SZ-Adventskalender für gute Werke:Wenn saubere Kleidung zur Herausforderung wird

Susanne H. ist alleinerziehend und hat einen Sohn mit einem Handicap. Eine teure Waschmaschine kann sie sich nicht leisten.

Von Marie Heßlinger, Bad Tölz-Wolfratshausen

Es ist eine junge Stimme, die am Telefon erklingt, an einem Vormittag, als der Advent schon lange vorbei ist. Aber bis zum nächsten Weihnachten wird die Waschmaschine es nicht mehr machen. "Ich bin alleinerziehend, habe einen inzwischen 18 Jahre alten Sohn, allerdings mit einem Handicap", sagt die Frau. "Es sind biologische 18. Emotional sind wir bei 14 angekommen". Sie fügt hinzu: "Immerhin."

Susanne H. (Name geändert) war 30, als sie schwanger wurde. Fünf Monate später war der Vater dieses Kindes weg. Der Sohn kam mit einer Autismus-Spektrums-Störung auf die Welt. Im Mai wird Susanne H. 50 Jahre alt. Ihre Eltern haben ihr ein Auto gezahlt, damit sie auf dem Land zurechtkommt. Vor zehn Jahren ist sie aus dem Norden von Frankfurt in den Süden des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen umgesiedelt. "Ich bin zu meinen Eltern gezogen, weil mir klar war: Ich werde alleinerziehend bleiben."

Susanne H. arbeitet halbtags in einer Klinik als Coach und Ernährungsberaterin. Bisher war mehr Arbeit mit der Erziehung ihres Sohnes nicht drin. Aber das soll sich ändern. Hopp hatte mal ein Leber- und Nierenversagen. Die Ärzte sagten, sie habe noch ein halbes Jahr zu leben. "Da habe ich gesagt: Nee, mit mir nicht", erzählt sie. "Das ist jetzt sechs Jahre her."

Susanne H.s Sohn will eine Ausbildung als Zimmermann absolvieren, er will den Führerschein machen und zu arbeiten beginnen. Zweimal hatte er die Ausbildung schon in Aussicht. Der erste Ausbilder brach sich das Genick, die zweite Stelle war so weit weg, dass Susanne H. schließlich aufgab, ihren Sohn hinzufahren. Nun sucht sie für ihn etwas im Süden, in der Nähe ihres Wohnorts. Sobald ihr Sohn zur Ausbildung geht, will die Mutter mehr arbeiten und von den Sozialleistungen, die sie bekommt, unabhängig werden. Wann das klappt, ist allerdings noch nicht klar, und ob die Waschmaschine bis dahin durchhält, auch nicht.

Die Waschmaschine ist altersschwach - kein Wunder nach 22 Jahren. Susanne H. traut sich nicht mehr, die Maschine allein zu lassen: Wenn sie schleudert, klingt es ihr zufolge, als stünde sie kurz vor einer Explosion. Zwei der Waschgänge funktionieren gar nicht mehr. Mit Kochwäsche muss Susanne H. zu ihren Eltern gehen.

Einmal hat sie im Internet nachgesehen, was ein Nachfolgermodell kosten würde. Sie klappte den Laptop gleich wieder zu: "Ich dachte, die muss doch nur waschen, die muss nicht kochen und bügeln!" Für sie war das unbezahlbar. Aber es bleibt ihr die Hoffnung, dass es Menschen gibt, die sie unterstützen möchten. Zum Beispiel durch eine Spende an den SZ-Adventskalender für gute Werke, der Menschen hilft, die unverschuldet in Not geraten sind. So wie Susanne H., bei der es finanziell einfach zu eng ist, um sich das Gerät selbst anzuschaffen. Die Zeit, die sie mit einer neuen Waschmaschine spart, würde sie nutzen: für ihren Sohn und seine Suche nach einer Ausbildungsstelle, für sich und ihre Suche nach einem zweiten Arbeitsplatz.

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