinnerungsstück ist es allemal.

Erinnerungsort Badehaus, Kolpingplatz 1, Wolfratshausen, geöffnet Freitag 9 bis 16 Uhr, Samstag/Sonntag: 13 bis 17 Uhr; www.erinnerungsort-badehaus.de

© SZ vom 26.08.2019 / fam - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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