SZ-Serie: "Aus erster Hand":Gesundes von der weißen Diva

Peggy und Christian Buga hegten den Wunsch vom Leben auf dem Bauernhof und übernahmen eine Landwirtschaft in Unterherrnhausen. Heute tummeln sich mehr als 100 Deutsche Edelziegen auf ihren Weiden, aus deren Milch Käse entsteht. Doch auch ihr Fleisch wird verwertet.

Von Alexandra Vecchiato

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Als Quereinsteiger haben Christian Buga und seine Familie mit der Ziegenhaltung begonnen. Die hochproduktiven Deutschen Edelziegen geben zwischen zweieinhalb und drei Liter Milch am Tag, ihr Fleisch gilt als gesund. Doch die Ziegen haben auch gerne was zu meckern, wie der Halter erzählt: Wehleidig seien sie, wählerisch beim Futter und gar nicht sozial. Nebenbei vermarktet die Familie auch Puten.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Weiße Deutsche Edelziege gilt als hochproduktive Milchziege. Darüberhinaus ist sie vor allem eines: ein Luder. Wehleidig sei sie und wählerisch beim Futter und gar nicht sozial. Peggy und Christian Buga sitzen am Tisch auf ihrer Terrasse und erzählen von den Unarten der mehr als 100 "Sahneziegen", die auf ihrem Hof leben. Vor allem die Kitze seien regelrechte Zerstörer. Lange währt deren Leben eh nicht, zumindest nicht das des männlichen Nachwuchses. Im Alter von sechs bis acht Wochen werden sie geschlachtet. Die weiblichen Kitze sind da besser dran. Sie dürfen als Milchlieferantinnen auf grünen Wiesen grasen.

Seit 13 Jahren führen Peggy und Christian Buga den Bio-Ziegenhof in Unterherrnhausen, Gemeinde Eurasburg. Damals wollten die beiden einfach auf einem Bauernhof leben. Dass sie den Betrieb übernommen haben, verdanken sie "glücklichen Umständen". Ihr Vorgänger gab die Milchviehhaltung auf. Die Familie Buga nutzte die Gelegenheit und übernahm den Hof - als Quereinsteiger. Es sei schon ein wenig eine Schnapsidee gewesen, erzählt Christian Buga. Wenngleich sie nicht blauäugig an die Sache herangegangen seien, sagt seine Ehefrau Peggy. Ein Jahr lang hätten sie geplant und alles durchgerechnet. Kühe wollten die beiden nicht. Auch sollte es ein Bio-zertifizierter Betrieb sein. Ein Ziegenmelkstand musste gekauft werden. "Eigentlich brauchten wir alle Maschinen", so Christian Buga.

Anfangs hatten die Bugas noch etwa 50 Kamerunschafe. Doch letztlich konzentrierten sie sich auf Ziegen. Sie ließen sich von der Molkerei Andechs beraten, die sofort Feuer und Flamme gewesen sei, einen weiteren Milchlieferanten gewinnen zu können, sagt Christian Buga. Die Molkerei verwies die Landwirte an den Anbauverband Bioland.

Die Schnapsidee wurde zum Selbstläufer. Dennoch betreiben die Bugas ihren Bio-Ziegenhof im Nebenerwerb. Der 46-Jährige arbeitet als Schlosser, die 44-Jährige als Schneiderin. Sind beide beruflich stark eingespannt, übernehmen schon mal Sohn und Tochter, 16 und 15 Jahre alt, die Versorgung der Tiere. "Wir sind ein Familienbetrieb. Auf unsere Kinder ist Verlass", sagt Peggy Buga.

Die Milch der etwa 100 Ziegen - mit Kitzen etwa 120 Tiere - nimmt die Molkerei Andechs ab. Aus ihr wird unter anderem Käse gemacht. Wobei nur etwa 90 der Tiere gemolken würden, sagt Peggy Buga. Zwei Ziegenböcke leben das gesamte Jahr über auf einer Weide im Freien. Sie kommen nur zum Decken zu den weißen Schönheiten. Je nach deren Milchleistung richtet sich ihre Lebenserwartung. "Manche sind seit unseren Anfängen bei uns, also 13 Jahre alt", betont die 44-Jährige. Und es gebe keinen Grund, diese Ziegen zu schlachten. Andere Tiere hätten mit fünf, sechs Jahren ausgedient. Zwischen zweieinhalb und drei Liter Milch gibt eine Ziege durchschnittlich pro Tag.

Christian und Peggy Buga achten darauf, dass ihre Ziegen keine langen Wege zum Metzger haben. Sie lassen etwa in Münsing oder Sachsenkam schlachten. "Ich bleibe persönlich bei den Tieren", sagt Christian Buga. Der kurze Transport, das möglichst stressfreie Schlachten - all das schlage sich auf die Qualität des Fleisches nieder, ist sich der 46-Jährige sicher. Zwar haben die Bugas keinen eigenen Hofladen, dennoch haben sie keine Probleme, Käufer für ihre Produkte zu finden. Über Mundpropaganda haben sie sich einen Kundenstamm aufgebaut. Der kommt, wenn geschlachtet wurde, auf den Hof. Vorratshaltung betreiben die Bio-Landwirte so gut wie nicht. Immer vorrätig ist Ziegensalami, die Stange zu zehn Euro.

Ziegenfleisch sei sehr gesund, hebt Peggy Buga hervor. Es sei magerer als Puten oder Hühnerfleisch und dabei reichhaltiger an Eisen und Magnesium. Dennoch könnten sich nicht viele mit Ziegenfleisch anfreunden. Im Gegenteil zum Putenfleisch.

Seit zehn Jahren vermarktet die Familie Buga neben Ziegen auch noch Truthühner oder Puten. 50 Puten tummeln sich unter Apfelbäumen - jede ist ein "Lückenfüller im Sommer" und hat bereits ihren Abnehmer. "Die sind alle reserviert. Wenn wir Platz und Zeit hätten, könnten wir auch 500 von ihnen verkaufen", sagt die 44-Jährige. Vier Monate lang währt das Leben eines Truthuhns. Zum Schlachten kommt ein Metzger direkt auf den Hof in Unterherrnhausen. An diesem Tag müssen die Kunden ihren Braten schlachtwarm abholen. "Pünktlich."

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Ziege - oder Zicke?

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Bio-Ziegenhof sei ein "bezahltes Hobby", sagt Christian Buga. Bereut hat das Ehepaar seine Entscheidung nie. Durch und durch sind sie überzeugt von der Qualität ihrer Produkte. Dass dafür Tiere sterben müssten, gehöre zwangsläufig dazu. "Aber die Kitze waren bei der Mutter und hatten ein gutes Leben."

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