Süddeutsche Zeitung

Summer Village:15 000 Besucher, 100 000 Euro Miese

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Amok, Absagen, Unwetter: Das Tölzer Festival stand unter keinem guten Stern. Veranstalter und Jailhouse-Betreiber Peter Frech will im kommenden Jahr etwas ändern.

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Das diesjährige Summer Village stand nicht unbedingt unter einem guten Stern - viel Regen und Gewitter, zwei Veranstaltungsabsagen und der Amoklauf in München. Das Resultat: Ein Minus von 100 000 Euro, das Peter Frech aus eigener Kasse ausgleichen muss. Unglücklich wirkt der Veranstalter und Jailhouse-Betreiber trotzdem nicht. Für ihn ist die Bilanz gut: 15 000 Besucher an den fünf Festivaltagen und "viel Zuspruch" hätten sie bekommen. Auch im kommenden Jahr soll es wieder ein Summer Village geben, allerdings mit kleinerem Zelt.

Das Konzept, das Festival heuer vor allem zu einem Fest für Familien zu machen, sei zu hundert Prozent aufgegangen, sagt Frech. "Die Kinder waren den ganzen Tag beschäftigt." Und die Eltern zufrieden. Daran habe auch der häufige Regen nichts geändert. "Sobald das Wetter wieder gepasst hat, war es nachher umso voller." Das habe gut getan, "da lässt man den Kopf nicht hängen." Auch die Feuershows seien "abartig gut gelaufen". 60 Artisten aus der ganzen Welt haben ihre Kunst gezeigt und auch bei Regen nicht aufgegeben. Das hätten die Leute honoriert und "viele positive E-Mails" geschickt.

Dass die Anschläge in Bayern Besucher davon abgehalten haben, auf das Festivalgelände am Moraltpark zu kommen, glaubt der Veranstalter nicht. Um das Sicherheitsgefühl zu erhöhen, hat Frech, der selbst eine Security-Firma leitet, die Vorkehrungen aufgestockt. Statt der sonst 25 bis 30 Sicherheitsleute seien nach dem Münchner Amoklauf doppelt so viele über das Gelände verteilt gewesen. Rucksäcke mussten draußen bleiben, Handtaschen wurden kontrolliert. Die Leute hätten diese Maßnahmen voll akzeptiert. "Kein einziger hat sich beschwert", sagt Frech. Lediglich auf Facebook habe es böse Kommentare gegeben, von wegen "in München sind Leute gestorben und ihr feiert einfach weiter". Das sei doch nur dem Kommerz geschuldet. Angesichts des beträchtlichen Defizits kann Frech solche Kommentare nicht ernst nehmen. "Bei uns geht es doch gerade nicht um den Kommerz." Es sei wichtig, dass die Leute und vor allem die Kinder unbeschwerte Stunden erleben und auf andere Gedanken kommen könnten. "Gerade in diesen Zeiten." Dass die Band "Eisbrecher" wegen technischer Probleme und Django Asül wegen des Amoklaufs abgesagt haben, habe ein großes Loch in die Bilanz gerissen. Denn pro Tag kostet das komplett mit Technik ausgestattete Zelt für 2000 Zuschauer 30 000 Euro - egal, ob es bespielt wird oder nicht. Für kommendes Jahr überlegt Frech deshalb, ein kleineres Zelt für 800 bis 1000 Zuschauer anzumieten. Auch, weil ein kleineres Zelt bei weniger bekannten Künstlern leichter voll werde. Schon jetzt sind zwei Verträge für nächstes Jahr abgeschlossen - mit welchen Künstlern, will Frech noch nicht verraten. Auch ein großes Kinderprogramm soll es wieder geben. Ob er sich für das Summer Village 2017 um eine finanzielle Förderung bemühen will? "Mei, ich bin nicht der Bittsteller", sagt er. Natürlich täte eine Finanzspritze von der Stadt oder von Sponsoren gut. "Aber wenn man immer nur dran denkt, was am Ende rauskommt, dann läuft halt gar nix mehr."

Zusammen mit Peter Frech will die CSU das Thema "Welche Veranstaltungen braucht's in Tölz?" diskutieren - am Donnerstag, 4. August, 20 Uhr, im Biergarten des Jailhouse, Moraltpark 3.

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SZ vom 03.08.2016
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