Studioführung bei "Hubert und Staller":Räkeln wie die Kultpolizisten

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Echte Fans kennen jede Szene der Serie. Bei der Führung durchs Studio in Wolfratshausen haben sie Gelegenheit, Drehorte vom Bratwurststand bis zum Verhörraum zu sehen. Alles darf angefasst und fotografiert werden.

Von Christa Gebhardt, Wolfratshausen

Einmal pro Woche? Vielleicht noch ein zweites Mal? "Täglich", versichert Eriks Mutter. Ihr Zwölfjähriger schaut tatsächlich jeden Tag "Hubert und Staller", ohne ginge es nicht. Die Familie ist 250 Kilometer weit aus Gößweinstein in der fränkischen Schweiz angereist, um in Wolfratshausen die Studioführung der Schmunzelkrimiserie mit zu machen, die bei der ARD und im Bayerischen Fernsehen läuft. Die Mittagstour ist wie die drei anderen am Samstag ausverkauft.

Der Produktionsleiter der Kultserie, Michael Erhard, erklärt den Fans persönlich die wichtigsten Drehorte: Polizeiwache, Besprechungszimmer, Büros, Krankenhaus und die Pathologie. Alles unter einem Dach. Christian Tramitz und Helmfried von Lüttichau spielen die Streifenpolizisten, die stets am Rand ihres Kompetenzbereichs mit ungewöhnlichen Methoden ermitteln. Die Fans verfolgen das begeistert seit Beginn der ersten Staffel im Jahr 2011.

Erik, glücklich, dass die Eltern noch ein Ticket ergattert haben, kennt alle Szenen der bisherigen fünf Staffeln auswendig. Die Dreharbeiten zur sechsten Staffel (Folgen 85 bis 100) sind abgeschlossen und werden von März an gezeigt. Erik kann das kaum erwarten. Mit ihm sind in gespannter Erwartung die anderen "Hubert und Staller"-Fans: Familie Rath aus Regensburg, Großfamilie Gruber aus Geretsried, das Ehepaar Preller aus Erlangen, das lange Staus auf der Autobahn auf sich genommen hat, und junge Paare, wie Nadine und Frank Kanon vom Bodensee.

Die beiden haben in der Bäckerei der beliebten Serienfigur Sabrina Rattlinger in Münsing gefrühstückt, weil da die Serienhelden Hubert und Staller immer ihren Kaffee trinken. Ganz wie im Drehbuch. "Die einzige Serie, die wir gemeinsam schauen," sagt Nadine, sei "Hubert und Staller", sonst seien sie sehr unterschiedlich, was den Filmgeschmack angehe. So was verbindet. Die meisten Fans schauen die Episoden mehrmals, weil man dabei immer wieder was Neues entdeckt.

Requisiten und Ausstattung kennen natürlich alle, und bei der Führung darf alles berührt, fotografiert und auch angezogen werden. Die schwarze Polizeilederjacke von "Hubsi" zum Beispiel. "Da fühlt man sich gleich wichtig", stellt die Erlangerin fest. Allerdings dürfen Kostüme keiner echten Uniform oder einem Modelabel ähnlich sehen, das gelte auch für Schreibunterlagen der Polizeibeamten, Autokennzeichen oder Firmenaufschriften. Das meiste seien daher selbsthergestellte Fantasieprodukte, wie Produktionsleiter Erhard erläutert. Natürlich ist auch die berühmte Moorleiche, die unter dem Tuch auf der Bahre in der Pathologie von Dr. Anja Licht liegt, ein selbstgebasteltes Modell. Allerdings gibt's auch einen erschrockenen Aufschrei, als ein mutiger Fan das Tuch wegzieht, denn gruselig ist sie schon, die schwarze Tote. Beim Film gebe es eine Menge Tricks, sagt Erhard, und plaudert zur Freude der Fans aus dem Nähkästchen. Dabei verrät er so manche Eigenarten der Schauspieler, die ihre Lieblingsfiguren spielen. "Einfach toll!", findet nicht nur Eric. Die Fans dürfen mit Stallers Telefon telefonieren, im Chefsessel von Polizeirat Reimund Girwidz das riesige Luftbild von Wolfratshausen studieren oder den Arbeitsplatz der taffen Polizeimeisterin Sonja Wirth untersuchen. Sie können in Yazids vollgestopfter Autowerkstatt auf dessen trashigem Schlafsofa herumfläzen, den Grusel genießen, als Verdächtiger in einem engen Verhörraum zu sitzen und zum Schluss mit dem Polizeiauto mitfahren.

In der 6. Staffel wird Franz Hubert nach seinem Fenstersturz aus jahrelangem Koma erwachen, und in der Polizeiwache Wolfratshausen alles ganz anders sein. Was, wird hier ganz sicher nicht verraten.

© SZ vom 13.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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