Filmpremiere in Wolfratshausen:Liebe dich - für eine bessere Welt

Filmpremiere in Wolfratshausen: "Wer sich selbst liebt, nimmt seine Lebenszeit ernst und macht was draus", sagt Susanne Petz.

"Wer sich selbst liebt, nimmt seine Lebenszeit ernst und macht was draus", sagt Susanne Petz.

(Foto: privat/oh)

Die Autorin und Business Coach Susanne Petz lässt in ihrem Dokumentarfilm "...wie dich selbst" Menschen aus der Nachbarschaft erzählen. Zimmerer Georg Leinbach aus Münsing ist dabei, Schauspieler Johannes Bauer aus Berg sowie der im vergangenen Jahr verstorbene Demeter-Gärtner Horst Wendt aus Weidenkam.

Von Susanne Hauck, Münsing/Wolfratshausen

Susanne Petz nennt es ein "Leben im Rausch". Morgens, wenn der Wecker klingelt, wie auf Knopfdruck funktionieren. Im Geist als Erstes durchgehen, was heute alles erledigt werden muss, auf dem Weg zum Bad schon mal die Nachrichten auf dem Handy checken, danach das Frühstücksmüsli achtlos in sich reinschaufeln, während man am Laptop die ersten Mails beantwortet. Und so geht es den lieben langen Tag weiter. Kein Wunder, dass alle so ausgepowert und unzufrieden sind. Petz macht sich deshalb für mehr gesunde Selbstliebe stark. Mit einem Buch und einem Film, der jetzt in die Kinos kommt, will sie die Menschen aufrütteln: "Wer sich selbst liebt, nimmt seine Lebenszeit ernst und macht was draus."

Dahinter stecken eigene Lebenserfahrungen und Erkenntnisse aus ihrer beruflichen Tätigkeit als Business Coach. Die 61-Jährige lebt im hundert Jahre alten Forst- und Gesindehaus von Schloss Weidenkam bei Münsing. Schon viele hochbezahlte, gestresste Top-Manager haben bei ihr im Dachgeschoss gesessen, das zur Praxis ausgebaut ist. Äußerlich erfolgreich, aber innerlich unglücklich, weil sie die eigenen Bedürfnisse vergessen hatten. "Viele meiner Gesprächspartner haben nicht einmal eine Chefin, die mit der Peitsche hinter ihnen steht, sondern setzen sich selbst so unter Druck", weiß Petz.

Dass sie dazu einen Dokumentarfilm mit dem Titel "...wie dich selbst?" gedreht hat, kommt nicht von ungefähr: Petz ist im ersten Beruf Journalistin und bringt zudem zehn Jahre Erfahrung als Filmproduzentin mit. Neun ganz unterschiedliche Menschen hat sie zusammen mit Co-Regisseur Ralph Gladitz vor die Kamera gebeten und sie aus dem Stegreif erzählen lassen. Eine Visagistin ist dabei, ein Zimmerer, eine Verkäuferin, ein Pädagoge, eine Rangerin, ein Demeter-Gärtner, ein Schauspieler, eine Fotografin, eine Tierpsychologin. Und auch Leute aus der Nachbarschaft: Zimmerer Georg Leinbach aus Münsing, Schauspieler und angehender Physiotherapeut Johannes Bauer aus Berg sowie der im vergangenen Jahr verstorbene Demeter-Gärtner Horst Wendt aus Weidenkam.

"Eigentlich sollte es normal sein"

Die Protagonisten im Alter von 28 bis 86 Jahre sitzen inmitten idyllischer Natur und berichten von ihrem Verhältnis zu sich selbst und welche Erlebnisse dazu beigetragen haben, dass sie sich mal mehr und mal weniger selbst lieben können. Die beiden ältesten, die noch in den Kriegsjahren geboren sind, bekennen, dass sie erst im Laufe ihres Lebens gelernt hätten, sich so anzunehmen, wie sie sind. Eine glatte 10, die Höchstpunktzahl, würde sich hingegen die jüngste Protagonistin auf ihre Selbstliebe geben. "Eigentlich sollte es normal sein, dass sich jeder wohlfühlt und sagt: Ich bin gut, so wie ich bin", meint die 28-jährige Visagistin Laura. "Wenn mehr Menschen so empfinden würden, dann wäre die Welt eine bessere."

Genau das glaubt auch Susanne Petz. Wer sich selbst liebe, begegne dem Leben angstfreier, sei weniger von Neid- und Konkurrenzgedanken gesteuert und könne leichter die Interessen anderer berücksichtigen. "Wenn wir uns selbst in gesunder Weise lieben, gehen wir besser miteinander und der Welt um", das ist die Botschaft, die sie dem Publikum vermitteln will.

Den Film hat die gebürtige Westfälin gedreht, um damit mehr Menschen zu erreichen als mit ihren Einzel-Coachings. Während der Pandemie hat sie außerdem ein Buch mit dem Titel "Mit Liebe zum Wir" geschrieben, das parallel zum Film veröffentlicht wird. Ihr gehe es nicht um Selbstoptimierung, das ist Petz ganz wichtig, sondern um die Wahrnehmung des eigenen Tuns. "Mein Buch ist kein Ratgeber mit tausend Übungen, sondern eine Einladung zur Selbstreflexion", sagt die Autorin. So habe auch sie beim Schreiben richtiggehend geübt, stolz auf ihre Pausen zu sein. Auch wenn ihr das nicht immer leichtgefallen sei. "Aber wer hat denn gesagt, dass ich sitzen soll, bis mir der Rücken wehtut?", fragt sie schmunzelnd. Und sie habe gelernt, für ihr Wohlbefinden den Arbeitstag mit einer Viertelstunde Meditation und einer Runde Nordic Walking zu starten. Übrigens ist es kein Zufall, dass Film und Buch ausgerechnet rund um den Valentinstag am 14. Februar erscheinen. Ginge es nach Susanne Petz, sollte der Tag der romantischen Liebe künftig auch als Tag der Selbstliebe gefeiert werden.

Der Dokumentarfilm "...wie dich selbst?" läuft am Donnerstag, 9. Februar, 20 Uhr, mit Filmgespräch Susanne Petz im Kino Wolfratshausen, weitere Vorstellungen am 12. und 15. Februar; in Starnberg am 9. Februar, 19.45 Uhr, mit Filmgespräch Jessica Sonnenschein, Protagonistin, und 14. Februar mit Filmgespräch Michael Feistle und Johannes Bauer, Protagonisten, weitere Vorstellungen am 11. und 12. Februar.

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