SZ-Adventskalender:Wenn Papa nicht mehr kann

Freunde

Der SZ-Adventskalender unterstützt Menschen in Notlagen.

(Foto: dpa)

Stefan R. arbeitet sich auf, nachdem seine Frau die Familie verlassen hat. Nun braucht er Unterstützung.

Von Claudia Koestler

Es ist ein mühsamer Kampf zurück in den Alltag für Stefan R. (Name geändert). Nach einer schwierigen Scheidung war der Mitte Vierzigjährige plötzlich in der Situation, für seine Kinder alleine sorgen zu müssen. Und das nach einem schweren Schicksalsschlag, den die Familie bewältigen musste: Stefan R.' s Zweitgeborener starb im Alter von zwei Jahren an einem angeborenen, nicht behandelbaren Herzfehler, bevor er ein Spenderherz erhalten konnte. Es folgten drei weitere, gesunde Kinder, für die Stefan R. bereits liebevoll sorgte, als die Mutter kurz nach der Geburt wieder arbeiten gehen wollte. Doch als sie einen anderen Mann kennenlernte, verließ sie kurzerhand die Familie. Seither versucht der alleinerziehende Vater, den Kindern eine behütete Kindheit und Jugend zu bieten.

Die Aufgabe forderte all seine Kräfte, zumal er neben seinem erlernten Beruf, den er wegen der Kinder nur in Teilzeit ausübte, auch noch einen Zweitjob in der Nacht annahm, um finanziell über die Runden zu kommen. "Ich habe hier nicht viel Familie und Freunde, die einem den Rücken stärken könnten", erzählt Stefan R. Seine Mutter war sein ganzer Halt, vor allem auch Vertrauensperson und wertvoller Ratgeber. Doch sie starb ganz plötzlich und unerwartet vor zwei Jahren, "ein absoluter Schock", wie er erzählt.

Die Trennung, die emotionalen wie finanziellen Belastungen, der Stress und die Trauer waren schließlich zu viel: Stefan R. fiel in ein tiefes Loch, aus dem er ohne Hilfe nicht wieder herausfand. Ärzte stellten bei ihm Burn-Out fest. Der große Mann war kaum mehr in der Lage, aufzustehen, ganz zu schweigen davon, den Haushalt zu führen. Es sollte fast ein Jahr dauern, bis er nach Krankenzeit und Rehabilitation in einer psychosomatischen Klinik wieder auf die Füße kam. Doch die finanzielle Lage bleibt angespannt, auch wenn er seit etwa einem Jahr wieder einer Teilzeitbeschäftigung nachgeht. Weil der Verdienst nicht reicht, erhält er ergänzende Leistungen. Etwas zurücklegen für größere Anschaffungen sei nicht drin: "Man ist nur permanent am Schieben, am Schauen, was geht und was nicht", erzählt er. Die Angst, dass etwas Größeres kaputt gehen könnte, sei wie ein Damokles-Schwert über ihm gehangen, sagt er. Bis zu dem Tag, als tatsächlich der Trockner seinen Geist aufgab. "Das mag jetzt nach einem Mann klingen, der den Haushalt nur mit Geräten wuppen kann, aber der Trockner erleichterte mir wirklich täglich das Leben - denn jetzt muss ich die ganze nasse Wäsche stundenlang auf dem Ständer haben, der mir die ganze Wohnung verstopft", erzählt er. Kein Wunsch eines Mannes also, der schon alles hat - sondern eines Mannes, der versucht, alles zu schaffen.

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