Nach acht Jahren Planung:Ausgesurft

Nach acht Jahren Planung: Die seit acht Jahren geplante Surfwelle in Wolfratshausen stand kurz vor ihrer Realisierung. Nun wird doch nichts aus dem Projekt.

Die seit acht Jahren geplante Surfwelle in Wolfratshausen stand kurz vor ihrer Realisierung. Nun wird doch nichts aus dem Projekt.

(Foto: Robert Haas)

Der Traum von einer stehenden Welle in Wolfratshausen ist vorbei. Wegen erneut gestiegener Gesamtkosten von 1,4 Millionen Euro beendet der Stadtrat einstimmig das Wassersportprojekt.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Der Traum von einer Surfwelle in Wolfratshausen schien vor Kurzem noch zum Greifen nah: Im Dezember hatte der Wolfratshauser Stadtrat mehrheitlich entschieden, den Bau der stehenden Welle am Kanal der Weidachmühle trotz gestiegener Gesamtkosten von mehr als 960 000 Euro voranzutreiben und den Beschluss zur Deckelung des städtischen Anteils aufzuheben. Die Mehrkosten sollte der Verein mit überschüssigen Betriebseinnahmen im Laufe der Zeit ausgleichen. Nun aber ist der Traum der Surfer endgültig geplatzt: Der Stadtrat hat am Dienstag einstimmig gegen eine Fortführung des ambitionierten Projekts gestimmt, das seit mehr als acht Jahren geplant wurde. Grund ist eine aktuelle Kostenberechnung vom 31. Januar, in der die Wellenplaner auf Gesamtkosten von insgesamt rund 1,4 Millionen Euro brutto kommen. Das sei weder für die Stadt noch für den Verein darstellbar, so die einhellige Meinung aller Stadträte.

"Das ist nicht nur ein Schock für mich und die Verwaltung, sondern auch für den Verein", sagte Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung) zu der erneuten erheblichen Preissteigerung. Sein Vertrauen in die Planer und Wellenkonstrukteure sei "gegen null gesunken". Jeder wisse, dass er sich sehr für das Projekt mit "überregionaler Strahlkraft" eingesetzt habe, sagte Heilinglechner. Der erneuten Kostensteigerung könne er aber nicht mehr zustimmen. Zum gleichen Fazit kam der Zweite Bürgermeister Günther Eibl (CSU). Im Vergleich zur ersten Schätzung von 100 000 Euro bei der Präsentation der Idee 2013 liege man nun, acht Jahre später, bei dem 14-fachen an Kosten, sagte er - "das schafft nicht mal die Bundesbahn". Auch sei das Projekt noch gar nicht ausgeschrieben. "In Anbetracht der Pandemie wage ich zu bezweifeln, dass die Planungskosten belastbar sind."

Die Wolfratshauser Surfwelle hatte den Stadtrat schon vor Jahren wegen regelmäßiger Kostensteigerungen gespalten. War man zunächst von 300 000 Euro und einem städtischen Anteil von 100 000 Euro ausgegangen, stiegen die Kosten kontinuierlich sprunghaft an: 2019 waren es 675 000 Euro, ein Jahr später 800 000 Euro. Der Stadtrat hatte den kommunalen Eigenanteil zwischenzeitlich auf 400 000 Euro gedeckelt, kippte diesen Beschluss jedoch im Dezember 2021, nachdem die Kosten auf eine knappe Million gestiegen waren. Vom EU-Förderprogramm Leader waren rund 270 000 Euro Zuschuss zugesichert, der Verein "Surfing Wolfratshausen" hatte das Projekt zwischenzeitlich retten können, indem er per Crowdfunding den Spendenanteil auf 125 000 Euro verdoppelte. Zudem wollten die Mitglieder zuletzt ein Defizit von mehr als 280 000 Euro über den Betrieb refinanzieren. Die Surfer, so der Plan, sollten stundenweise für die Nutzung der Welle zahlen. Wie die anderen Stadträte betonte auch Eibl seine Wertschätzung für den Verein. Dieser sei der "tragische Held" in der Geschichte, weil er die Fehler im mangelnden Management von Wellenkonstrukteuren und der zuständigen Abteilungsleitung in der Stadtverwaltung immer wieder ausgebügelt habe. "Das Ding läuft bei uns unter Pech, Pleiten, Pannen", sagte Eibl resümierend zum Projekt.

Die Dritte Bürgermeisterin Annette Heinloth (Grüne) erinnerte an die Diskrepanz zum Anfang der Pläne, als es noch geheißen habe, wegen der einzigartigen geografischen Lage sei die stehende Welle in Weidach "mit ganz einfachen Mitteln" zu realisieren. Obwohl sie die Welle "als große Bereicherung für die Stadt und vor allem die Jugend" immer befürwortet habe, sei die neuerliche Preissteigerung trotz bereits geleisteter Planungskosten von 200 000 Euro "nicht mehr vertretbar", urteilte Heinloth. Auch Patrick Lechner (FDP) zeigte sich "entsetzt" über die Kosten. Dass man zuvor anscheinend ohne Risikopuffer geplant habe, sei "unseriös".

Laut Sitzungsvorlage hat der Wellenanbieter der Stadt auch ein vermindertes Preisangebot gegen Gewährung von exklusiven Nutzungsrechten der Anlage gemacht. Dies sei jedoch nicht mit den Förderrichtlinien von Leader vereinbar. Die erheblichen Mehrkosten führte Heilinglechner auch auf große Verzögerungen zurück, in denen die Baukosten gestiegen seien. "Die wasserrechtliche Genehmigung hat sehr lange Zeit gedauert", sagte er. "Das fällt uns jetzt auf die Füße." Fritz Schnaller (SPD) plädierte für ein "Ende mit Schrecken statt Schrecken ohne Ende". Dem folgten schließlich alle Stadtratsmitglieder. Mit 23 zu null Stimmen votierten sie dagegen, die zusätzlichen Kosten von 428 000 Euro im Haushalt einzustellen.

Beim Verein "Surfing Wolfratshausen" will man sich noch nicht offiziell zu der Entscheidung äußern. Zuvor wolle man alles in Ruhe besprechen, sagt Jan Görner vom Vorstand. Das überraschende Aus für das Projekt sei "erstmal extrem schade und traurig", sagt Görner. "Jeder hat seine persönlichen Gefühle zu verdauen." Auf seiner Facebook-Seite bedankt sich der Verein bei allen Unterstützern in den vergangenen Jahren. "Die Entwicklungen in den letzten Monaten und Wochen haben leider kein gutes Ende genommen", ist dort zu lesen. "Wir hätten gerne mit euch in Wolfratshausen diese Welle gesurft... Aber es soll wohl nicht sein."

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