Süddeutsche Zeitung

SZ-Serie: Heimatwerkstatt:Hunde-Rohkost aus dem Isartal

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Fertigfutter kommt bei ihr nicht in den Napf: Cornelia Hoffmann hat sich mit ihren Produkten auf den Fütterungstrend des Barfens fokussiert und nun einen Laden in Wolfratshausen eröffnet

Von Miriam Kinzl, Wolfratshausen

Getrocknete Kamelkopfhaut, Hasenpfoten mit Fell und ein Korb mit Ochsenziemern: Auch wenn das Angebot zunächst gewöhnungsbedürftig klingt, handelt es sich doch um begehrte Spezialitäten - für Vierbeiner. In Cornelia Hoffmanns Geschäft, einem sogenannten Barf-Laden, dreht sich alles um Spezialfutter für den Hund: "Kamel importiere ich von einem Niederländer. Das brauche ich für hochallergische Hunde, die sonst nichts vertragen", erklärt Hoffmann.

Der Begriff Barf steht für eine natürliche Fütterung von Fleischfressern. Ob das Akronym dabei für "bones and raw foods" (zu Deutsch Knochen und rohes Futter), "biologically appropriate raw foods" (biologisch angemessenes rohes Futter) oder etwas anderes steht, spielt für die Ladenbesitzerin eine Nebenrolle. Bedarfs-und artgerechte Fütterung würde sie sagen. "Dem Hund soll es gut gehen", bringt sie es auf den Punkt. Eine entsprechende Ernährungsumstellung erfolge meistens dann, wenn die Hunde schon Probleme haben und sehr schlecht fressen. Man spare sich auch Tierarztkosten, weshalb es sich auch finanziell lohne, in das hochwertige Futter zu investieren. "Meine eigenen Hunde sehen den Tierarzt auch nur einmal als Welpen zur Grundimmunisierung", erklärt Hoffmann.

Vor 33 Jahren bekam sie ihren ersten Hund. "Dem hätte ich beim Verhungern zuschauen können, er hat kein Futter bei sich behalten", erzählt sie. Über den Tipp einer Arbeitskollegin kam sie damals in Kontakt zu einem Metzger in Augsburg. Er erklärte Hoffmann, wie die Ernährung von Hunden funktioniert. Mit einer Gefriertruhe für ihren Langhaarschäfer Rocky fing sie das Barfen an. "Irgendwann war der Keller zu klein", denn immer mehr Nachbarn schlossen sich an und ließen sich Barf-Futter aus Augsburg mitbringen. Damals gab es weder den Begriff Barf noch besonders viele Möglichkeiten, entsprechendes Futter einzukaufen. So entstand die Idee für den Laden.

Ein 20 Quadratmeter großer Lagerraum diente jahrelang als Zwischenlösung. Neben ihrem Beruf in der Immobilienbranche pendelte Hoffmann am Wochenende nach Augsburg, um Fleisch für die Hunde einzukaufen. Die Nachbarn holten sich das Futter dann ab. 2007 wagte sie nach jahrelanger Doppelbelastung den Schritt in die Selbstständigkeit. Nachdem die Lagerräume und Ladenflächen nicht mehr ausreichten, zog sie mit ihrem Geschäft namens "Dogmenü aus dem Isartal" nach Wolfratshausen. Demnächst zusätzliche 150 Quadratmeter Lagerfläche in Geretsried endlich genug Platz bieten. "Der neue Laden wird gut angenommen. Manche sind jetzt neu umgestiegen, andere freuen sich, jetzt unkomplizierter barfen zu können."

Wolfratshausen ist für die 53-Jährige wie eine zweite Heimat, und da ihre Futterlinie "Dogmenü aus dem Isartal" heißt, kamen als Standorte nur München oder Wolfratshausen infrage. Nach vier Wochen hatte sie eine passende Immobilie gefunden. "Da kommt es mir zugute, dass ich mich in der Immobilienbranche auskenne", grinst Hoffmann. Im Juni hat sie den Laden in der Sauerlacher Straße eröffnet. Seitdem hat sich schon eine Stammkundschaft aufgebaut. Mittlerweile kennt sie auch manche der Vierbeiner, die mit ihrem Futter versorgt werden. "Gerade jetzt am Anfang, bei Neukunden, ist mir eine ausführliche Beratung wichtig", sagt sie.

"Wir produzieren komplett selber. Rind bekomme ich aus Bayern, Geflügel zum größten Teil aus Mecklenburg-Vorpommern, getrocknetes Geflügel aus Polen, Lamm, Hirsch und Pferd aus Ungarn, Polen und Italien", erklärt die Ladenbesitzerin. Im Hintergrund arbeitet ein vierköpfiges Team in der Produktion und Herstellung von Trocken-Barf, den 30 Zentimeter langen Frischfleisch-Würsten und den Premium Dogmenü-Barf-Dosen. Was der Hund sich sonst an Mineralstoffen aus dem Knochen holt, kriegt er beim Barfen zugefüttert. Daher findet sich im Laden auch ein Regal mit Bierhefe, Spirulina und andere Produkten, die man auch aus dem Bioladen kennen könnten.

"Das Futter bei mir hat Lebensmittelqualität, deswegen kommen auch Menschen her, um Nahrungsergänzungsmittel einzukaufen. Bei mir wissen sie, dass keine Zusatzstoffe drin sind", betont Hoffmann. Und noch eines mache ihr Geschäft besonders: Von der Grafik des Logos bis zu den Papierkühltaschen aus Österreich hat sie das Konzept "Dogmenü aus dem Isartal" selbst durchdacht. "Ich find's perfekt", fasst Cornelia Hoffmann zufrieden lächelnd zusammen.

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Quelle:
SZ vom 10.08.2020
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