Abschied aus dem Rathaus Wolfratshausen:Radfahren, reisen und Romane schreiben

Susanne Leonhard Bauamt Referat für Planen und Umwelt Stadt Wolfratshausen Ruhestand 2021

Um Schicksalsschläge, Liebesglück und Science Fiction geht es in Susanne Leonhards Romanen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Susanne Leonhard, langjährige Wolfratshauser Bauamtsleiterin, geht in den Ruhestand und freut sich darauf, ihren privaten Leidenschaften zu frönen

Von Konstantin Kaip

Die Wolfratshauser Stadtverwaltung verliert ein markantes Gesicht: Susanne Leonhard, die lange das Bauamt und zuletzt das neue Referat für Planen und Umwelt geleitet hat, verabschiedet sich in den Ruhestand. Die 59-Jährige hat sich das mit der sogenannten Altersteilzeit ermöglicht, wie sie erklärt: Deren erste Hälfte habe sie in Vollzeit gearbeitet, bei halbem Gehalt. Nun könne sie die zweite Hälfte frei nehmen.

Leonhard kam 1987 ins Wolfratshauser Rathaus und fing gleich beim Bauamt an, wo sie bald Stellvertreterin des damals neuen Leiters Dieter Lejko wurde. Als dieser Ende 2018 in den Ruhestand ging, wurde sie seine Nachfolgerin. Mit großer Sachkompetenz und Geduld erläuterte sie den Stadträten Bebauungspläne, Sachverhalte sowie Genehmigungshierarchien und alljährlich den Sachstand zum Radroutenkonzept, dessen Ausbau ihr eine Herzensangelegenheit war. Schließlich ist die hagere, großgewachsene Frau leidenschaftliche Radlerin und selbst im tiefsten Winter immer pedaletretend unterwegs.

Bei ihrer letzten Stadtratssitzung am Montag, 13. Dezember, wurde sie von Bürgermeister Klaus Heilinglechner und allen Fraktionssprechern feierlich verabschiedet. Neben einem großen Präsentkorb bekam sie auch viel Lob und Anerkennung. "Mit Frau Leonhards Ruhestand werden wir uns in der Verwaltung noch anfreunden müssen", sagte Heilinglechner etwas wehmütig. "Man hätte sie um drei Uhr in der Nacht anrufen können und sie hätte einem die bayerische Bauordnung herunterzitiert." Ihr fachliches Wissen sei "enorm", sagte auch BVW-Fraktionssprecher Josef Praller. Für die CSU lobte Peter Plößl die stets "tolle" Zusammenarbeit und wünschte Leonhard für künftige Radtouren "immer viel Luft in den Reifen und in der Lunge". Vom gesamten Gremium gab es Standing Ovations.

Sie gehe "mit einem lachenden und einen weinenden Auge", sagt Leonhard. "Es gibt an dem Job sehr viel zu mögen und sehr vieles, worauf man verzichten kann." Auf Nachfrage fällt ihr aber einiges ein, das sie im Rathaus erreichen konnte. Gerade bei den Radverkehrsthemen seien "sehr viele Dinge passiert - auch wenn man sie nach kurzer Zeit für normal hält", sagt sie. Etwa die Querungshilfe beim Aldi, die Zufahrt für Radler bei der Kreuzung am Moosbauerweg, die neue Radabstellanlage, die nun am Bahnhof entsteht, oder die Schutzstreifen, die bald auf allen Hauptverkehrsstraßen Radlern mehr Sicherheit geben. "Das war ja fast ein Jahrzehntekampf", erinnert sie sich an deren mühevolle Umsetzung bei den übergeordneten Behörden.

Auch sonst habe das Bauamt einiges erreicht, sagt Leonhard: die Aufstockungsmöglichkeiten im Gewerbegebiet etwa, die Ausweisung des Gewerbeparks an der Loisach oder den Waslersteg, für den man die Voraussetzungen geschaffen habe. "Es geht manchmal langsamer, als die Leute sich das vorstellen. Aber es wird auch immer schwieriger: Es gibt immer mehr zu bedenken und abzuwägen und immer mehr Gesetze, die sich möglicherweise gegenseitig im Weg stehen." Das sehe man auch jetzt wieder bei der Diskussion um den mehrheitlich beschlossenen Ausbau des Loisachuferwegs.

Die Stadtpolitik will die Mutter zweier erwachsener Töchter nun "von der Besuchertribüne" weiterverfolgen, wie sie sagt. Ihr Referat Nummer sieben sieht sie in guten Händen. Susanne Trinkl, die dessen Leitung übernimmt, sei schließlich auch schon länger im Bauamt tätig.

Im Ruhestand wird die 59-Jährige mehr Zeit für ihre Leidenschaften haben, zu denen auch das Schreiben gehört. Drei Romane hat sie bereits im Selbstverlag herausgegeben, aus denen sie 2018, kurz nach Ernennung zur Bauamtsleiterin, erstmals öffentlich in der Stadtbücherei gelesen hat. Statt um Abstandsflächen, Dachneigungen und Baufenster geht es darin um Schicksalsschläge, Gefühle und Gedanken von Frauen ihres Alters, die trotz widriger Umstände das große Liebesglück finden. Auch eine Science-Fiction-Kurzgeschichte hat Leonhard bereits veröffentlicht.

Ihre zwei anderen großen Leidenschaften, das Radfahren und das Reisen, will die Wolfratshauserin bald vereinen, indem sie mit ihrem Ehemann von Hamburg nach Dänemark radelt. Die Tour sei schon geplant, sagt Leonhard. "Als passionierte Radlerin muss man mal nach Kopenhagen", sagt Susanne Leonhard. Die dort gewonnenen Anregungen für mehr Fahrradfreundlichkeit wird sie nicht mehr als Verwaltungsangestellte an den Wolfratshauser Stadtrat weitergeben können. Aber sie habe ja noch private Kontakte zu Kollegen, sagt sie. "Der ein oder andere wird sicher meine Urlaubsfotos aus Dänemark zu sehen bekommen."

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