Süddeutsche Zeitung

Surfwelle:Ja mit großem Aber

Der Wolfratshauser Stadtrat beschließt mehrheitlich, das Projekt Surwelle weiterzuverfolgen. Ob sie wirklich gebaut wird, bleibt aber offen. Denn die Entscheidung ist an viele Bedingungen geknüpft.

Von Konstantin Kaip

Die Stadtratssitzung am Dienstag war ein spannender Tag für alle Befürworter und Gegner der künstlichen Surfwelle an der Weidachmühle: Schließlich sollte sie die Entscheidung bringen, ob die Stahlkonstruktion, die der Stadt deutlich teurer zu stehen kommt als ursprünglich geplant, realisiert wird oder nicht: "Stop oder Go" hatte die städtische Torismusmanagerin Gisela Gleißl den Beschluss vorab betitelt, der wegen der Frist für die in Aussicht gestellte Leader-Förderung nicht verschoben werden konnte. Die Stadträte haben nun mit 17 zu drei Stimmen entschieden, das Projekt weiterzuverfolgen. Ob sie tatsächlich gebaut wird, bleibt aber offen. Denn an den Beschluss sind zahlreiche Bedingungen geknüpft, auf die sich die Stadträte noch am Montag in einer Fraktionssprechersitzung geeinigt hatten. Das EU-Programm Leader muss die Förderung wie angekündigt erhöhen, und der Anteil der Stadt darf 400.000 Euro nicht überschreiten. Für alle Baukosten müssen zudem Festpreisangebote eingericht und die Verträge mit dem Kraftwerksbetreiber und dem Betreiberverein modifiziert und unterschriftsreif zur Abstimmung vorgelegt werden.

Dass die Welle deutlich teurer wird als geplant, hatte die Kostenberechnung gezeigt, die der Wasserbauingenieur Roland Hoepfner im Dezember vorgestellt hatte: etwa 675.000 Euro sollte das Bauwerk demnach insgesamt kosten, inklusive Aushub des Kanals und der aufwendigen, verstellbaren Stahlkonstruktion. Der Stadtrat, der ursprünglich von 310.000 Euro Gesamtkosten ausgegangen war und später den städtischen Anteil wegen anfangs vergessener Mehrwertsteuern von 100.000 auf 170.000 Euro erhöht hatte, reagierte geschockt. Schließlich müsste der Eigenanteil noch einmal verdoppelt werden. Die Fraktionssprecher hatten daher "wasserdichte Verträge" und belastbare Zahlen gefordert.

Die gab es in den umfangreichen Unterlagen, die die Stadträte erhalten hatten, aber offenbar nicht, wie die Kritik am Dienstag zeigte. Die zugestellten Unterlagen seien "fehlerhaft, lückenhaft und in sich nicht stimmig", sagte SPD-Sprecher Fritz Meixner, der das als klares Versäumnis des Projektmanagements von Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) und der Verwaltung wertete. Deshalb habe man sich am Montag in der Fraktionssprechersitzung über acht Punkte geeinigt, die noch nachgebessert werden müssen. Für CSU-Sprecher Günther Eibl ist der Beschluss "die einzige Möglichkeit, das Projekt überhaupt noch weiterzuverfolgen". Mit ihm bleibe man allerdings hinter der Maxime des "Stop oder Go" zurück, sagte Meixner. Er sei eher ein "Ja, aber, ein ja mit Auflagen".

Die genauen Bedingungen wurden allerdings auch in der knapp zweistündigen Diskussion nicht ganz klar, da viele der acht Punkte nicht öffentlich sind. Unter anderem geht es um die kostenintensiven Aushubarbeiten, die auch deshalb notwendig werden, weil der Kraftwerksbetreiber den Kanal, auf dem die Welle entstehen soll, vertiefen will. Zudem soll auch die Beteiligung der Stadt an den laufenden Kosten "genau definiert werden". Fest steht, dass der städtische Kostenanteil nun auf maximal 400.000 Euro gedeckelt ist - inklusive der bereits für Planungen und Gutachten ausgegebenen 110.000 Euro. Dass die Welle noch einmal teurer wird als die in der Beschlussvorlage genannten Gesamtkosten von 673.000 Euro, zeigte die Diskussion: In einer nicht öffentlichen Aufstellung des Bauamts ist demnach bereits von 750.000 Euro Gesamtkosten die Rede.

Die große Mehrheit der Stadträte schloss sich am Ende dem Beschlussvorschlag an - und dem Apell des Zweiten Bürgermeisters Fritz Schnaller (SPD): "Lasst uns einerseits die Surfwelle nicht verhindern und andererseits verhindern, dass wir mit dem Projekt in finanzielle Untiefen absinken", hatte der vor der Abstimmung gesagt. Gegen eine Weiterführung des Projekts stimmten lediglich Gerlinde Berchtold (SPD), sowie Manfred Fleischer und Richard Kugler (beide CSU). Fünf Stadträte fehlten entschuldigt in der Sitzung: Renate Tilke, Peter Plößl und Alfred Fraas (CSU), sowie Kathrin Kugler und Peter Ley (BVW).

Wie Heilinglechner sagte, war das grundsätzliche Ja nötig, um die von Leader in Aussicht gestellten zusätzlichen Mittel zu beantragen. Statt der bereits zugesicherten 170.000 Euro soll die Welle demnach nun 282.000 Euro aus dem europäischen Förderprogramm erhalten. Darüber werde die Leader-Aktionsgruppe nun am 18. März in Tölz entscheiden. Sollte die Zustimmung erfolgen, habe der Stadtrat ein halbes jahr Zeit, die geforderten nachbesserungen zu prüfen und sich für oder gegen den Bau der Welle zu entscheiden, sagte Heilinglechner.

Die zahlreichen Wellen-Befürworter, die die Sitzung auf dem Podium verfolgt hatten ,wirkten danach etwas ratlos. "Ein positives Zeichen kann man erkennen", sagte der Initiator des Projekts, Marcus Kastner. Mehr könne er jedoch nicht sagen, weil der die geforderten Punkte nicht kenne. "Aber wir sind froh, dass es erstmal weitergehen soll."

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