Susanne Arndt:Schulpolitik statt Kuchenbacken

Susanne Arndt: Unermüdlich setzt sich Susanne Arndt als Elternbeirätin ein. Daran soll sich auch in Zukunft nichts ändern.

Unermüdlich setzt sich Susanne Arndt als Elternbeirätin ein. Daran soll sich auch in Zukunft nichts ändern.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Seit 20 Jahren ist die Eglingerin Susanne Arndt als Elternbeirätin tätig. Am Gymnasium Icking hat sie viel für die Schulentwicklung bewirkt

Von Susanne Hauck, Egling

"Einen Kuchen habe ich noch nie gebacken", begegnet Susanne Arndt dem Klischee von den Aufgaben einer Elternbeirätin. Sie hat sich auch oft anhören müssen, dass die Elternvertreter "doch nur g'schaftln und für ihre eigenen Kinder das Beste rausholen wollen". Seit 20 Jahren ist Arndt in Elternbeiratsgremien tätig. Erst im Kindergarten Neufahrn und in der Eglinger Grundschule, dann ging es nahtlos weiter am Ickinger Gymnasium.

Weggeduckt, so wie viele es tun, wenn Ämter verteilt werden, hat sie sich nicht. Die 52-Jährige kennt man aus dem Fernsehen und aus dem Radio. Wenn es ums Handyverbot an den Schulen geht oder ums neue G 9, holen Journalisten wie Fachleute gerne ihre Meinung ein, schätzen ihre Sachkenntnis. Denn Arndt ist seit vielen Jahren Vorsitzende der bayerischen Landeselternvereinigung (LEV) der Gymnasien, der Lobby der Eltern.

Es ist Susanne Arndts ruhige, überlegte Art, die ihr Autorität verleiht. Am Ickinger Gymnasium hat die Mutter von vier Kindern viel für die Entwicklung der Schule erreicht, seit 2014 als Vorsitzende, davor als Stellvertreterin. Doch jetzt, als der jüngste Sohn in die Kollegstufe gekommen ist, war für die Neufahrnerin der richtige Moment gekommen, das Amt an der Spitze abzugeben und in die Reihe der übrigen Elternbeiräte zurückzutreten. Zeit für einen kleinen Rückblick.

Fragt man sie nach ihrem größten Erfolg, muss sie überlegen. Der Neubau? Der Beachvolleyballplatz? Dass die Schule die Belegung der Turnhalle mit Flüchtlingen so gut gemeistert hat? "Die Sanierung der Toiletten im Altbau", ist die überraschende Antwort. "Was haben wir darum gekämpft." Dutzende Briefe an Politiker und Behörden hätten sie angeschrieben, x-mal wären sie zum Kreistag gefahren, um zu zeigen, wie wichtig es den Eltern ist. Andere hätten angesichts des "katastrophalen Zustands" der Schulklos vielleicht damit gedroht, zur Presse zu gehen. Aber das ist nicht die Vorgehensweise einer Diplomatin wie Susanne Arndt. "Es bringt nichts, Fronten aufzubauen", sagt sie, die sich als Vermittlerin zwischen Eltern, Schulleitung und Lehrern sieht.

Ist es heute selbstverständlich, dass der Elternbeirat in den Lehrerkonferenzen sitzen darf, war 2004 die Elternarbeit am Ickinger Gymnasium praktisch tot. "Wir wurden nicht wahrgenommen." Es kostete viel Mühe und bedurfte aufgeschlossener Schulleiter, um den Begriff "Schulfamilie" mit Leben zu füllen. So glücklich sei sie gewesen, als sie das erste Mal einen "Neujahrsempfang" veranstalten durften. Eigentlich keine große Sache, am Anfang eines Schuljahres die alten und neuen Lehrer mit Häppchen zu begrüßen - und doch ungemein wirkungsvoll, um die Atmosphäre zu lockern.

"Anwältin für 300 000 Schüler" wurde sie einmal genannt. Denn als LEV-Vorsitzende vertritt sie an die 300 Gymnasien von Garmisch-Partenkirchen bis Hof. Geschenkt werde einem nichts von den professionellen Juristen, die den ehrenamtlichen Elternbeiräten gegenübersitzen, wenn es darum gehe, eine gemeinsame Lösung zu finden. Damit ihr niemand ein x für ein u vormacht, hat sich die gelernte Physiotherapeutin in die Paragrafen gekniet. "Die Rechte der Eltern sind oft in den Fußnoten versteckt", hat sie die Erfahrung gemacht. Das Amt hat sie robust gemacht. "Eine Versammlung mit 400 Leuten zu leiten ist kein Problem für mich", so Arndt. "Ich brauche auch kein Manuskript mehr, wenn ich zehn Sätze sagen soll." Zeitaufwendig sei das Ehrenamt schon. 25 Stunden in der Woche seien normal für sie, daneben arbeite sie noch Teilzeit in ihrem Beruf und kümmere sich um die Familie. "Meistens wird es nachts spät am PC." Frustrierend sei es dann, wenn auf eine Petition "überhaupt kein Echo in den Medien kommt". Wie jüngst bei der Forderung nach einem kostenfreien Schüler-, Studenten- und Azubiticket.

Im kommenden Jahr findet die nächste LEV-Wahl statt, Arndt will wieder als Vorsitzende antreten. Denn es warten an den Schulen noch mehrere Baustellen. Erstens möchte sie die Feedbackkultur etablieren, wonach es Normalität werden soll, dass Schüler ihre Lehrer bewerten. Zweitens will sie die politische Bildung in allen Fächern verankern. Und drittens ist ihr "eine gute Oberstufe am neuen G 9" wichtig. Die Abiturienten sollen mit dem W-Seminar weiter ihr individuelles Profil entwickeln dürfen, das dritte Abiturfach soll früher gewählt und vorbereitet werden, dafür möchte sie kämpfen. "Mein Feuer ist noch nicht erloschen."

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