Surfen auf der Loisach:Trotz Mehrkosten auf einer Wellenlänge

Surfen auf der Loisach: Die künstliche Welle am Kanal der Loisach in Weidach kann kommen. Im Idealfall könnte hier schon im Frühjahr 2019 gesurft werden.

Die künstliche Welle am Kanal der Loisach in Weidach kann kommen. Im Idealfall könnte hier schon im Frühjahr 2019 gesurft werden.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Stadtrat genehmigt mehrheitlich den Bau der ersten künstlichen Surfwelle Deutschlands. Allerdings wird die Anlage deutlich teurer als erwartet.

Von Konstantin Kaip

Die Surfwelle in Wolfratshausen wird immer konkreter. Am Dienstag hat der Stadtrat mit großer Mehrheit den Bau der stehenden Welle auf dem Unterwasserkanal an der Weidachmühle genehmigt - obwohl die Anlage für die Stadt deutlich teurer wird als geplant. Laut einer Kostenschätzung vom Februar soll die Konstruktion mit Baukosten und Gutachten insgesamt 340 000 Euro netto kosten - die Hälfte davon soll vom EU-Förderprogramm Leader getragen werden. Hinzu kommen jedoch rund 65 000 Euro an Umsatzsteuer, die die Stadt allein zahlen muss.

Das liegt laut Verwaltung daran, dass die Welle nicht als Betrieb gewerblicher Art geführt wird, die Stadt somit keine Einnahmen erzielt und damit kein Vorsteuerabzug möglich ist. Insgesamt muss die Stadt also 177 000 Euro für die Surfwelle zahlen, hinzu kommen 5000 Euro pro Jahr, die im Haushalt für die Wartung der Anlage eingestellt werden. Für den Betrieb soll der Verein "Surfing Wolfratshausen" verantwortlich sein, der für den Bau auch 60 000 Euro aus Spenden beisteuert.

Um die Leader-Förderung zu erhalten, muss die Stadt drei Verträge - mit dem Kraftwerksbetreiber, dem Verein und dem Freistaat - vorlegen, sowie die Gestattungen der Behörden und genaue Kostenberechnungen. Laut Leader-Richtlinien müssen alle Dokumente bis zum 12. September beim Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten in Rosenheim eingehen. "Das ist sportlich", sagt Tourismusmanagerin Gisela Gleißl, die bei der Stadt für die Welle zuständig ist. "Aber jeder tut alles, was geht, damit wir das schaffen."

Schon im Frühling 2019 könnte gesurft werden

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Abwarten: Hat es sich in der Loisachstadt schon ausgesurft, bevor die Flusssurfwelle überhaupt gebaut worden ist? Das ist die Frage, nachdem die Projektkosten nun auf etwa 800.000 Euro geklettert sind.

(Foto: Frank Leonhardt/dpa)

Wie Gleißl im Stadtrat sagte, liegt der Vertrag bereits beim Kraftwerkbetreiber, der Kleinwasserkraftwerke GmbH & Co. KG mit Sitz in Memmingen. Nach Pfingsten werde man mit den Verantwortlichen noch einmal die Details besprechen. Es gebe "noch viele offene Punkte", sagt Armin Meyer, der als Vertreter der Betreiberfamilie die Verhandlungen mit der Stadt führt. "Aber ich gehe davon aus, dass es eine Einigung geben wird." Dafür müssten jedoch die Verluste, die durch die Surfwelle entstehen, ausgeglichen werden. Die resultieren nicht nur aus dem höheren Wartungsaufwand, sondern auch aus dem Energieverlust durch die Wasserableitung in den Kanal für die Welle. Als Entschädigung war bislang ein Betrag von zehn Euro pro Betriebsstunde der Surfwelle im Gespräch, für den der Verein aufkommen soll. Zu den Details äußert sich Meyer jedoch nicht.

Im Stadtrat führten die Mehrkosten zu einer längeren Diskussion. Insbesondere Roswitha Beyer (SPD) übte heftige Kritik. "Es ist eine schwere Entscheidung für uns alle", sagte sie. Ursprünglich sei eine Beteiligung von 100 000 Euro vorgesehen gewesen. Nun werde die Welle für die Stadt immer teurer. Der viel zitierte Imagegewinn rechtfertige die Investitionen nicht. "Vom Herzen bin ich für die Surfwelle, vom Verstand sollte ich dagegen stimmen", sagte Beyer. "Dann geben Sie Ihrem Herzen einen Ruck", entgegnete Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW). "Das ist die bessere Entscheidung. Weitere Mehrkosten seien zwar nicht auszuschließen. Schließlich entstehe in Wolfratshausen die erste künstliche Surfwelle Deutschlands, Vergleiche seien nicht möglich. Die Welle werde aber viele Tagesgäste nach Wolfratshausen locken und so auch den Geschäften in der Altstadt Gewinne bringen.

Am Ende stimmte der Stadtrat mit 20 zu zwei Stimmen für den Bau. Nur Richard Kugler und Manfred Fleischer (beide CSU) waren dagegen. "Bei diesem Antrag hat die Stadt einmal Mut bewiesen", sagte Zweiter Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD). "Wir haben uns auf ein Projekt eingelassen, das Neuland ist, und wir müssen alles tun, damit es erfolgreich wird." Dafür gab es Applaus von den Mitgliedern des Vereins auf der Empore. Die Vereinsvorsitzende Stefanie Kastner freut sich über das "sehr überzeugende Ergebnis", betont aber: "Wir müssen alle Gas geben." Derzeit bereite der Verein das Betreiberkonzept vor und hole Angebote von Versicherungen ein. Der Zeitplan sei "knackig", sagt Kastner. "Trotzdem gehen wir davon aus, dass wir es schaffen - wenn es alle wollen."

Sollten die Dokumente rechtzeitig vorliegen, könne mit dem Bau begonnen werden, sobald der "vorzeitige Maßnahmenbeginn" gestattet sei, sagt Gleißl. Idealer Baubeginn sei in den Wintermonaten, wenn der Kanal kaum Wasser führe. Dann könne schon im kommenden Frühling in Wolfratshausen gesurft werden. "Aber das ist ein sportlicher Wunsch von uns."

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